Insgesamt sieht die Initiative #ErnährungswendeAnpacken! viele Fragezeichen auf dem Weg zur dringend benötigten Ernährungswende in Deutschland. „Die Ernährungspolitik muss eine der maßgeblichen Querschnittsaufgaben in der kommenden Legislaturperiode sein“, so die Initiative. Sie sollte daher nicht nur ressortübergreifend sondern auch unter Einbindung von Praktiker:innen, Wissenschaftler:innen und gesellschaftlichen Akteur:innen aus allen relevanten Bereichen, Berufs- und Altersgruppen entwickelt werden.
Als unbedingt noch zu füllende Lücke des Koalitionsvertrags bezeichnet das Bündnis, dass es keine Aussagen dazu gibt, wie Deutschland den Einstieg in eine sozial gerechte Ernährungspolitik finden will. „Gesundes, nachhaltiges Essen darf kein Privileg für einkommensstarke Haushalte sein, sondern ist ein Recht für alle“. Untergegangen ist zudem die Stärkung der Ernährungsbildung, Ernährungsberatung und Ernährungstherapie.
Positiv bewertet die Initiative, dass pflanzliche Alternativen zukünftig gestärkt werden sollen, jedoch bleiben konkrete Schritte, wie etwa eine Förderung des heimischen Anbaus von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten, hier offen. Die Anhebung des Bio-Anteils in der Gemeinschaftsverpflegung auf 30 Prozent bis 2030 sowie Pläne zur Reduktion von Lebensmittelabfällen bringe Deutschland voran bei der Ernährungswende. Dass die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in der Gemeinschaftsverpflegung etabliert werden sollen, ist überfällig und gut. Eine an den planetaren Grenzen orientierte Weiterentwicklung der Standards ist jedoch im Verlauf notwendig. Zudem fehlen dem Bündnis Aussagen zur Finanzierung der flächendeckenden Umsetzung.
Als „Schritt in die richtige Richtung mit vielen Fragezeichen“ bezeichnet #ErnährungswendeAnpacken! das Ziel, an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt zu beschränken. Es komme dabei stark auf die konkrete Umsetzung an. Und um eine nachhaltige Ernährungsumgebung zu schaffen, müsste auch die derzeitige Lebensmittelbesteuerung überprüft und angepasst werden – „damit die einfache Wahl beim Einkauf in Zukunft auch die gesunde und nachhaltige Wahl ist“. Die Ampelkoalition lässt hier entscheidende Instrumente außer Acht.
Der Appell wird getragen von: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ), Bundesvertretung der Medizinstudierenden Deutschland e.V. (bvmd), Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW), BerufsVerband Oecotrophologie e. V. (VDOE), Deutsche Adipositas Gesellschaft e.V. (DDAG), Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM), Deutsches Netzwerk Schulverpflegung e.V. (DNSV), Ernährungsräte, Paritätischer Gesamtverband, Physicians Association for Nutrition (PAN), Slow Food Deutschland e.V. (SFD), Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V. (VDD), World Wide Fund for Nature Deutschland (WWF). Initiiert wurde er von der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland.
Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die sich für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem einsetzt. Der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft, des traditionellen Lebensmittelhandwerks und der regionalen Arten- und Sortenvielfalt sind für Slow Food ebenso wichtig wie eine faire Entlohnung für verantwortungsvoll arbeitende Erzeuger*innen sowie die Wertschätzung und der Genuss von Lebensmitteln.
Slow Food Deutschland e. V. wurde 1992 gegründet und zählt über 85 lokale Gruppen. Insgesamt ist Slow Food in über 170 Ländern mit diversen Projekten, Kampagnen und Veranstaltungen aktiv. Slow-Food-Mitglieder sind Teil einer großen, bunten, internationalen Gemeinschaft, die das Recht jedes Menschen auf gute, saubere und faire Lebensmittel vertritt. www.slowfood.de V.i.S.d.P.: Dr. Nina Wolff
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