Design Lab, die multiperspektivische Ausstellungsreihe des Kunstgewerbemuseums widmet sich erstmals dem Thema „Edelstein“ und kooperiert dafür mit dem Campus Idar-Oberstein der Hochschule Trier. Als eines der bedeutendsten Zentren für Edelstein in Europa bildet Idar-Oberstein einen zentralen Knotenpunkt in einem weltweiten Netzwerk von Steinhandel und Steinbearbeitung. Hier kommen Studierende aus aller Welt zusammen, um sich mit dieser Materie künstlerisch und gestalterisch auseinanderzusetzen. Design Lab hat sie eingeladen, Edelsteine über die Schmuckgestaltung hinaus in ihrer komplexen Ambivalenz zu untersuchen.

Steinsammlungen, kleine Skulpturen, Juwelen aus kostbaren Steinen faszinieren Menschen, lösen Sehnsüchte aus. Gier und kriminelle Handlungen leiten sich daraus ab. Ihr Abbau zerstört Landschaften, ist Anlass für blutige Konflikte. Andererseits führen Handel und Verarbeitung von Steinen seit Jahrtausenden Menschen aus den entlegensten Regionen der Welt zusammen und sind Anlass für Austausch und Innovation. Die Identität einer sozialen Gemeinschaft kann sich an einzelnen, besonderen Steinen verankern. Sie gelten als heilig oder sind Teil von Objekten, welche in identitätskonstituierenden Riten von Bedeutung sind. Waren Edelsteine früher nur wenigen zugänglich, sind sie heute leicht konsumierbare Massenprodukte geworden. Trotzdem ermöglichen die Eigenschaften der Steine – ihre Musterung, Farbigkeit, Härte – über die sinnliche Wahrnehmung einen symbolischen Zugang zu dem Material, zu einer Ideen- und Vorstellungswelt, die oftmals eine tiefe emotionale Bindung hervorruft.

Kunstgewerbemuseen sind per se immer auch Materialarchive, denn ihre Sammlungen wurden seit ihrer Gründung im 19. Jahrhundert nach Material und Herkunft strukturiert und präsentiert – und werden es teilweise immer noch. Von der politischen Seite erzählen die Sammlungspräsentationen bislang jedoch selten etwas. Der Fokus liegt vielmehr auf der Virtuosität der handwerklichen Bearbeitung und dem künstlerischen Entwurf. Über die Jahrhunderte dienten edle und aus westlicher Sicht fremde und unbekannte Materialien der Repräsentation von gesellschaftlichem Status und politischem Einfluss. Insbesondere (Edel)steine galten darüber hinaus als magische Objekte und dienten dem religiösen Kult, wovon vor allem die Exponate der mittelalterlichen Kirchenkunst zeugen. In Renaissance und Barock, der Blütezeit der Steinschneidekunst, erhob sich der Künstler zum Beherrscher der Natur und formte den Stein entgegen seinen physikalischen Eigenschaften. Künstlerisch bearbeitete Steine findet man in der Sammlung des Kunstgewerbemuseums aus unterschiedlichen Epochen und in ganz unterschiedlichen Formen und Funktionen, als Objekt oder als Schmuck.

Idar-Oberstein lautet der Name eines einzigartigen Ortes in Deutschland, in dessen DNA Stein als Material eingeschrieben ist. Als eines der bedeutendsten Zentren für Edelstein weltweit bildet er einen zentralen Knotenpunkt im globalen Netzwerk von Steinhandel und Steinbearbeitung. Umgekehrt hat der Stein die Region und die Menschen über Jahrhunderte geprägt. Seit dem 19. Jahrhundert haben sich hier Spezialisten für das Schleifen und Gravieren von seltenen Steinen etabliert und Idar-Oberstein in eine große Werkstatt für besondere handwerkliche Kulturtechniken transformiert, deren Kenntnisse jedoch heute immer mehr verloren gehen. Der Campus Idar-Oberstein der Hochschule Trier hat sich nichts Geringeres zum Ziel gesetzt, als die Geschichte und Tradition des Ortes, die mit ihm verwobenen Kulturtechniken und das kulturelle Wissen zu reaktivieren und mit zeitgenössischem Kunstverständnis und Könnerschaft in die globalisierte Gegenwart zu führen.

Die Ausstellung wird kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin für Design am Kunstgewerbemuseum, und Theo Smeets, Leiter des Campus Idar-Oberstein Im Rahmen der Ausstellung sind Arbeiten von Constanza Salinas (CL), Ana Bellagamba (MX), Mana Jahangard (IR), Natascha Frechen (DE), Sophia Kron (DE), Elias Neuspiel (AT), Qi Wang (CN), Sandra Hartman (NL), Helena Renner (DE), Miriam Strake (AT), Nioosha Vaezzadeh Angoshtarsaz (IR), Luisa Werner (DE), Felicia Mülbaier (DE), Lisha Wang (CN) und Ye Wang (CN) sowie Cornelia Wruck (DE) und Peter Vermandere (BE) zu sehen.

Die Ausstellungsreihe „Design Lab“ lädt seit 2019 ausgewählte Designstudios, Studierende und Aktivist*innen ein, aktuelle Projekte vorzustellen und in einen Diskurs mit der Sammlung des Kunstgewerbemuseums zu treten. Kuratiert wird die Reihe von Claudia Banz; gefördert wird sie durch das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in Deutsch und Englisch im Verlag arnoldsche Art Publishers, 272 Seiten, ca. 200 Abbildungen, ISBN: 9783897906600, Preis: 28 €.

Coronabedingt kann sich die geplante Laufzeit der Ausstellung kurzfristig ändern. Aktuelle Informationen unter: http://www.smb.museum

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Staatliche Museen zu Berlin
Stauffenbergstraße 41
10785 Berlin
Telefon: +49 (30) 26642-2201
Telefax: +49 (30) 26642-2202
http://www.smb.museum

Ansprechpartner:
Markus Farr
Pressereferent
Telefon: +49 (30) 26642-3402
Fax: +49 (30) 26642-3409
E-Mail: presse@smb.spk-berlin.de
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel