Der Fachbereichstag Informatik zu Gast an der Hochschule Osnabrück: Hochschulvertreter und -vertreterinnen aus ganz Deutschland diskutieren über Studium und neue Berufsbilder in der IT sowie über die gesellschaftliche Relevanz ihres Fachs in Zeiten der Digitalisierung.

Rund 30 (Studien-)Dekaninnen und -Dekane sowie Studiengangverantwortliche der Informatik aus ganz Deutschland und eine studentische Vertreterin trafen sich vom 10. bis 12. Oktober an der Hochschule Osnabrück, 14 weitere Gäste waren online dabei. Im Fokus des diesjährigen Fachbereichstags Informatik (FBTI) standen Anforderungen an die Lehre in Zeiten der Digitalisierung.

Viel Luft nach oben

In Sachen Digitalisierung ist in Deutschland noch viel Luft nach oben. Das zeigte sich besonders deutlich in Zeiten von Lockdowns; das Thema hat auch die politische Diskussion bei der letzten Bundestagswahl geprägt. Klar ist: Informatik-Studierende von heute und morgen werden unsere Zukunft nachhaltig gestalten. Welche Kenntnisse und Fertigkeiten brauchen sie dafür? Was bedeutet das für die praxisnahe Lehre an (Fach-) Hochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften? Und was macht eine gute Lehre aus: Wie können sich Online-, Präsenz- und Hybridformate sinnvoll ergänzen? – Das sind nur einige Themen, die die Mitglieder des Fachbereichstags Informatik vor Ort und online diskutierten.

Weichen für mehr als 110.000 Studierende stellen

Der Fachbereichstag Informatik repräsentiert über 60 Fachhochschulen und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften mit insgesamt über 100 Studiengängen und mehr als 110.000 Studierenden. „Die Informatik zählt derzeit zu den attraktivsten Studiengängen in Deutschland, Absolventinnen und Absolventen finden hervorragende Berufschancen“, freut sich der FBTI-Vorsitzende Prof. Dr. Klaus Lang. Mit der steigenden Bedeutung der IT in allen Lebensbereichen verändern sich jedoch die Berufsbilder künftiger Fachleute. Deshalb kommen die Mitglieder des Fachbereichstags jährlich zusammen, um über die Anforderungen an die moderne Lehre sowie über Fachfragen der Informatik und hochschulpolitische Positionen zu diskutieren. Der Austausch der Professorinnen und Professoren des Fachs hat also Auswirkungen nicht nur für Zehntausende Studierende an ihren Hochschulen, sondern mittelbar auch für die gesamte Gesellschaft. Prof. Lang betont: „Die Wirkungen der Informatik auf unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung sind für uns von großer Bedeutung.“

Digitalisierung bietet Chancen für Leben, Lernen und Arbeiten

Technische und gesellschaftliche Lösungen durch Informatik sprach auch der Präsident der Hochschule Osnabrück, Prof. Dr. Andreas Bertram, in seinem Grußwort an: „Wir haben in den letzten Monaten festgestellt, was für eine große Innovationskraft Krisen entfalten können. Dank der Digitalisierung konnten wir an der Hochschule den Lehrbetrieb für unsere mehr als 14.000 Studierenden aufrechterhalten und sind im ‚Social Distancing‘ in vielen Bereichen näher zusammengerückt.“ Digitalisierung biete viele Chancen für Leben, Lernen und Arbeiten – deshalb habe die Hochschule bereits vor der Pandemie ein Vizepräsidentenamt für Digitalisierung eingeführt.

Der Gastgeber, Prof. Dr. Frank Thiesing, verwies auf fünf Digitalisierungsprofessuren vom Land Niedersachsen, die die Hochschule 2019 wettbewerblich einwerben konnte. Er betonte eine enge Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft: "Den Wandel der traditionellen Industrie – ob Fahrzeug-, Agrar- oder Verfahrenstechnik – zur Industrie 4.0 begleiten wir als Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik in vielen gemeinsamen Projekten", so der Studiendekan für Elektrotechnik und Informatik.

Vielfältiges Programm

So vielfältig wie die Einsatzfelder der Informatik waren auch Themen der Fachvorträge: Jan Horstmann, Geschäftsführer Konstruktion und Entwicklung beim Landmaschinen-Hersteller Krone in Spelle, sprach über die Digitalisierung in der Agrartechnik. Eindrucksvoll in der Praxis dargestellt wurde diese Entwicklung beim Besuch des Agro-Technicums, das gerade auf dem Campus Westerberg der Hochschule Osnabrück entsteht. „Digitalisierung der Hochschule“ war der Titel des Vortrags von Prof. Dr. Jörg Kreiker, Vizepräsident für Digitalisierung an der Hochschule Fulda. Prof. Dr. Nicolai Müller-Bromley, Präsident des Hochschullehrerbunds und Professor für Öffentliches Recht an der Hochschule Osnabrück, nahm die Lehre in Zeiten der Pandemie in den Fokus. Data Science und neue Berufsbilder in der IT waren weitere Themen beim Austausch der Fachleute. Das kulturelle Rahmenprogramm bot neben einem Empfang im Rathaus mehrere Führungen durch Museen und die Altstadt.

Auszeichnung von Nachwuchstalenten

Ein Höhepunkt der diesjährigen Tagung war die feierliche Prämierung der besten Abschlussarbeiten in der Informatik. Der Preis für die beste Masterarbeit ging an Timo Wasiela. Der Absolvent der Hochschule Osnabrück hat sich darin mit dem Open-Source-System „Kubernetes“ befasst. Der Preisstifter Malte Glüsenkamp, Prokurist des Osnabrücker Unternehmens Netrocks und der betreuende Professor Frank Thiesing gehörten zu den ersten Gratulanten – ebenso wie Jan Düttmann, Geschäftsführer der Archimedon Software und Consulting GmbH, ebenfalls aus Osnabrück, wo die ausgezeichnete Abschlussarbeit erstellt wurde.

Düttmann sponserte und überreichte wiederum den Preis für die beste Bachelorarbeit. Diese Auszeichnung erhielt Tim Schröder. Der Absolvent der Nordakademie in Elmshorn erzielte hervorragende Noten sowohl an seiner Hochschule als auch in seinem Auslandssemester an der renommierten Universität von Kalifornien in Berkeley. In seiner Abschlussarbeit befasste er sich mit dem Monitoring lernender Systeme.

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