Das flexible Arbeiten via Laptop von zuhause oder im Coworking-Space hat vielen Mitarbeitern die Freiheit geschenkt, Privat- und Arbeitsleben besser miteinander zu vereinbaren. Und die Grenzen verschwimmen immer mehr. Wenn Arbeitnehmer ihren Urlaub in eine Workation verlängern wollen, dann können Aktivitäten wie, vor der Arbeit noch schnell ins Meer springen oder den Feierabend mit einem Cocktail in der Hand am Pool ausklingen lassen, Realität werden. Was nach Urlaub klingt, kann dennoch ein normaler Arbeitstag sein. Diese Flexibilität müssen Unternehmen anbieten, um die besten Talente an sich zu binden und zufriedene Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu haben.

Laut einer Umfrage von Expedia möchte jeder zweite deutsche Arbeitnehmer ab und zu von einem anderen Ort aus arbeiten. 37 Prozent der 1.000 deutschen Beschäftigten wären demnach mit einer Workation-Möglichkeit nicht nur entspannter und glücklicher (33 Prozent). Etwa genauso viele (31 Prozent) sind der Meinung, dass eine Workation sie auch produktiver machen kann. Nachdem die Pandemie das Reisen stark eingeschränkt hat, würde jeder zweite Befragte lieber in einem warmen Land arbeiten, statt Urlaub im eigenen Land zu machen. Mit dem „digitalen Nomadentum“ ist Workation jedoch nicht vergleichbar, da es hier nur um eine temporäre Verlegung des Arbeitsorts geht.

Es gibt aber auch Hürden beim Arbeiten im Ausland

Eine gesetzliche Grundlage für Workation gibt es in Deutschland noch nicht. Aber wenn im Arbeitsvertrag eine Vereinbarung für Fernarbeit enthalten ist, steht der vorübergehenden Verlegung des Arbeitsplatzes nichts im Wege, sofern sich der Mitarbeiter im eigenen Land aufhält. Liegt der Arbeitsort im Ausland oder ist ein längerer Aufenthalt geplant, wird es jedoch komplizierter.

Geklärt werden muss unter anderem, ab wann die Workation als „Umzug“ ins Ausland gilt. Dann hat die Beschäftigung Konsequenzen auf die Payroll, da sich die Lohnbuchhaltung an die Steuerrechte und Bedingungen im Gastland zu halten hat. Die Personalverantwortlichen müssen sich also mit den dortigen Vorschriften auseinandersetzen, was nicht zu ihrem Tagesgeschäft gehört.

Außerdem sind nicht alle Länder und Infrastrukturen auf Remote Work ausgelegt. Es gilt also vorab zu prüfen, wie die Unterbringung aussieht und ob der Arbeitsplatz ein ergonomisches und störungsfreies Arbeiten zulässt. Nicht zu unterschätzen ist auch der Faktor Arbeitsdisziplin. Wem es bereits im Homeoffice schwer fällt, sich zu konzentrieren, wird vom Blick auf das Meer noch schneller abgelenkt sein. Workation ist – wie Remote Work – nicht für jeden geeignet. Wer die folgenden Tipps von Sion Lewis, Vice President, EMEA bei LogMeIn, bei der Planung berücksichtigt, kann sich jedoch über eine erholsame Abwechslung vom Büroalltag freuen.

Tipps für die Workation-Planung:

  1. Die Dauer des Aufenthaltes: Bei einer Workation von bis zu vier Wochen gibt es keinen arbeitsrechtlichen Bedarf. Wird dieser Zeitraum überschritten, kann dies Konsequenzen in Bezug auf Steuerrecht und Sozialversicherung haben, muss also mit den zuständigen Abteilungen vorab besprochen werden. Sichergestellt sein sollte auch, ob der Workation-Aufenthalt als kurzfristige Tätigkeit (weniger als 183 Tage im Jahr) gilt.
  2. Die Wahl des Landes: Im eigenen Land kann der Mitarbeiter bei einer entsprechenden Regelung zur Fernarbeit und sofern es die Stelle zulässt, frei entscheiden, von welchem Ort er temporär arbeitet. Verlegt sich der Arbeitsort ins Ausland, muss das dort geltende Steuerrecht berücksichtigt werden. Auch bei der Sozialversicherung kann es bei einem Aufenthalt außerhalb der EU wichtige Unterschiede geben, die von den Abkommen zwischen den jeweiligen Staaten abhängen.
  3. Gutes WLAN: Hotels und Ferienwohnungen sind oftmals mit WLAN ausgestattet. Wichtig ist jedoch, dass das Netz auch im eigenen Zimmer ausreicht, um ungestört arbeiten und an Videokonferenzen teilnehmen zu können. Gästebewertungen können Aufschluss darüber geben, ob das WLAN zuverlässig ist. Wer zur Sicherheit lieber die Rezeption beziehungsweise den Vermieter kontaktiert, kann sich dabei auch gleich über die Kosten informieren. Auch die Verwendung eines WiFi-Sticks oder der Hotspot eines Mobiltelefons ermöglichen reibungsloses Arbeiten und sind ein beliebter „Plan B", wenn aus der Ferne gearbeitet wird und kein WiFi zur Verfügung steht.
  4. Gute Arbeitsplatzbedingungen: Hotelzimmer sind oft klein. Neben dem Bett gibt es meist kaum Platz, um einen Koffer abzustellen. Möglicherweise hat das Hotel aber einen gemeinschaftlich nutzbaren Arbeitsbereich für Gäste. Natürlich ist auch ein Upgrade auf eine Suite denkbar. Ferienwohnungen bieten mehr Platz und erfüllen mit einem Esstisch die Grundvoraussetzung für die Laptop-Arbeit.
  5. Schöne Aussicht: Workation ist eine Möglichkeit, dem Büroalltag zu entfliehen. Ein Arbeitsplatz mit Blick ins Grüne oder aufs Meer macht den Kopf frei und inspiriert. Graue Wände und Büroatmosphäre kennt man zuhause genug. Allerdings ist auch die Gefahr der Ablenkung wesentlich größer. Wichtig ist daher ein hohes Maß an Selbstdisziplin.
  6. Zeitverschiebungen: Erschwert wird das Arbeiten, wenn sich der Mitarbeiter in einer anderen Zeitzone befindet. Ob Team-Besprechung oder Kunden-Call – die Zeitverschiebung muss immer berücksichtigt werden. Eventuell muss ein Jour Fixe auch neu terminiert werden, da er mit den Arbeitszeiten im Ausland nicht kompatibel ist.

Am Wunschort arbeiten: Bei der richtigen Vorbereitung kein Problem

Abgesehen von der Zeitverschiebung im Aufenthaltsland, sollten sich Mitarbeiter, bevor sie ihre Workation planen, eng mit Vorgesetzten und HR-Verantwortlichen abstimmen. Denn zumindest in Ländern außerhalb der EU kann es Änderungen in Bezug auf Sozialversicherung und steuerliche Abzüge geben.

Doch ein kurzzeitiger Tapetenwechsel weg vom heimischen Schreibtisch lohnt sich. Eine Workation kann einen Motivations- und Kreativitätsschub auslösen und sich insgesamt positiv auf die Arbeitsleistung auswirken. Unternehmen sollten daher offen sein und Workation als willkommene und vor allem wohltuende Abwechslung und Ergänzung zum normalen Büro- und Remote-Alltag sehen, in den man dann auch gerne mit frischen Eindrücken wieder zurückkehrt.

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