Mehr Starkregen, Hitze und Dürre trotz überdurchschnittlich regenreicher Sommermonate, vereinzelt zu trockene Wintermonate – das sind nur drei der Erkenntnisse, die der erste HAMBURG WASSER Regenreport liefert. Mit dem heute veröffentlichten Bericht leistet Hamburgs Wasserversorger einen Beitrag dazu, Antworten auf die drängende Frage zu erhalten, welche Auswirkungen der Klimawandel ganz lokal auf den Wasserhaushalt der Hansestadt hat. Im Rahmen der Veröffentlichung des Regenreports, die im Beisein von Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif stattfand, hat HAMBURG WASSER außerdem ein konkretes Beispiel dafür präsentiert, wie Hamburg künftig wassersensibler gestaltet werden kann. Dazu hat HAMBURG WASSER im Stadtteil Neugraben Hamburgs erstes intelligentes Gründach in Betrieb genommen. Das Dach kann überschüssiges Regenwasser nicht nur speichern, sondern es abhängig von Live-Wetterdaten gezielt ablassen, um aufnahmefähig für Starkregen zu sein. Damit steht es beispielhaft für die Entwicklung Hamburgs hin zur sogenannten Schwammstadt. 

Für den Regenreport hat HAMBURG WASSER unter anderem Daten ausgewertet, die die unternehmenseigenen Regenschreiber liefern. HAMBURG WASSER kombiniert allgemein zugängliche Daten wie die des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit der sehr lokalen Perspektive auf das Klima- und Wettergeschehen in Hamburg. Ein wertvoller Beitrag für die weitere Forschung, wie der zugeschaltete Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif betonte: "Der Klimawandel ist längst in Hamburg spürbar. Das zeigt nicht zuletzt der Regenreport von HAMBURG WASSER. Hitze, Trockenheit und Starkregen nehmen zu. Wir müssen uns einerseits an die Veränderungen anpassen, die unvermeidbar sind und andererseits alles daransetzen, die globale Erwärmung auf das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Maß zu begrenzen."

Prägnanteste Ergebnisse: trockener Winter – nasser Sommer

Der Regenreport betrachtet das hydrologische Jahr 2020/2021, welches den Zeitraum von November bis Oktober des Folgejahres erfasst. Einzelne Monate stechen besonders hervor und zeigen die extreme Bandbreite des Niederschlagsgeschehens in Hamburg. So gehört der November 2020 mit einer Gesamtniederschlagsmenge von 14mm zu den 10 Prozent der trockensten Novembermonate seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1891. Der nächste auffällig trockene Monat war der Februar 2021: Die Niederschlagsmengen waren mit 23mm ebenfalls zu gering. Zum Vergleich: der bislang nasseste Februar wurde mit 142,4mm im Jahr 2020 gemessen. Den trockenen Wintermonaten stehen die sehr nassen Monate Mai und August des hydrologischen Sommerhalbjahrs 2021 gegenüber, in denen rund 48 Prozent mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel fiel.

Dennoch gab es im Sommer auch Trockenperioden: Die stärkste Hitzephase verzeichnet der Juni 2021. An elf Tagen wurden Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius gemessen, eine 14-tägige Phase ohne Niederschlag brachte Trockenstress für Pflanzen. Eine weitere Trockenphase gab es mit 53mm Niederschlag im Juli. Trotz phasenweiser Hitze und Trockenheit ist das hydrologische Sommerhalbjahr tendenziell sehr nass gewesen. Allerdings: Die Wassermengen sind auch in Form von Starkregen im Sommer niedergegangen. Unter Starkregenereignissen und einhergehenden Überflutungen litt besonders der Norden Hamburgs: In Poppenbüttel, Sasel und Wellingsbüttel richteten die Wassermassen gleich mehrfach große Schäden an: Am 08.07., am 06.08. und noch einmal am 10.09.

HAMBURG WASSER-Geschäftsführer Ingo Hannemann sagt: „Vor dem Hintergrund des Klimawandels und einer dynamischen Stadtentwicklung muss sich eine Großstadt wie Hamburg neuen Herausforderungen stellen, denn klimatische Extreme nehmen zu – das beweist das Jahr 2021 eindrucksvoll: Starkregenereignisse und Überflutungen werden zahlreicher, demgegenüber stehen höhere Wasserbedarfe, weil die Stadt wächst und weil Trockenphasen und Hitzewellen zunehmen. Wir stehen als Lösungspartner für die Stadt Hamburg bereit, um uns mit ihr gemeinsam auf die Zukunft vorzubereiten – und arbeiten langfristig daran, Hamburg zur Schwammstadt zu transformieren. Dies kann uns nur im engen Schulterschluss mit den Behörden, den Bezirken, der Immobilienwirtschaft und gewerblichen sowie privaten Grundstückseigentümern gelingen.“

Christian Günner, HAMBURG WASSER: „Wir sehen anhand einzelner Ereignisse, wie wichtig es ist, dass wir Hamburg robuster machen. Unerlässlich dabei ist ein Paradigmenwechsel der Regenwasserbewirtschaftung: Während wir früher daran gearbeitet haben, das Wasser auf schnellstem Wege von der Stadt abzuleiten, ist unter den neuen Bedingungen das Gebot der Stunde, das Wasser kontrolliert bei uns zu halten und es gesteuert zu bewirtschaften. Nur so können wir dem Wasser seine potenzielle Gefahr nehmen und es gleichzeitig als Ressource besser nutzen.“

Smartes Gründach – innovative Lösungen für dezentrales Regenwassermanagement

Bausteine des Systems Schwammstadt sind neben vielen weiteren Maßnahmen Gründächer. Ein solches nimmt HAMBURG WASSER jetzt in Betrieb. Das neue Gründach auf einem Pumpwerks-Schalthaus in Neugraben-Fischbek ist mit einer Besonderheit ausgestattet: Eine zusätzliche Speicherschicht in der Gründachwanne ermöglicht, dass Regenwasser zwischengespeichert werden, verdunsten und kontrolliert in eine Mulde abgegeben werden kann. Innovativ ist dabei der letzte Schritt. Ein integriertes Ventil, das an eine Wetter-App gekoppelt ist, reguliert die Wasserabgabe automatisch. Meldet die Wetter-App beispielsweise ein bevorstehendes Starkregen-Ereignis, leert sich der Wasserspeicher des Dachs, um für das kommende Ereignis maximal aufnahmefähig zu sein. Dies schafft mehr Speicherkapazität – lokal, ohne zusätzliche Flächenversiegelung und nur durch Nutzung bereits bestehender Flächen. Das smarte Gründach zeigt modellhaft und im Kleinen, wie das Prinzip der dezentralen Retention funktioniert – und steht schon jetzt dafür, wie die Schwammstadt der Zukunft aussehen kann. 

Rund 70 Jahre Datenerfassung bei HAMBURG WASSER

HAMBURG WASSER erfasst seit Jahrzehnten umfassende Daten über Niederschlagsereignisse in Hamburg. 32 Regenschreiber verteilt über das Stadtgebiet stehen Hamburgs Versorger dafür zur Verfügung. Diese Daten liefern in Verbindung mit den Messungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wichtige Erkenntnisse über Hamburgs Wasserhaushalt. HAMBURG WASSER nutzt diese Erkenntnisse für die Bewirtschaftung bestehender Entwässerungssysteme sowie zur Planung und Investition in zukünftige Anlagen. Relevant ist immer das hydrologische Jahr, das den Zeitraum November bis Oktober des Folgejahres umfasst.

Umweltsenator Jens Kerstan: „Im Hamburger Klimaplan haben wir das Leitbild einer zukunftsfähigen Stadt formuliert, die smart, klimafreundlich und resilient gegenüber den Folgen des Klimawandels ist. Wie unabdingbar das ist, zeigt der erst kürzlich veröffentlichte Klimareport für Hamburg, nachdem Intensität und Häufigkeit von Starkregenereignissen zunehmen werden. Gerade in einer wachsenden, verdichteten Stadt mit einer entsprechenden Versiegelung müssen wir handeln, um die Stadt an die Veränderungen des Niederschlagsgeschehens anzupassen. Hierfür aber benötigen wir auch Daten, auf deren Grundlage Entscheidungen und Maßnahmen getroffen werden. Der Regenreport von HAMBURG WASSER ist hierfür eine große Hilfe.“

Über die Hamburger Wasserwerke GmbH

Leben mit der Ressource Wasser – Hamburg auf dem Weg zur Schwammstadt

Wasser – das zeigt die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in diesem Jahr besonders dramatisch – kann zur tödlichen Gefahr werden. Gleichzeitig ist es eine Ressource, die es nachhaltig zu behandeln und zu schützen gilt. Die Vereinbarkeit beider Faktoren liegt im naturnahen dezentralen Regenwassermanagement: Wasser soll nicht mehr komplett aus der Stadt abtransportiert und zentral gesammelt werden, sondern möglichst dort, wo es in Form von Niederschlag fällt, entweder versickern, verdunsten oder zurückgehalten werden, um es kontrolliert wieder in die Umwelt abgeben zu können. So funktioniert die sogenannte Schwammstadt, die Regenwasser wie ein Schwamm aufnimmt und es verzögert abgibt. Damit die Transformation Hamburgs zur Schwammstadt gelingt, bieten sich viele verschiedene dezentrale wasserwirtschaftliche Lösungen an. Sinnvoll in die Stadtplanung integriert, können beispielsweise unbebaute Rückhalteflächen wie Parks ebenso wie Dach- und Fassadenbegrünung, versickerungsfähige Beläge und kombinierte Anlagen dafür sorgen, dass das Wasser mehr Platz in dicht besiedelten Städten erhält. Das mindert die Auswirkungen des Klimawandels auf die Stadt, denn vor Ort zurückgehaltenes Regenwasser kühlt den Stadtraum und steigert die Bodenfeuchte. Außerdem entlastet der dezentrale Regenrückhalt die Trinkwasser- und Abwassersysteme bei extremen Wetterereignissen.

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