Unter dem Motto „Yes, we are open!“ setzte BB-ONE.net immer auf Open-Source-Software, angefangen von Serverbetriebssystem-Komponenten über Serverservice-Software für Web und Mail sowie Verwaltungsoberflächen bis hin zu CMS-, Cloud-, Shop- und anderen Anwendungen. Dabei ging es dem Unternehmen nie um das Thema „kostenfrei“ – das wäre Freeware. „Viel wichtiger war und ist uns die Überprüfbarkeit der Software, also dass der quelloffene Code keine versteckten Hintertüren für unbefugte Dritte oder offene Scheunentore enthält und dass er individuell angepasst werden kann, ohne an Sicherheit einzubüßen“, erklärt Franciska Lion-Arend, Geschäftsführerin der BB-ONE.net GmbH.
Gibt es denn überhaupt eine Open-Source-Lösung für alle gewünschten Anwendungen? Es entsteht ja oft der Eindruck, dass dem nicht so ist.
Sicherlich gibt es noch immer Spezialanwendungen, die nicht Open Source sind. Das hat immer auch etwas mit dem Anwenderkreis zu tun. Oder mit der Interessenlage der Software-Entwickler bezüglich der Lizenzphilosophie.
So haben zum Beispiel Anbieter von Nischenanwendungen kein Interesse an freien oder quelloffenen Schnittstellen. Denn in einem geschlossenen System können nur sie selbst alle Zusatzdienste und sogar die Hardware teuer verkaufen. In Fragen des Supports, der Erweiterungen, Updates oder Upgrades fesseln sie den Kunden quasi an ihre eigene Produktwelt. Konsequentestes Beispiel ist Apple.
Manche Softwarehersteller bewegen sich seit Jahrzehnten in einer konservativen Anwenderwelt, die nichts von Open-Source-Alternativen weiß oder ihnen misstraut. Das trifft besonders auf die großen kaufmännischen Lösungen für Buchhaltung, Warenwirtschaft oder anderen Abrechnungssystemen zu. Oder der Softwarehersteller ist historisch bedingt ein Software-Gigant und hat über Jahrzehnte hinweg die Lizenzpolitik gegenüber seinen Anwendern diktieren können.
Doch auch hier ist Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Denn dank Digitalisierung via Internet kommt man an den Open-Source-Standards nicht mehr vorbei. Das merken sogar die Dinosaurier der Softwaremonopolisten. Bei den Office-Anwendungen beispielsweise hat Microsoft Federn lassen müssen. Libre Office oder Open Office sind längst ein vollwertiger Ersatz. Diese Anwendungen waren sich von Anfang an nicht zu schade, beinahe jedes gängige Dateiformat sauber lesen und bearbeiten zu können.
Welche Freiheiten und Möglichkeiten bietet Open Source Software Ihnen als Provider und Ihren Kunden als Endnutzer?
Die wichtigste Eigenschaft ist, dass wir genau wissen, was die Software tut und wie sie es macht. Das erlaubt uns individuelle Anpassungen, Erweiterungen und Optimierungen. Ein Beispiel dafür sind BlueOnyx und Aventurine. Das sind Verwaltungs-Oberflächen für Virtualisierung bzw. komplexe All-In-One-Internetservices, basierend auf Linux bzw. OpenVZ, die wir als Internet Service Provider vom Hersteller exakt an unsere administrativen und sicherheitstechnischen Vorgaben anpassen ließen. Und ein Teil der Community profitiert bis heute von unseren Verbesserungsvorschlägen.
Übrigens halten wir diesen Community-Gedanken der Open-Source-Philosophie für die größte Stärke. Denn weltweit arbeiten Programmierer permanent an der Weiterentwicklung ihrer gemeinsamen Open-Source-Projekte. Sie tauschen Wissen und Erfahrungen aus, so dass zum Beispiel die Fehlerbehebung oder das Erkennen und Schließen von Sicherheitslücken manchmal innerhalb weniger Stunden geschieht. Das ist zum Beispiel für WordPress-User besonders wichtig, denn dieses weltweit am meisten verbreitete CMS ist auch das beliebteste bei Hackern. Jedenfalls entstehen so sehr sichere Anwendungen, wie zum Beispiel die Software-Firewall pfSense bzw. OPNsense.
Was ist für Sie unter den heutigen Gegebenheiten der Hauptgrund, sich für eine Open-Source-Lösung zu entscheiden?
Das erste wichtige Argument ist für uns die faktische Herstellerunabhängigkeit. Nehmen wir zum Beispiel das Betriebssystem LINUX. Hier entwickelten sich über die Jahrzehnte hinweg verschiedene Derivate. Alle greifen auf die gleichen Ursprungsbefehle und Algorithmen zurück, aber sie sind für spezielle Anwendungsanforderungen entwickelt worden. Alle diese LINUX-Derivate funktionieren auf jeglicher Standard-Hardware.
Das zweite Hauptargument ist die quelloffene Struktur. Wie gesagt, bei Open Source gibt es keine versteckten Hintertüren der Hersteller. Das ist in Hinblick auf den Datenschutz wichtig, besonders wenn es um Router- und Servertechnologie geht. US-amerikanische Hersteller wie Cisco, Juniper & Co. wurden schon mehrfach dabei erwischt, dass sie über einen Blackbox-Bereich Daten unbefugt ausgeleitet haben. So eine Schwachstelle können wir uns nicht leisten.
Mit welchen Missverständnissen in Bezug auf Open-Source-Software sind Sie am häufigsten konfrontiert?
Viele verwechseln Open-Source-Software mit Freeware. Das kommt von der häufig falsch verkürzten Übersetzung in „freie Software“. Denn Open Source bedeutet „quelloffen“ aber keinesfalls „kostenfrei“. Oft sind die Grundmodule einer Open-Source-Software zwar kostenlos, wie zum Beispiel bei WordPress. Aber für mehr persönlichen Support oder erweiterte Funktionalitäten muss man dann bezahlen. Open Source heißt also nur, dass der Programmcode frei zugänglich ist und ggf. individuell verändert werden kann. In welchem rechtlichen oder finanziellen Rahmen das passiert, ist abhängig von der erworbenen Lizenz.
Der zweite Irrtum liegt darin, dass viele “quelloffen“ mit „unsicher“ gleichsetzen. Aber nur weil fachkundige Dritte den Quellcode lesen können und wissen, was da passiert, ist dieser nicht automatisch unsicher. Nehmen wir das Beispiel von Verschlüsselungsverfahren wie SSL. Die Verschlüsselungsalgorithmen liegen zwar offen, aber die intelligente Struktur von öffentlichem und privatem Schlüssel und mit den darin verwendeten Paraphrasen, welche hoffentlich richtig lang sind, können nicht ohne weiteres entschlüsselt werden.
Der dritte Irrglaube ist, dass Open Source immer billiger ist, als proprietäre Software. Nehmen wir zum Beispiel TYPO3 CMS. Dieses Content-Management-System ist sehr komplex und verwendet eine eigene Scriptsprache. Für die Entwicklung einer neuen Website werden Spezialisten benötigt, die schwer zu finden sind. Und auch an das Hosting stellt TYPO3 ein paar besondere Anforderungen.Damit stößt man bei einem einfachen Massenhoster schnell an Grenzen. BB-ONE.net kann beides. Der Vorteil ist: Man erhält eine maßgeschneiderte Lösung, die außerordentlich stabil, nachhaltig und sicher läuft.
Wie finden Unternehmen für sie passende Open-Source-Lösungen? (Oder wie finden Sie passende Open-Source-Lösungen für sich und andere Unternehmen?)
Bei Open-Source-Projekten ist es eher umgekehrt. Man steht vor einer technischen Herausforderung und beginnt, nach geeigneten Lösungen zu suchen. Diese Recherche kann zeitraubend sein. Voraussetzung für die richtige Wahl ist eine gute Leistungsbeschreibung. Das muss kein langes Lasten- oder Pflichtenheft sein, aber eine möglichst vollständige Liste von Mindestanforderungen ist notwendig. Für uns sind wichtig: Einhaltung der gängigen Datenschutzbestimmungen, Mandantenfähigkeit, Service-Unabhängigkeit und transparenter Betrieb. Denn wir wollen Leistungsumfang und -qualität selbst bestimmen können. Dass die Software ihre Aufgabe anwenderfreundlich und zuverlässig erfüllt, halten wir für eine Selbstverständlichkeit – auch und gerade bei Open Source.
Das Interview führte die freie Journalisting Beatrix Westphal (info@beatrix-westphal.de)
Erfahrung, Wissen und Expertise – darauf vertrauen die Kunden der BB-ONE.net in allen Fragen des Internet als Geschäftsanwendung. So positionieren wir uns seit Gründung (1996) erfolgreich als Internetpartner der Wirtschaft. Als Berliner Unternehmen betreiben wir unsere eigene technische Infrastruktur für Serverhosting, Cloudanwendungen und Domainservices in einem TIER4-DataCenter nahe dem Hauptstadt-Zentrum.
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