„Das ist besorgniserregend, weil wir wissen, dass in den Lockdowns das Risiko häuslicher Gewalt er-höht war, und gleichzeitig wichtige Außenkontakte und Frühwarnsysteme weggefallen sind“, erklärt FHK-Geschäftsführerin Heike Herold. Neben dem erschwerten Zugang zu Unterstützung spielen für die Entwicklung u.a. auch Platzreduzierungen zur Einhaltung von Hygieneregeln sowie Aufnahmestopps bei Corona-Verdachtsfällen eine Rolle.
Die Frauenhaus-Statistik 2020 bestätigt außerdem das Fortbestehen vielzähliger Probleme im Gewalt-schutz, die sich im Pandemiekontext z.T. weiter zuspitzten: Wie in den Vorjahren fanden mehr Kinder als Frauen in den Einrichtungen Zuflucht, etwa 3000 davon im schulfähigen Alter mit Home-Schooling-Bedarf. Auch jenseits von Corona sind jedoch viele Frauenhäuser nicht mit ausreichend Mitteln für Kinderbetreuung ausgestattet. Weiterhin setzt sich die seit Jahren zunehmende Verweildauer von Frauen u.a. aufgrund schwieriger Wohnungsmarktlagen fort. Und nach wie vor müssen 25% aller Be-wohner_innen die Kosten für ihren Schutzplatz ganz oder teilweise selbst tragen.
„Das Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen ist seit Jahrzehnten auf Kante genäht. Entsprechend darf die öffentliche Aufmerksamkeit, die häusliche Gewalt seit Pandemiebeginn erfahren hat, nicht einfach wieder abebben“, so Herold. „Gewalt gegen Frauen ist nicht durch den Corona-Virus entstanden und wird nicht mit ihm verschwinden. Unsere Statistik belegt Jahr um Jahr: Das ist eine eigene, menschen-gemachte Pandemie, die bleibt, solange wir nicht konsequent dagegen vorgehen.“
Die Frauenhausstatistik von FHK erfasst als einzige Erhebung jährlich Daten zu Nutzung und Leistungen von Frauenhäusern bundesweit. An der Erhebung beteiligt sich derzeit etwa die Hälfte der Frauenhäu-ser in Deutschland. Die aktuelle Frauenhaus-Statistik beinhaltet eine Sonderauswertung zu Frauen mit Beeinträchtigungen und steht als Kurzversion sowie als Langfassung kostenfrei zum Download bereit.
Frauenhauskoordinierung e. V. (FHK) wurde im Jahr 2001 auf Initiative der Wohlfahrtsverbände (AWO Bundesverband e. V., Diakonie Deutschland, Der Paritätische Gesamtverband, Sozi-aldienst katholischer Frauen Gesamtverein e. V./Deutscher Caritasverband e. V.) gegründet, um sich im Auftrag der Mitglieder für den Abbau von Gewalt gegen Frauen und für die Verbesserung der Hilfen für betroffene Frauen und deren Kinder einzusetzen. FHK koordiniert, vernetzt und unterstützt das Hilfesystem, fördert die fachliche Zusammenarbeit und bündelt Praxiserfahrungen, um sie in politische Entscheidungsprozesse sowie in fachpoli-tische Diskurse zu transportieren.
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