Die derzeitigen Preisschocks auf dem Energiemarkt in Kombination mit Lieferengpässen wichtiger Produktionsbestandteile besorgen viele Marktteilnehmer und erinnern an die Ölkrise der 70er-Jahre. Die Aktienmärkte zeigen sich bereits beunruhigt auch die Zentralbanken werden angesichts steigender Preise sichtbar nervös. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars, ob die Angst vor einer Stagflation berechtig ist.

Markt-Monitoring und Ausblick

Kurzfristiger Zins: Der 3-Monats-Euribor verharrt seit Dezember zwischen – 0,57% und – 0,53% und steht aktuell bei – 0,548%. Bis Ende 2021 erwarten wir einen Seitwärtsverlauf zwischen – 0,50% und – 0,60%. Dieser orientiert sich an der Einlagenfazilität der EZB.

Langfristiger Zins: Der 10jährige SWAP-Satz/3M steht derzeit bei 0,24%. Die nächsten 6-12 Monate werden die Zinsen geringfügig steigen und sich zwischen – 0,3% und + 0,5% bewegen.

Angst vor Stagflation?!

Um die aktuelle Lage besser nachvollziehen zu können, hilft es den Begriff der Stagflation aus der Schublade zu holen. Dieser wird zunehmend öfter in Zusammenhang der aktuellen Ereignisse verwendet. Stagflation beschreibt ein abnehmendes Wirtschaftswachstum mit gleichzeitig steigender Arbeitslosenquote und Inflation. Dieses Phänomen widerspricht der sonst gängigen Annahme, dass Preis- und Wirtschaftsentwicklung positiv miteinander korrelieren. Wie kommt also Stagflation zustande?

Eine Stagflation wird in der Regel durch einen Angebotsschock ausgelöst, der Unternehmen dazu zwingt die Produktion zu drosseln bei gleichleibender Nachfrage. Das treibt die Preise und Arbeitslosenquote nach oben. Als Paradebeispiel einer Stagflation gilt die Ölkrise in 70er-Jahren, welche damals zu zweitstelligen Inflationsraten geführt hatte. Auch die aktuelle Debatte um eine Stagflation steht im Zusammenhang mit der Entwicklung der Energiepreise. Erst kürzlich erreichte der Ölpreis den höchsten Stand seit sieben Jahren. Ebenso stiegen die Gas- und Strompreise rasant in den letzten Monaten. Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielfältig und beruhen nicht nur auf einer erhöhten Nachfrage aus der Industrie und den Haushalten, sondern unter anderem auf einen besonders windarmen Sommer und den politischen Druck von Russland auf Deutschland. Zuletzt stiegen die Energiepreise um mehr als 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Vgl. Abbildung 1). Die Inflation über alle Komponenten hinweg stieg hingegen um 3,4 Prozent.

Neben dem Angebotsschock auf dem Energiemarkt sind Lieferengpässe bei wichtigen Produktionsbestandteilen, wie z.B. Halbleiter festzustellen. Besonders stark davon betroffen ist die deutsche Autoindustrie. Der Verband der deutschen Automobilindustrie rechnet mit einem Rückgang der Produktion von 18 Prozent auf 2,9 Millionen Fahrzeuge. Dies entspricht dem Niveau aus dem Jahre 1975. Hinzu kommt eine Verschärfung der Lage durch eine Verzehnfachung der Containerpreise gegenüber 2019. Die Pandemie und deren Folgen haben die Fragilität globaler Lieferketten in dramatischer Art und Weise aufgezeigt.

Die Zentralbanken befinden sich in einem Dilemma, da die anziehenden Preise nicht auf einer starken wirtschaftlichen Dynamik beruhen, sondern auf die beschriebenen Umstände zurückzuführen sind. Eine Straffung der Geldpolitik ist nur dann sinnvoll, wenn es ein geeignetes Mittel gegen eine zu starke Inflation darstellt. Dies ist hier nicht der Fall. Den Zentralbanken stehen so gut wie keine Instrumente zur Verfügung, um Angebotsschocks und Lieferengpässe zu überwinden. Eine geldpolitische Straffung in dem derzeitigen Umfeld könnte drastische Folgen haben. Im Jahre 2011 reagierte die Europäische Zentralbank (EZB) auf einen kurzfristigen Preisanstieg mit einer Zinserhöhung verschärfte damit die damalige Eurokrise erheblich. Den Fehler sollte die EZB tunlichst vermeiden.

Die EZB muss genauestens analysieren welche Effekte überdauern und welche nicht, um adäquat auf die Preisentwicklung reagieren zu können. Eine Prognose ist dennoch schwierig, da viele Faktoren eine Rolle spielen und nicht nur Öl oder Gas von einem Angebotsschock betroffen sind. Bisher setzt die EZB vor allem darauf die Inflationserwartungen durch Forward Guidance gering zu halten, um keine Verschärfung der Lage durch eine gefährliche Lohn- Preisspirale hervorzurufen. Sollte sich die Lage über das Weihnachtsgeschäft hinaus nicht entspannt haben, könnte die Angst vor einer Stagflation Realität werden.

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