„Zivilcourage kann man lernen“, davon ist nicht nur Sebastian Dückers überzeugt. „Allerdings brauchen junge Menschen dafür auch Zeit und Freiräume“, so der stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) aus eigener Erfahrung. Sein Jugendverband setzt sich für ein faires Miteinander, für Respekt und die Achtung der Menschenwürde ein.

„In Konfliktsituationen einzugreifen, für demokratische Grundrechte einzustehen, für andere Verantwortung zu übernehmen – das alles sind Ergebnisse eines Prozesses, an dem wir alle wachsen und der politisch unterstützt werden muss. Zum Beispiel mit einem freien Mittwochnachmittag fürs Ehrenamt“, macht der junge Mann mit Blick auf den Tag der Zivilcourage am 19. September auf ein Landjugend-Anliegen aufmerksam.

Zivilcourage fängt für Sebastian Dückers im Alltag an: „Wenn wir uns für andere einsetzen und dabei merken, wie viel wir selbst dabei gewinnen.“  Landjugendliche sehen, wo Unterstützung nötig ist, und das nicht nur bei Hochwasserkatastrophen. Sie haben den Mut, einfach anzufangen, eigene Hilfsaktionen auf die Beine zu stellen, Spenden zu sammeln… So gehören 48- oder 72-Stunden-Aktionen zum ganz normalen Jahresprogramm vieler BDL-Landesverbände. Die freiwilligen Arbeitseinsätze sind tolle Beispiele für Engagement, das langfristig wirkt – egal ob beim Sommerfest im Pflegeheim, beim Renovieren des Dorfplatzes oder Müllsammelaktionen in Wald und Flur. In Schleswig-Holstein war es Anfang September wieder soweit.

Das sind sicher kleine Schritte und keine Heldentaten, aber sie sind wichtig. Denn sie motivieren und zeigen, dass es auf jede und jeden Einzelnen ankommt. „Ist der Anfang gemacht, markieren viele kleine Schritte den Weg, um auch in anderen Situationen eingreifen und für unsere Werte eintreten zu können“, so der BDL-Vize. Das gelte im öffentlichen Leben, am Stammtisch wie im Netz.

Für ihn steht fest, dass Zivilcourage und Solidarität wesentliche Grundlagen für Freiheit und Demokratie sind, dass sie in Jugendverbänden vermittelt werden. „Nur braucht das Zeit“, mahnt Sebastian Dückers eindringlich: „Mittwochs sollte ab 13 Uhr unterrichtsfrei sein für bürgerschaftliches Engagement!“

Die zeitliche Einschränkung junger Menschen durch G8 und Ganztagsschulen sei insbesondere für ehrenamtlich getragene Vereine und Verbände in ländlichen Regionen ein Dilemma, begründet Dückers. Denn dort summieren sich lange Unterrichtszeiten und lange Fahrtwege. Der BDL fordert daher, dass der Mittwochnachmittag unterrichts-, projekt- und hausaufgabenfrei sein soll, damit Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Studierende Zeit haben, um sich gemeinsam freiwillig zu engagieren.

Und noch eins ist dem stellv. BDL-Bundesvorsitzenden wichtig: „Jugendverbände leben davon, dass junge Menschen selbst Jugendgruppen leiten und sich selbst organisieren. Das gelingt nur, wenn es einen gemeinsamen Zeitkorridor gibt. Daher brauchen wir einen Tag in der Woche, der für unser Ehrenamt zur Verfügung steht. Dann klappt das auch mit mehr Zivilcourage von Kindesbeinen an.“

Der größte Jugendverband im ländlichen Raum hat vor der Bundestagswahl 2021 unter dem Motto „Mehr Politik fürs Land“ seine Forderungen zusammengetragen. Allen gemein ist der Wunsch nach Diskussion und Umsetzung, damit junge Menschen auch in Zukunft auf dem Land Lebens- und Bleibeperspektiven finden. Einen vollständigen Überblick der Landjugend-Forderungen gibt’s online unter:  www.landjugend.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Projekte/2021_BTW-Download/2021_BTW-Forderungen-Broschuere_web.pdf.

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