Thomas Bayrle ist einer der ersten Künstler in Deutschland, der mit computergenerierten Bildern arbeitete. Im Zentrum seines Werks stehen das Zusammendenken von Maschine und Kunst sowie das Prinzip des Seriellen. Bayrle entnimmt seine Bildmotive der Alltagswirklichkeit, insbesondere der Waren- und Konsumwelt und beschäftigt sich mit urbanen Strukturen. In der Schirn zeigt er vier seiner Kurzfilme, die in den 1990er-Jahren entstanden sind. In der Videoarbeit Gummibaum (1993, 8:22 Min.) werden die Blätter und Stängel einer sich drehenden Pflanze zur Projektionsfläche für eine Szene, in der eine Gruppe rennender Kinder zu sehen ist. In jedem Blatt spielt sich die gleiche Sequenz zeitlich versetzt ab, sodass sich die Größe der Gruppe verändert und die Pflanze optisch durch diese durchflutet wird. Ein ähnliches Konzept verfolgt der Künstler mit seinem Film Sunbeam (1993/94, 11:01 Min.), bei dem er auf den Pflanzenblättern eine Parkplatzszene zeigt. In der Arbeit Superstars (1993, 9:13 Min.) geht Bayrle der Idee nach, dass sich die Massenmedien zusehends zu einem voyeuristischen System entwickeln, in dem jeder jeden beobachtet. Aus bis zu 20.000 bewegten Einzelbildern eines Filmloops erzeugt der Künstler Gesichter von Personen, die beim Betrachten dieser Bilder aufgenommen wurden. In einer endlosen Zoombewegung lässt er abwechselnd Betrachter und Videosequenzen in den Vordergrund treten. Mit der Videoarbeit Dolly Animation (1998, 5:44 Min.) stellt Bayrle Abbildungen eines katholischen Priesters denen des berühmten geklonten Schafs Dolly gegenüber und befragt die Rolle von Religion in einer Welt, die sich durch Wissenschaft nachhaltig verändert.

Nach einem Gespräch mit Schirn-Kurator Matthias Ulrich präsentiert Thomas Bayrle die Filme Adebar (1957, 1:30 Min.) und Schwechater (1958, 1 Min.) des Künstlers Peter Kubelka. Sie gehören zu seinen metrischen Arbeiten, in denen er aus schnellen Montagen von belichteten und unbelichteten Einzelbildern eine filmische Struktur aus Bild, Bewegung und Sound erzeugt.

Thomas Bayrle (*1937, Berlin) ist Maler, Grafiker und Objektkünstler. Er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Nach einer Lehre als Weber in Göppingen studierte er an der Werkkunstschule Offenbach. Von 1975 bis 2002 hatte Bayrle eine Professur an der Städelschule inne und war zeitweise Dozent an der HfG in Offenbach. Thomas Bayrles Werke waren mehrfach bei der Biennale di Venezia sowie bei der documenta in Kassel zu sehen. Er ist mit seinen Arbeiten in Museen sowie in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten und hatte zahlreiche internationale Einzelausstellungen.

Das Veranstaltungsformat Double Feature versteht sich als Plattform für verschiedene Tendenzen und Ausdrucksformen des Films in der aktuellen Kunstproduktion. Einmal im Monat stellen Künstlerinnen und Künstler hier ihre eigene Produktion vor, gefolgt von einem filmischen Werk ihrer Wahl. Im Interview diskutieren die Filmschaffenden ihre Arbeiten sowie aktuelle Tendenzen der Film- und Videokunst.

Die Reihe wird am 15. Dezember mit dem Künstler James Gregory Atkinson fortgesetzt.

­ORT SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, 60311 Frankfurt DATUM Mittwoch, 24. November 2021, Einlass 19.00 Uhr, Beginn 19.30 Uhr EINTRITT frei, ohne Anmeldung, begrenzte Sitzplätze, Nachweis erforderlich (Negativtest, Impfung, Genesung) KURATOREN Katharina Dohm, Matthias Ulrich INFORMATION www.schirn.de E-MAIL welcome@schirn.de TELEFON +49.69.29 98 82-0 FAX +49.69.29 98 82-240 ­

HASHTAGS #DOUBLEFEATURE #SCHIRN FACEBOOK, TWITTER, YOUTUBE, INSTAGRAM, PINTEREST, TIKTOK, SCHIRN-MAGAZIN Video Art auf www.schirn.de/magazin SCHIRN MAGAZIN NEWS ausgewählte Artikel, Filme und Podcasts direkt als Nachricht empfangen, abonnieren unter www.schirn.de/magazin/news