In der Bevölkerung wächst die Unsicherheit: Nur ein Drittel aller Deutschen bewertet die eigene finanzielle Situation im kommenden Jahr positiv, so eine Umfrage der Postbank. Besonders Frauen verlieren beim Blick auf das Jahr 2022 die Zuversicht.

Die Corona-Krise geht ins dritte Jahr und hinterlässt deutliche Spuren: Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Postbank sind immer weniger Deutsche optimistisch, dass sich ihre finanzielle Situation im kommenden Jahr positiv entwickelt. Seit Start der Umfragereihe 2015 sank der Anteil der Optimisten auf einen Tiefstand von derzeit nur 34 Prozent. Ende 2015 blickten noch 60 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger wohlwollend auf die Entwicklung von Einkommen, Ersparnissen, Geldanlagen und Ausgaben; Ende 2019 waren es sogar 64 Prozent. Obwohl der Anteil der Optimisten eingebrochen ist, blieb die Zahl der Pessimisten relativ konstant: 2015 lag sie bei 29 Prozent, 2019 bei 24 Prozent und aktuell bei 26 Prozent. Heute bewerten jedoch deutlich mehr Befragte ihre Finanzen neutral – weder positiv noch negativ (2015: 10 Prozent; 2019: 11 Prozent; 2021: 37 Prozent). Dr. Marco Bargel, Kapitalmarktstratege der Postbank, macht den starken Anstieg der Inflation für den Stimmungswandel verantwortlich: „Da sich Energie stark verteuert hat und das Einkommen mit der Preisentwicklung nicht Schritt halten kann, bleibt weniger Geld für andere Anschaffungen übrig. Gleichzeitig verschärft sich die inflationsbedingte Entwertung von Geldvermögen. Denn viele Deutsche parken ihr Geld immer noch auf dem Sparbuch, wo es praktisch kaum Zinsen abwirft.“

Frauen stärker betroffen

Der Kapitalmarktstratege kritisiert: „Obwohl die Inflation so hoch ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr, hält die EZB an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Damit riskieren die Währungshüter, dass die Inflation weiter ansteigt und sich immer mehr vom Zielwert zwei Prozent entfernt.“ Anzeichen für eine baldige Zinswende im Euroraum gibt es aus Sicht von Bargel nicht. Besonders Frauen scheinen von den ungünstigen Rahmenbedingungen betroffen zu sein: Zum ersten Mal seit Beginn der Umfragereihe gibt es weniger Optimistinnen (28 Prozent) als Pessimistinnen (30 Prozent). Von den Männern zeigen sich hingegen 39 Prozent zuversichtlich und nur 21 Prozent pessimistisch. „Frauen sind überdurchschnittlich oft im Niedriglohnsektor beschäftigt und hinken beim Einkommen immer noch in vielen Bereichen hinterher“, erklärt Bargel die unterschiedliche Haltung. „Sie sind stärker von einer steigenden Inflation betroffen, da sie einen relativ großen Teil ihres Einkommens für den Konsum ausgeben müssen und weniger Geld zum Sparen übrighaben.“

Informationen zur Umfrage:

In einer repräsentativen Online-Befragung interviewte YouGov im Auftrag der Postbank zwischen dem 5. und 8. November 2021 insgesamt 2.091 Befragte ab 18 Jahren.

Quelle: Postbank Pressedienst 4/21

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