Die Gänsegeierhaltung im Tierpark Nordhorn hat schon eine sehr lange Tradition. Seit vielen Jahren teilen sich die stattlichen Greifvögel eine nachgebaute Felslandschaft, den sogenannten „Geierfelsen“, mit Sibirischen Steinböcken, Waldrappe und Europäischen Sumpfschildkröten. Immer wieder haben einige der Geier zusammen ein Nest gebaut, ein Ei gelegt und manchmal auch erfolgreich ein Jungtier ausgebrütet und aufgezogen – aber so wie es im Normalfall sein sollte, war es im Familienzoo eigentlich nie. In der Regel bilden Gänsegeier nämlich feste Paare die dann über Jahrzehnte hinweg zusammenbleiben. Jedes Jahr zur Brutzeit sitzen diese Paare eng beieinander, beknabbern sich mit den Schnäbeln und bauen gemeinsam ein Nest. Dabei sind die Nester von Geiern nichts so groß und beeindruckend wie beispielsweise die von Störchen. Geiernester bestehen meist nur aus ein paar Zweigen und Holzstückchen in einer geschützten Felswand.

Auf jeden Fall gab es in Nordhorn nie so eindeutige „verliebte Geierliebespaare“ und wenn dann eher gleichgeschlechtlich, denn Nordhorn war jahrelang bekannt für seine „Geier-Boygroup“. Vor 25 Jahren brachte dann eine Genanalyse Licht ins Dunkel, warum es mit der Geierzucht in Nordhorn nicht so recht klappen wollte – es gab nur männliche Geier in der Voliere. Mit der Geierdame „Lisa“ aus dem Zoo Halle kam 1998 endlich weiblicher Schwung in die Truppe und die ersten Küken wurden aufgezogen. Ein richtig festes Geierpaar hat sich aber auch dadurch nicht etabliert!

Daher wurde immer wieder durch die Kuratoren des Tierparks versucht einige Geier mit anderen Zoo zu tauschen, denn offensichtlich sind auch Gänsegeier wählerisch. Der letzte Geiertausch fand ganz aktuell in diesem Jahr statt. „Isis“, der 2008 in Nordhorn geschlüpfte männliche Geier, wurde an den Tierpark Görlitz in Sachsen abgegeben. Dafür kam ein noch namenloses, zweieinhalb Jahre junges Geiermännchen aus Görlitz nach Nordhorn. Der junge Kerl soll möglichst das Herz der gerade einmal halbjährigen Geierdame „Lillith“ erobern. Sie ist im August aus dem Zoo Münster nach Nordhorn gekommen. „Lillith“ hat einen roten Farbring. Der neue Geiermann aus Görlitz hat wie sein Tauschpartner einen gelben Farbring bekommen. Rot-Gelb wäre also die Traumkombination für die jungen Geier. Bei den älteren Vögeln sollten sich am liebsten die 31 Jahre alte „Lisa“ mit dem blauen Ring und der 7-jährige Jungspunt „Arnhem“ mit dem silbernen Ring als Pärchen finden.

Und dann könnte sich sogar noch ein drittes Geierliebespaar im Familienzoo finden. Das wären in diesem Fall der Geiermann „NOH 2000“, der einen grünen Ring trägt, und die 13jährige „Ida“ aus Stuttgart. Sie trägt keinen Farbring.

Soweit die Wunschverpaarungen der Zoologischen Leitung des Nordhorner Tierparks. Was die sechs Gänsegeier davon halten, wird sich bald zeigen, denn im Winter beginnt die Paarungs- und Brutzeit. Wer Interesse hat, kann sich ja mit einem Fernglas bewaffnet in einen der Unterstände stellen und live beobachte, welche Geier sich mögen und viel Zeit miteinander verbringen.

 

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