Quartalszahlen geben grünes Licht
Einen ersten Aufschluss gäben die aktuellen Quartalsberichte der Unternehmen. Mehr als 91 Prozent der Firmen im amerikanischen S&P 500, die bis zu dieser Woche Bericht erstattet haben, könnten ihre Gewinne im Vergleich zum dritten Quartal 2020 um 39,2 Prozent steigern. Sie hätten damit die Erwartungen von 23,5 Prozent übertroffen. „Die große Abweichung von den Erwartungen ist bemerkenswert, vor allem, weil sie Aufschluss darüber gibt, wie sich die Unternehmen an die Lieferkettenkrise, den Arbeitskräftemangel und die steigenden Kosten anpassen, die angeblich den globalen Handel behindern“, sagt Grüner.
Auf die Bruttomarge kommt es an!
Unternehmen aller Sektoren könnten einen Anstieg der Gewinne verzeichnen. Doch während diese Tatsache aufgrund der niedrigen Basis vor einem Jahr nur wenig überraschen könne, würden sich weitere Tendenzen zeigen. „Insbesondere konnten die margenstarken Sektoren der Technologieunternehmen und Kommunikationsdienstleistungen ihre Bruttomargen auf höchstem Niveau weiter steigern. Diese Verbesserungen erfolgten trotz des bekannten allgemeinen und globalen Kostendrucks.“ Und Grüner führt fort: „Doch steigende Löhne, hohe Inputkosten und hohe Versandkosten haben nur wenig Einfluss auf diese Sektoren. Und so ist es kein Zufall, dass der Technologiesektor zu den Sektoren mit der besten Jahresperformance im S&P 500 gehört, und die Branche der interaktiven Medien und Dienstleistungen der Kommunikationsdienstleistungen bislang um mehr als 50 Prozent gestiegen ist“, so Grüner.
Marktbreite Unterstützung?
Doch nicht nur die Kostensensitivität sei entscheidend. Ansonsten wären diese beiden Sektoren laut Grüner die einzigen, die Gewinnsteigerungen erreichen könnten. Auch in kostenabhängigeren Sektoren wie der Industrie oder den Versorgern würden sich die Gewinnmargen stabil zeigen. Lohnabhängige Sektoren der zyklischen Konsumgüter oder des Basiskonsums meldeten hervorragende Gewinne mit Margen oberhalb des Vorkrisenniveaus. Grüner geht darauf ein, wie das zustande kommt: „Die Wirtschaft zeigt eine starke Entwicklung, die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen ist stabil hoch. Im Ergebnis sind Unternehmen in der Lage, mit Hilfe ihrer Preissetzungsmacht höhere Rechnungen durchzusetzen. Was für Konsumenten grundsätzlich negativ ist, beweist jedoch den Zusammenhang zwischen Aktien und Inflation. Tendenziell zeigen Aktien in Zeiten steigender Inflation häufig eine hervorragende Entwicklung, wenn sie höhere Preise für Güter und Dienstleistungen verlangen können. Daher stellen sie meist den besten Schutz gegen Inflation dar“, erklärt Grüner.
Fazit
Grüner fasst zusammen: „Kombiniert man besser als erwartete Schlagzeilen mit robusten Bruttomargen, wird deutlich, dass die Analysten die Auswirkungen von Versorgungsengpässen und steigenden Kosten überschätzt und die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen unterschätzt haben.“ Das sei der Stoff, aus dem Bullenmärkte gemacht würden: Eine schlechte Nachricht mache Schlagzeilen, die Menschen befürchteten Schlimmes, die Erwartungen sänken, die Realität sähe gut aus und es folge eine positive Überraschung. Das sei die Mauer der Angst. Doch Grüner meint, dass Aktien keine Perfektion bräuchten. Sie bräuchten lediglich Unternehmen, die sich weiter anpassen und Wege finden, um die auftretenden Hindernisse zu überwinden.
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