Anlässlich der morgen startenden Hauptversammlung des Deutschen Städtetages fordert der BUND Thüringen, den Weg freizumachen für die Stadtplanung von morgen. Dazu müsse die Inanspruchnahme neuer Siedlungsflächen gestoppt und sozialer Boden und Umwelt künftig gemeinsam gedacht werden. Überholt sei auch das Konzept der „autogerechten“ Stadt, die einem gut ausgebauten, sozial-verträglichen Personennahverkehr weichen sollte. Gerade in Thüringen biete die öffentliche Anbindung an den ländlichen Raum großes Potenzial.

„Die Stadtplanung von gestern ist mehr als überholt“, erklärt Robert Bednarsky, Sprecher des Landesarbeitskreises „Transformative Stadt- und Regionalentwicklung“ des BUND Thüringen. „Die Versiegelung unserer Städte hat ein bedenkliches Ausmaß angenommen, immer mehr Grünflächen verschwinden, Hitzetage werden unerträglich. Es fehlen Schatten, Verdunstungskälte und die Abkühlung der Luft; Stadtnatur wurde auf ein Minimum zurückgedrängt. Wir müssen endlich damit anfangen, in die Stadt von morgen zu investieren, wenn wir Klimaneutralität bis 2035 erreichen wollen. Dazu müssen die Städte ihren Beitrag leisten. Städte müssen endlich wieder lebenswert werden – für Mensch und Natur.“

Um den Folgen des Klimawandels zu begegnen und dem Verlust der Artenvielfalt zu stoppen, müssten Städte laut BUND Thüringen wieder grüner und resilienter werden. Es dürfte kein neuer Flächenverbrauch stattfinden, ohne dass an anderer Stelle versiegelte Flächen in mindestens gleichem Maße entsiegelt und renaturiert werden.

Urbane grüne und blaue Infrastruktur, wie Grünanlagen oder Gewässer seien zukünftige nicht mehr optional, sondern als zwingend notwendiger Bestandteil der Stadtplanung zu betrachten. Bednarsky: "Wir brauchen mehr grüne Freiräume in den Städten. Wasser, Natur, Plätze und Parks sind eine notwendige Infrastruktur in der Stadt der Zukunft, um ein lebenswertes Umfeld für die Menschen, Tier und Pflanzen zu sichern. Besonders einkommensschwache Menschen leiden unter dem Verschwinden von Grünflächen in der Stadt, mit negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit."

Laut Verband gingen durch die Versiegelung auch die Lebensraumfunktion und die Fruchtbarkeit des Bodens verloren. Das hat wiederum negative Effekte auf die Bodenfauna und die Artenvielfalt im Allgemeinen. "Biodiversität ist für Menschen überlebenswichtig und trägt zu einer hohen Lebensqualität bei", so Bednarsky weiter. "Das Motto muss lauten: Grünfläche statt Parkplatz."

Dazu sei auch ein Umdenken bei der Verkehrsplanung entscheidend: „Der städtische Verkehr ist ein Hauptverursacher von Luftverschmutzung, Lärm und Flächenverbrauch und trägt zu den großen Treibhausgasemissionen der Städte bei. Um wirksame Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen, muss die Stadtplanung von morgen auf ein gut ausgebautes, bezahlbares öffentliches Nahverkehrsnetz setzen.“

Gerade im vergleichsweise wenig urbanisierten Thüringen dürften die Städte jedoch nicht losgelöst betrachtet werden. Auch der ländliche Raum profitiere von einer guten Verkehrsanbindung an urbane Gebiete. Bednarsky: „Die Einführung eines halbstündlichen ThüringenTaktes nach Schweizer Modell für alle Ortschaften in Thüringen könnte das Verkehrsaufkommen in den Städten langfristig entlasten und den Wohnraum außerhalb der Städte attraktiver machen.“

Jetzt seien die deutschen Städte gefragt, sich auf den Weg in die Stadt von morgen zu machen. Bednarsky: „Wir müssen endlich damit anfangen, urbane Gebiete und den ländlichen Raum wieder lebenswert zu machen. Davon profitiert nicht nur unser Klima, sondern auch Mensch und Natur.“

Mehr Informationen:

Landesarbeitskreis Transformative Stadt- und Regionalentwicklung : www.bund-thueringen.de/transformation/ak-stadtentwicklung

Stadtnatur – grüne Freiräume schaffen : www.bund.net/themen/naturschutz/stadtnatur-gruene-freiraeume-schaffen

Die Stadt für Morgen: www.umweltbundesamt.de/publikationen/die-stadt-fuer-morgen-umweltschonend-mobil-laermarm

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