Die Corona-Pandemie hat auch positive Seiten, das ist unstrittig: Sie hat viele Bereiche digitaler gemacht, mobilem Arbeiten zum Durchbruch verholfen, Geld und CO2 für verzichtbare Dienstreisen eingespart. Trotzdem findet der vielzitierte Digitalisierungsschub durch die Pandemie nur an der Oberfläche statt, zeigt eine neue IW-Studie: So haben zwar mehr Menschen Zugang zu Internet-Anschlüssen mit einer Kapazität von 1.000 Mbit je Sekunde, mehr Unternehmen haben ihre Prozesse digitalisiert, mehr Start-ups haben digitale Impulse gesetzt: Die Zahl der Gründungen mit digitalem Geschäftsmodell stieg von 2.111 im Jahr 2019 auf 2.658 im Jahr 2020. Bei digitalen Produkten besteht dagegen noch viel Potenzial.
Unternehmer scheuen radikalen Umbau
Die IW-Wissenschaftler haben für die Studie einen Index entwickelt, der den Digitalisierungsfortschritt in verschiedenen Bereichen untersucht, beispielsweise in der Forschung und auf Unternehmensebene. Für die mäßige Entwicklung sei vor allem die Unsicherheit verantwortlich, die mit der Pandemie einhergeht, so die Studienautoren Jan Büchel und Barbara Engels: Viele Unternehmen hätten vor allem dort digitalisiert, wo es überlebenswichtig war oder mit geringem Risiko einherging, beispielsweise im Bereich der Prozesse. Größere digitale Geschäftsmodelle und innovative Projekte wurden dagegen gestoppt, oft auch aus Kostengründen.
Chancen möglichst früh nutzen
Immerhin haben sich die Rahmenbedingungen für die Digitalisierung der Wirtschaft insgesamt verbessert. „Jetzt braucht es auch den Mut der Unternehmerinnen und Unternehmer, digitaler zu werden – je früher, desto besser“, sagt IW-Studienautorin Barbara Engels.
Der Digitalisierungsindex erscheint jährlich im Rahmen des Projekts „Entwicklung und Messung der Digitalisierung der Wirtschaft am Standort Deutschland“ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Die Projektpartner: IW, IW Consult, ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung sowie das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) e. V. an der RWTH Aachen und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
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