Paul Celan, deutschsprachiger jüdischer Lyriker und Übersetzer, zählt zu den international bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts und der Literaturgeschichte überhaupt. 1958 hat er, anlässlich der Verleihung des Bremer Literaturpreises an ihn, im Bremer Rathaus eine Rede gehalten, die nicht nur wegweisend geworden ist für eine Literatur und Kultur nach der Shoah, sondern zugleich exemplarisch und von bleibender Aktualität für künstlerisches Schaffen in gesellschaftlicher und ethischer Verantwortung.

Mit Tanzperformance, Film und einführendem Vortrag nähert sich das Ensemble EchoRaum Arts Gedichten von Paul Celan an. Dessen Texte gelten als schwer verständlich. Dennoch können sie mit einer Unmittelbarkeit berühren, die ohnegleichen ist. Die Beiträge zu dieser Veranstaltung geben ein Echo aus der Begegnung mit Gedichten, in denen Ferne und Nähe, Fremdheit und Vertrautheit, Verstörung und Gefasstheit zusammenfinden. Zeugnisse eines Autors, der „mit seinem Dasein zur Sprache geht“, um an ihren Worten, Bruchstellen und Rändern Welt neu zu gewinnen und erfahrbar zu machen.

In Czernowitz 1920 geboren, von den deutschen Invasoren, die seine Eltern ermordeten, aus seiner Heimat vertrieben, fand Paul Celan nach Kriegsende in Paris ein Exil. Deutschland, ein Land seiner Muttersprache, die zugleich die Sprache der Mörder seiner Mutter war, konnte ihm keine neue Heimat bieten und das französische Exil konnte ihm die Muttersprache nicht ersetzen. Deutsch blieb die Sprache seiner Dichtung – das einzige, von dem er sagte, dass es „inmitten der Verluste“ nah und unverloren blieb. Deutsch hat er nicht nur seine eigenen Werke geschrieben, sondern er hat durch seine intensive Übersetzertätigkeit unzählige Texte aus fremden Sprachen in die deutsche Sprache hereingeholt und diese dadurch in einzigartiger Weise bereichert. Die Übertragungen aus dem Französischen umfassen dabei mehr als die Hälfte seines übersetzerischen Werks und übersteigen dem Umfang nach seine eigene Dichtung bei weitem.

Paul Celans Leben und Werk gestalteten sich im Dazwischen von Ländern und Aufenthaltsorten, von Muttersprache und Fremdsprachen, zwischen einer Nähe, die fremd blieb und einer Fremde, die nah war. Zwischen einem dichterischen Sprechen schließlich, das in seiner Differenz zur Alltagssprache fremd und schwer verständlich ist und das gerade in seiner befremdenden Unverständlichkeit eine Unmittelbarkeit und Wirkung entfaltet, die ohnegleichen sind.

Zur Veranstaltung:
Samstag, den 30. Oktober, ab 17 Uhr,
EchoRaum für Paul Celan: Vortrag, Tanzperformance, Film
Institut français Bremen, Contrescarpe 19, 28203 Bremen
Anmeldung unter kultu r.bremen@institutfrancais.de Eintritt frei
Im Rahmen des Festivals Globale°

PROGRAMM

17:00
Begrüßung und Einführung: Phanie Bluteau, Libuse Cerna
Fremdes Sprechen
sprechende Fremde: Peer de Smit
Vortrag/Einführung zu Paul Celan
18:15
„Kommst du schwimmendes Licht?“
Tanzperformance Ensemble EchoRaum Arts
Choreografie und Tanzperformance: Rée de Smit,
Olga Bauer, Svea Krull, Sophia Lebeck
Musik : Peer de Smit
19 :15
Zersplitterndes Licht Éclat de lumière
Tanzperformativer Film
Sophia Lebeck und Ensemble EchoRaum Arts
Musik: Peer de Smit

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