Kinder und Kunst schließen sich keinesfalls aus. Gehst Du gern in Museen und Galerien? Interessierst Du Dich für Malerei, Architektur oder Design? Dann wäre es doch schön, diese Erfahrungen auch mit Deinem Kind zu teilen, oder? Wir haben für Eltern nützliche Tipps, wie Kinder für Kunst begeistert werden könnt. Hier erfährst Du, was Kinder über Kunst und was Erwachsene zum Thema Kinder und Kunst wissen sollten.

Wenn Du Dich sehr für Kunst und Kultur interessierst, stammst Du höchstwahrscheinlich aus einem Haushalt, wo dies schon der Fall war. Museumspädagogen sind sich jedenfalls darüber einig, dass das Vorbild der Eltern einen großen Einfluss auf Beziehung von Kindern zur Kunst nimmt. Mit anderen Worten: Eltern, die Freude an der Begegnung mit Kunst und Kultur haben, und sie als Bereicherung des eigenen Lebens wahrnehmen, geben diese Haltung an ihre Kinder weiter. Meistens geschieht das, wie so oft bei Kindererziehung, unbewusst. Das ist förderlich, denn mit diesem positiven Miterleben lassen sich Kinder herrlich gezielt an Kunst heranführen.

Können Kinder Kunst verstehen?

Kinder nehmen die Umwelt anders als wir Erwachsenen wahr. Das gilt auch für die Kunst. Während Du Dich vielleicht dafür interessierst, wie ein Maler oder Bildhauer zu seinem Werk gelangt ist, und dazu Biografien gelesen hast, sehen Kinder zunächst einmal das Werk für sich. Kinder stehen künstlerischen Werken ganz neutral und unvoreingenommen gegenüber. Während Dich ein Gemälde „anspricht“, würdigt ihr das künstlerische Schaffen. Das geht Deinem Kind nicht anders. Allerdings fehlen Kindern die Meta-Informationen und so bleibt die Kategorisierung von „Schön“ und „Nicht Schön“.

Und hier beginnt dann auch schnell das erste Missverständnis zwischen Eltern und Kindern. Wenn etwas „nicht schön“ ist, erlahmt das Interesse, sich weiter damit auseinanderzusetzen. Es ist also mehr oder weniger sinnlos, die Kinder dann noch vom künstlerischen Wert des Werkes überzeugen zu wollen. Es geht auch gar nicht darum, dass Kinder Bilder der Renaissance zuordnen können, oder einen Baustil als gotisch erkennen. Das ist ein späterer Lernprozess. Das Belehren kann rasch dazu führen, dass Kunst vom Kind als langweilig empfunden wird. Wenn Kinder an Kunst herangeführt werden oder auch in Kunst gefördert werden, ist das schnell kontraproduktiv

Kinder können Kunst von Natur aus

Warum brauchen Kinder Kunst? Es liegt in unserer DNA. Jeder, der sein Kind bewusst im Alltag beobachtet, weiß, dass Kinder von Natur aus kreativ sind. Rollenspiele sind eigentlich nichts anders als eine Vorstufe des Theaters. Und fast jedes Kind geht gern mit Farben und Stiften um. Kinder wollen aber nicht nur kreativ sein. Mit dem Ausprobieren wollen sie auch Spuren hinterlassen. Das Bild, das voller Stolz den Eltern überreicht wird, der Stapel von kleinen Steinen im Garten, der ein „Haus“ sein soll – sie wünschen sich, dass etwas zurückbleibt. Und sind damit dem Künstler doch bereits sehr nahe. Kinder starten somit schon früh zu Hause mit Kunst.

Im Alltag Kinder in Kunst fördern

Wie in so vielen anderen Bereichen nehmen die Eltern eine wichtige Vorbildfunktion ein. Nur, wenn Du selbst offen gegenüber künstlerischen Ausdrucksformen bist, wird sich das auch auf Dein Kind übertragen. Positive Impulse kannst Du etwa ab dem Kindergartenalter jederzeit setzen.

Beobachtung und Neugier spielen eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Kunst-Kompetenz des Kindes. Das lässt sich im Alltag bereits durch Kleinigkeiten fördern. Es kommt hier aber auch auf das gemeinsame Erleben an. Kinder an Kunst heranführen, sie für Kunst begeistern und gleichzeitig fördern bedeutet für Eltern „mitmachen“:

  • Bei einem Spaziergang in der Natur kannst Du mit Deinem Kind kleine „Kunstwerke“ schaffen, in dem ihr gemeinsam mit Steinen, Ästen, Blumen oder Laub experimentiert und sie neu arrangiert.
  • Wenn Ihr durch die Stadt geht, weise Dein Kind auf besonders schöne Bauwerke hin. Das soll keine Stilkunde sein. Es geht vielmehr darum, den Blick zu schärfen. Keine Angst, Du musst keinen Vortrag halten. Ein paar Worte zur Komplexität eines Rundbogenbaus an einer Kirche wecken Verständnis. Und es setzt bei „Lego-Baumeistern“ einen Ankerpunkt im Kopf.
  • Vielleicht spielst Du aber auch an einem schönen Nachmittag klassische Musik auf, um gemeinsam mit den Kindern dazu zu „tanzen“. Etwas, was Kinder gern tun, gerade mit den Eltern.
  • Räumliches Denken und plastisches Gestalten lässt sich mit Ton anregen. Die entsprechenden Materialien sind in Bastel- und Baumärkten problemlos erhältlich.
  • Und auch die Begegnung mit klassischen Künstlern kann im Vorschul- und Grundschulalter ein wichtiger Impuls sein. Maler wie von Gogh und Paul Klee haben einen sehr individuellen und gestischen Malstil entwickelt. Sprich mit Deinem Kind darüber, wie die Bilder wohl entstanden sind. Ahmt dann gemeinsam mit jeder Menge Farbe und Energie nach. So werden geschickt Kinder in Kunst gefördert.

Bei alldem ist entscheidend, dass Du Dein Kind aufmerksam beobachtet, um herauszufinden, was ihm besonders viel Freude macht. Wenn Du Dich in erster Linie für die Malerei interessierst, aber Dein Kind lieber mit Ton werkelt, dann ist es halt so. Am Ende geht es nicht um die „Qualität“ der Werke, sondern primär darum, das kreative Schaffen positiv zu erleben. Das ist die Basis für die Kunst Kompetenz eines jeden Kindes.

Hilfe, ich muss ins Museum: So klappt der Museumsbesuch

Viele Kinder und Jugendliche empfinden einen Museumsbesuch als langweilig, weil sie gezwungen werden. Wahrscheinlich können sich die meisten Eltern selbst auch noch an solche erzwungenen Ausflüge in der Schulzeit erinnern. In einer großen Gruppe werden die jungen Besucher im Eiltempo durch eine Ausstellung manövriert, während Lehrerinnen und Lehrer versuchen, die Werke umfänglich zu erklären. Oder sie überlassen gleich diese Aufgabe dem Personal vor Ort, das oftmals genervt und selber gelangweilt ist. Wie kann dabei ein Kind mit Spaß und Freude an Kunst herangeführt oder gar gefördert werden?

Zeit, um vor einem Exponat zu verweilen, bleibt bei derartigen Gruppenausflügen kaum. Hinter allem steht dann noch der Druck, aufmerksam zu sein, weil mit Sicherheit das neu erworbene Wissen später abgeprüft wird. Dabei stehen, wie bereits erwähnt, Kinder Kunstwerken zunächst neutral und offen gegenüber. Deswegen solltest Du auch möglichst frühzeitig für positive Erlebnisse sorgen. Viele Museen haben auch genau dafür Angebote entwickelt, die etwa gezielt gleich mehrere Sinne ansprechen. So zum Beispiel das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, wo immer wieder abwechslungsreiche neue, erlebbare Ausstellungen stattfinden.

Etwas, das angefasst oder ausprobiert werden kann, prägt sich leichter als reine Theorie ein. Und es wird auch deutlich spannender empfunden. Wichtig ist auch, dass Kinder genügend Zeit haben, auch tatsächlich diese Erfahrungen zu machen. Geh also am besten ins Museum, wenn keine Schulklassen unterwegs sein werden, d.h. am Nachmittag oder in den Ferien. Lass vor Ort das Kind entscheiden, was es interessant findet. Dann macht auch der Besuch einer Ausstellung Spaß.

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