DIW-Berechnungen zeigen, wie ein Grunderbe die Vermögensungleichheit verringern würde – Finanzierung durch vermögensbezogene Steuern sinnvoll – Beide Komponenten zusammen würden Vermögensungleichheit gemessen am Gini-Koeffizienten um bis zu sieben Prozent senken

Ein Grunderbe in Höhe von bis zu 20.000 Euro für alle 18-Jährigen und deren Finanzierung durch Erbschaftsteuer oder Vermögensteuer würde die Vermögensungleichheit in Deutschland deutlich reduzieren. Je nach Ausgestaltung sänke der Gini-Koeffizient, das Standardmaß der Ungleichheit, um fünf bis sieben Prozent. Das ist das zentrale Ergebnis einer Simulationsberechnung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Im jetzigen Koalitionsvertrag sind Maßnahmen vorgesehen, die die Vermögensbildung unterstützen sollen, wie die Förderung des Wohneigentums, die Verbesserung der betrieblichen und privaten Altersvorsorge sowie die Erhöhung des Sparerpauschbetrags bei der Einkommensteuer. „Das geht in die richtige Richtung, dürfte aber die große Ungleichheit bei den Vermögen nur moderat und sehr langfristig senken“, erläutert Studienautor und DIW-Steuerexperte Stefan Bach. „Charmanter wäre die Idee eines Grunderbes, bei dem alle 18-Jährigen ein Startkapital vom Staat geschenkt bekommen – natürlich nicht cash, sondern mit Verwendungsauflagen für Aus- und Weiterbildung, Erwerb von Wohneigentum, Selbstständigkeit oder Unternehmensgründungen.“

„Die hohe Vermögensungleichheit sollte durch Umverteilung reduziert werden: indem die besitzlose Hälfte ein Grunderbe zum Vermögensaufbau erhält, das über Steuern auf hohe Vermögen finanziert wird“ Stefan Bach

Bei einem Startkapital von 20.000 Euro für alle Volljährigen würde dieses Grunderbe rund 15 Milliarden Euro im Jahr kosten. Einschließlich weiterer Förderprogramme und Entlastungen bei der Grunderwerbsteuer ließe sich das durch die Erhöhung von vermögensbezogenen Steuern finanzieren. Infrage kämen eine Reform der Erbschaftsteuer, eine höhere Besteuerung von Immobiliengewinnen und eine Vermögensteuer für Hochvermögende. „Vor allem die Erbschaftsteuer ist bei vielen unbeliebt – obwohl die wenigsten davon betroffen sind. Wenn die Steuererhöhungen für ein Grunderbe verwendet würden, wären die Steuererhöhungen für Reiche sicher leichter zu vermitteln“, meint Studienautor Bach, der die Berechnungen im Auftrag des Forum New Economy durchgeführt hat.

Verschiedene Szenarien durchgerechnet

Bach hat verschiedene Szenarien zu höheren Vermögensteuern mit unterschiedlichen persönlichen und betrieblichen Freibeträgen durchgerechnet. Deren langfristige Wirkungen werden anhand einer Vermögensabgabe aufgezeigt, die hohe persönliche Freibeträge von mindestens einer Million Euro und auch Vergünstigungen für Unternehmensvermögen vorsieht. Dies würde für sich genommen die Vermögensungleichheit gemessen am Gini-Koeffizienten lediglich um ein bis zwei Prozent senken. Werden die Einnahmen aber für das Grunderbe ausgegeben, sänke die Vermögensungleichheit um fünf bis sieben Prozent. Vernachlässigt wurden bei diesen Berechnungen mögliche Ausweichreaktionen bei den Betroffenen.

„Wenn wir wirklich in absehbarer Zeit ,Wohlstand für alle‘ schaffen wollen, dann sollten wir die hohe Vermögensungleichheit in Deutschland durch Umverteilung reduzieren: indem die besitzlose Hälfte ein Grunderbe zum Vermögensaufbau erhält, das über Steuern auf hohe Vermögen finanziert wird“, ist Studienautor Bach überzeugt.

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