Klimaökonomin Prof. Dr. Sonja Peterson beurteilt die beim Klimagipfel COP26 verkündeten Finanzhilfen für Südafrika als ersten wichtigen Schritt, um Länder mit großen fossilen Energieressourcen beim Umstieg zu unterstützen. Weitere müssten folgen, wenn vergleichbare Länder bei einer ambitionierten internationalen Klimapolitik mitziehen sollen.­­­

„Länder mit bedeutenden fossilen Energieressourcen und niedrigen oder mittleren Einkommen gehören zu den Bremsern einer ambitionierten Klimapolitik. Denn ihnen drohen durch eine globale Klimapolitik die größten ökonomischen Einbußen, weil letztlich die Nutzung fossiler Brennstoffe nahezu vollständig auslaufen muss, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Unsere Simulationsstudien zeigen, dass die selbstgesteckten Ziele dieser Länder in der Klimapolitik nicht ambitioniert gesetzt sind und sie kaum dafür sorgen, dass Verursacher von CO2-Emissionen stärker zur Kasse gebeten werden. Allen voran gehören zu dieser Ländergruppe Russland und der Nahe Osten, aber eben auch Südafrika und andere wirtschaftlich schwächere Länder mit großen Kohle-, Öl- oder Gasvorkommen.

Ein entscheidender Baustein der internationalen Klimapolitik muss sein, dass die ärmeren unter diesen Ländern Hilfen von Dritten erhalten und in ihrer nachhaltigen Entwicklung unterstützt werden, um ihre Klimaziele erreichen zu können. Dem Klimapakt für Südafrika müssen weitere für andere Staaten folgen. Dafür ist auch ein schon vor COP26 verkündeter Finanzierungsplan ein wichtiger Erfolg, um von 2020 bis einschließlich 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die Anpassung an den Klimawandel und die Minderung von Emissionen in Entwicklungsländern bereitzustellen.  

Nun gilt es, daraus auch konkrete Projekte zu entwickeln. Neben Finanzhilfen zählt dazu die Unterstützung von institutionellen Reformen, Bildung und Forschung sowie der Technologietransfer. Die angekündigte Partnerschaft wohlhabenderer Länder mit Südafrika könnte zu einem konkreten Erfolgsbeispiel werden, wie Staaten in einer vergleichbaren ökonomischen Situation für eine ambitionierte Klimapolitik gewonnen werden können.

Andere Lösungen umfassen, Staaten für die Nichtausbeutung fossiler Ressourcen zu kompensieren. Ein erstes großes Experiment in Ecuador scheiterte allerdings mangels bereitgestellter Finanzmittel. Eine dazu bislang ausschließlich theoretisch verfolgte Idee ist, dass ressourcenreiche Länder handelbare Rechte, fossile Brennstoffe zu extrahieren, an Länder verkaufen, die Emissionen einsparen wollen und die dann selbst von der Rohstoffförderung absehen.“

Hintergrund

Südafrika stellt derzeit fast 90 Prozent seines Stroms aus Kohle her und liegt weltweit auf Platz sechs der Länder, die Kohle verstromen. EU-Länder, die USA und Großbritannien haben in Glasgow angekündigt, 8,5 Milliarden US-Dollar bereitzustellen, um den Ausbau erneuerbarer Energien in Südafrika zu fördern und Stromnetze zu erneuern. Deutschland sagte 700 Millionen Euro zu.

Ein ausführliches Paper zum Thema

Pittel et al. (2021). Chances and Obstacles to Strengthening the Paris Agreement – The Case of Resource-Rich Countries. Background Paper Forum Climate Economics 9.

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