Mit Sorge nimmt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg den von der Bonner Stadtverwaltung und der Ratskoalition beabsichtigten Test der Umweltspuren zur Kenntnis. „Der Test der Umweltspuren auf dem Hermann-Wandersleb-Ring führt voraussichtlich zu Verkehrsstaus, Umwelt- und Lärmbelastungen und steht in keinem Verhältnis zur Verteilung des Verkehrsaufkommens“, sagt IHK-Vizepräsidentin Sabine Baumann-Duvenbeck: „Das Verkehrsaufkommen auf dem Hermann-Wandersleb-Ring wird zu 95 Prozent durch den Auto- und LKW-Verkehr abgebildet, der Rest setzt sich aus Fahrrad- und Busverkehr zusammen. Damit wird nun 26.000 Fahrzeugen die Hälfte der Fläche genommen, ein Rückstau mit zusätzlichen Emissionen und Zeitverlusten scheint vorprogrammiert.“ Vergleichbare Umweltspuren in Düsseldorf wurden nach zwei Jahren wieder abgeschafft, da sie zu den Hauptverkehrszeiten zusätzlichen Stau verursachten. Die Sperrung der flutgeschädigten A 61 hat zu einer Zunahme des Verkehrsaufkommens in und rund um Bonn geführt. Es sollte daher auch zukünftig ein Mindestmaß an Straßeninfrastruktur vorgehalten werden, was einen vergleichbaren Ausweichverkehr auch aufnehmen kann. Für die Wirtschaftsverkehre, die betriebliche Mobilität und auch die Pendler befürchtet die IHK ansonsten schwere Einschränkungen und zusätzliche Umweltbelastungen, was sich letztendlich auf die Erreichbarkeit der Handels- und Gewerbestandorte negativ auswirkt. Der geplante Test sollte in jedem Fall abgebrochen werden, wenn es hierdurch zu erheblichen Verkehrsstörungen kommt. Zudem sollten voll besetzte Pkw und Shuttle-Busse der Unternehmen auf ihnen fahren dürfen.
Wichtiger ist es aus Sicht der IHK daher erst Alternativen zu schaffen, die auch von den Verkehrsteilnehmern angenommen werden. „Der Ausbau des ÖPNV ist zwingend notwendig, aber auch das Angebot von Umstiegsmöglichkeiten im Umland in Form von Mobilstationen sollte erweitert werden“, sagt IHK-Geschäftsführer Prof. Dr. Stephan Wimmers. Weiterhin setzt sich die IHK für den Bau der Bonner Westbahn und der Stadtbahn Niederkassel, sowie für die Bonner Venusbergseilbahn ein. „Es kann eigentlich nicht sein, dass es nunmehr seit zwei Jahren keinen Fortschritt mit Blick auf die Seilbahn gibt. Wir erwarten, dass es eine zeitnahe Aussage zur Wirtschaftlichkeit gibt, sodass endlich entschieden werden kann, ob das Projekt förderfähig ist. Bonn ist Stauhauptstadt in NRW und verspielt so auf Dauer seine Standortattraktivität, die Entlastungswirkung des ÖPNV wird dringend benötigt.“