Für die französische Industrie ist Atomstrom eine der wesentlichen Energiequellen. „Diese in mehr oder weniger alten, längst abgeschriebenen Atomkraftwerken hergestellte Energie ist deutlich billiger als alles, was an Strom in Deutschland hergestellt wird“, sagt Voigt. „Es wäre aus Klima- wie aus Sicherheitsgründen sinnvoll, diese Atommeiler vom Netz zu bekommen.“ Doch es sieht so aus, als könnte das Gegenteil geschehen. „Die Welt hat sich auf die Fahnen geschrieben, ihre Energie klimaneutral zu produzieren“, so Voigt. „Doch Atomkraft ist dabei der absolut falsche Weg.“
Die Weltklimaorganisation IPCC hat bereits im Jahr 2014 festgestellt, dass Atomkraftwerke zwischen 3,7 und 110 Gramm CO2-Äquivalente pro erzeugter Kilowattstunde ausstoßen. „Dabei kommt es zusätzlich darauf an, ob nur die Betriebsphase oder auch Bau und vor allem Rückbau mit in die Rechnung einbezogen werden“, sagt Voigt. In jedem Fall stellen Atomkraftwerke mit dem Ausstoß von mehreren Hunderttausend Tonnen CO2-Äquivalenten durchaus eine nennenswerte Belastung fürs Klima dar. Und die Herausforderungen aus Rückbau und Lagerung von Altlasten sind selbst heute, rund 70 Jahre seit dem Beginn der friedlichen Nutzung der Atomenergie, immer noch nicht gelöst.
Der französische Vorschlag hat denn auch keinen klima- sondern ausschließlich industriepolitischen Hintergrund. „Hier geht es ganz deutlich um Vorteile für die französischen Unternehmen“, sagt Voigt. „Das Klimaargument ist dabei nur ein Deckmantel und sollte von den anderen EU-Staaten möglichst rasch auch als solcher benannt werden.“ Der einzige Weg, Strom möglichst klimafreundlich zu produzieren, ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien. „Hierauf legt die Politik weltweit den Fokus, hier wird privates Kapital mobilisiert, hier sind alle Anstrengungen hilfreich und wichtig“, sagt Voigt. „Atomkraftwerke grün anzustreichen, ist kontraproduktiv: So verliert die Menschheit Jahre auf dem Weg zum Umbau der Energieversorgung aus nachhaltigen Quellen.“
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