Wie hat Corona den Arbeitsalltag verändert? Wie gehen die Kolleginnen und Kollegen mit HOAI Preisdumping um? Ist der Verkauf des eigenen Büros ein fester Bestandteil der Altersvorsorge? Wie steht es um die Bereitschaft, sich selbstständig zu machen? Welche Rolle spielt die Work-Life Balance bei der Arbeitsplatzwahl? Haben die Kommunen in eine bessere Personalausstattung und in BIM investiert?

In einer umfangreichen berufspolitischen Befragung selbstständig tätiger und abhängig beschäftigter Mitglieder der Architektenkammern der Länder aller Fachrichtungen legt die Bundesarchitektenkammer (BAK) umfassende Ergebnisse vor zu insgesamt sieben Themengebieten

  1. Büronachfolge und Gründungsbereitschaft
  2. Chancengleichheit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  3. Auswirkungen der Corona-Pandemie auf angestellte und beamtete Kammermitglieder
  4. Neue HOAI und Auswirkungen des HOAI-Urteils
  5. Personalsituation in der Bauverwaltung
  6. Entscheidungskriterien bei der Wahl der Arbeitsstelle / Berufspraktische Relevanz der Hochschulausbildung
  7. Building Image Modeling (BIM)

14.176 Kammermitglieder haben sich im Juni 2021 an der Umfrage beteiligt, darunter 6.388 Selbstständige und 7.788 abhängig Beschäftigte. Die Ausschüsse der BAK werden die bundesweit erhobenen Ergebnisse in den kommenden Wochen weitergehend bewerten.

Auf der Website der Bundesarchitektenkammer finden Sie alle Zusammenfassungen sowie ausführliche Ergebnisse zum Download.

https://bak.de/politik-und-praxis/wirtschaft-und-mittelstand/umfragen-kammermitglieder/berufspolitische-befragung/

Ergänzend führen wir ausgewählte Ergebnisse aus den sieben Bereichen auf:

1. Büronachfolge und Gründungsbereitschaft

Von den Selbstständigen, die eine Büroübergabe planen, haben 38% noch nicht mit den Vorbereitungen begonnen, und 18% derjenigen, bei denen die Büroübergabe in den nächsten 5 Jahren ansteht! Hier sind die Kammern gefordert, mit Information und Angeboten zu unterstützen und zu sensibilisieren.

Ein seit 2015 leicht ansteigender Anteil von 40% der abhängig beschäftigten Kammermitglieder hat eine selbstständige Tätigkeit noch nicht in Erwägung gezogen. Dabei handelt es sich häufiger um Frauen (48%) als um Männer (32%).

Die wichtigsten Argumente gegen eine selbstständige Tätigkeit sind finanzielle Unsicherheit, schlechte Work-Life-Balance und eine hohe Zufriedenheit mit der derzeitigen Arbeitsstelle. Aber auch Haftungsrisiken und die (vermeintlich) fehlende unternehmerische Eignung spielen eine Rolle.

2. Chancengleichheit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Verglichen mit 2015 werden alle Modelle zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung heute häufiger angeboten und auch genutzt. Insbesondere gilt dies für das Mobile / Home-Office, sicher auch aufgrund der Corona-Pandemie.

Die Bewertung der Arbeitsstelle bezogen auf die Vereinbarkeit von Familie fällt positiv aus: 70% beurteilen sie als „sehr gut“ oder „gut“. 2015 waren es 58%.

Ein Fünftel der Befragten (selbstständig Tätige und abhängig Beschäftigte) gibt an, im beruflichen Kontext schon einmal Chancenungleichheit / Diskriminierung aufgrund des Geschlechts erlebt zu haben. Dabei handelt es sich überdurchschnittlich häufig um Frauen (41% vs. 7%).

3. Auswirkungen der Corona-Pandemie auf abhängig Beschäftigte

31% der Angestellten sahen sich infolge der Corona-Pandemie mit Einschränkungen und Veränderungen im Job konfrontiert.

Für das mobile Arbeiten (Home-Office) erhielten 46% sämtliche, 33% einen Teil der notwendigen EDV-Ausstattung von ihrem Arbeitgeber.

Die berufliche Tätigkeit von zu Hause aus auszuüben, wird überwiegend sehr positiv bewertet.

Bei 36% der abhängig beschäftigten Kammermitglieder fiel während der Pandemie zusätzliche Kinderbetreuung (z.B. wegen Kita- / Schulschließungen) an.

Der zusätzlich anfallende Betreuungsaufwand wurde deutlich stärker von Frauen übernommen als von Männern.

4. Auswirkungen des HOAI-Urteils und der neuen HOAI vom 01.01.2021

Etwa ein Drittel der Büros sieht sich mit Auswirkungen des HOAI-Urteils aus 2020 konfrontiert. Vor einem Jahr waren es noch 25% (+7 Prozentpunkte).

Je größer das Büro, desto häufiger sind Folgen des HOAI-Urteils in Form von Abschlagforderungen durch Auftraggeber spürbar. Auch von steigendem Wettbewerbsdruck durch eine steigende Zahl von Angeboten unterhalb der früheren HOAI-Mindestsätze / des jetzigen Basishonorarsatzes wird berichtet.

Werden Honorarabschläge gefordert, werden diese von der Mehrheit der Büros (67%) teilweise oder sogar ganz (5%) gewährt.

5. Personalsituation in der Bauverwaltung

Die Mehrheit der im öffentlichen Dienst tätigen Kammermitglieder beschreibt die personelle (80%) und technische (66%) Ausstattung der Bauverwaltung als unzureichend.

35% der im öffentlichen Dienst tätigen Kammermitglieder, die sich eine Einschätzung der Personalpolitik zutrauen, geben an, höhere Leitungsfunktionen seien in den letzten 10 Jahren verstärkt mit fachfremden Personen besetzt worden.

34% geben an, Stellen mit stadt-/landschaftsplanerischen und/oder architektonischen Fachaufgaben seien zunehmend mit Bachelor- statt mit Master- oder Diplomabsolventen besetzt worden (Dieses Phänomen ist besonders auf der Bundesebene der Verwaltung erkennbar).

6. Kriterien bei der Wahl der Arbeitsstelle / Praxisrelevanz der Hochschulausbildung

Die wichtigsten Aspekte bei der Wahl der Arbeitsstelle sind aus Beschäftigtensicht die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit und ein nettes Kollegenumfeld, außerdem ein vielfältiges Aufgabenspektrum, eine gute Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten, ein angemessen hohes Gehalt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Sowohl aus Beschäftigten- als auch aus Arbeitgebersicht wird die Ausbildung in den Bereichen „Bauleitung und Koordination“, „Baurecht“, „Wirtschaftliche Planung“ und „Terminplanung“ als unzureichend für die berufliche Praxis bewertet.

77% der Büroinhaber, die Berufseinsteiger mit Bachelorabschluss beschäftigen, ermutigen diese, ein Masterstudium anzuschließen.

84% sind bereit, sich an der weiteren Ausbildung von Bachelorabsolventen im Rahmen eines berufsbegleitenden Masterstudiums zu beteiligen.

7. Building Image Modeling BIM

42% der Befragten geben an BIM zu nutzen, BIM derzeit einzuführen oder dies zumindest konkret zu planen. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als 2017 (37%).

Mehrheitlich positiv wird bewertet, dass BIM komplexe Projekte besser beherrschbar mache und die Fehleranfälligkeit durch Modell-Checks reduziere. Auch der Wegfall von Mehrfacheingaben eine verbesserte Visualisierung in der Projektentwicklung, verbesserte Kommunikation zwischen den Akteuren und höhere Projekteffizienz durch schnelle Informationsverfügbarkeit sind häufig genannte Aspekte.

Kritisiert wird an BIM mehrheitlich, dass der Einstieg vor allem für kleine Büros zu teuer sei und honorar-, haftungs- und urheberrechtliche Fragen sowie Fragen des Know-how-Schutzes bislang nicht ausreichend geklärt seien.

Auf der Website der Bundesarchitektenkammer finden Sie alle Zusammenfassungen sowie ausführliche Ergebnisse zum Download.

https://bak.de/politik-und-praxis/wirtschaft-und-mittelstand/umfragen-kammermitglieder/berufspolitische-befragung/

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