Alljährlich richtet die amerikanische Notenbank (Fed) das sog. „Jackson Hole Economic Symposium“ aus, um mit Zentralbankern und Ökonomen aus aller Welt über aktuelle Herausforderungen zu diskutieren. Das am 27 und 28. August virtuell durchgeführte Zusammentreffen stand in Zeiten hoher Inflationsraten unter besonderer Beobachtung. Viele Markteilnehmer erhofften sich weitere Signale über die zukünftige geldpolitische Ausrichtung der Fed. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars, wie die bedeutendste Notenbankentagung einzuordnen ist.

Markt-Monitoring und Ausblick

Kurzfristiger Zins: Der 3-Monats-Euribor verharrt seit Dezember zwischen – 0,57% und – 0,53% und steht aktuell bei – 0,550%. Bis Ende 2021 erwarten wir einen Seitwärtsverlauf zwischen – 0,50% und – 0,60%. Dieser orientiert sich an der Einlagenfazilität der EZB.

Langfristiger Zins: Der 10jährige SWAP-Satz/3M steht derzeit bei – 0,08%. Die nächsten 6-12 Monate werden sich die Zinsen seitwärts bewegen und zwischen – 0,3% und + 0,2% tendieren.

Jackson Hole: Kommt bald der geldpolitische Umschwung?

Mit Spannung wurde vor allem die Rede des amerikanischen Notenbankchefs, Jerome Powell erwartet. Dieser sieht in seiner abschließenden Beurteilung der aktuellen Marktlage „nachhaltigen Fortschritt“ bei der Erreichung des Inflationsziels, jedoch Nachholbedarf auf dem Arbeitsmarkt. Noch immer gibt es ca. 6 Millionen mehr Arbeitslose, als vor der Krise. Damit sieht Powell noch keinen Bedarf für eine sofortige Straffung der Geldpolitik (zu Engl. Tapering). Derzeit werden monatlich Wertpapiere im Umfang von 120 Milliarden US-Dollar gekauft. Dennoch bekräftige Jerome Powell die Aussage das Anleihekaufprogramm im Falle einer weiteren positiven Entwicklung zum Ende des Jahres zurückzufahren. Ebenso betonte der Notenbankchef, dass ein Zurückfahren des Anleihekaufprogrammes nicht als ein Signal über den Zeitpunkt einer Zinserhöhung verstanden werden solle.  

Die Fed hat eine schwierige Gradwanderung zu meistern. Zum einen riskiert die Notenbank bei einer Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik eine unverhältnismäßige Verteuerung von Vermögenspreisen, welche in Blasenbildungen enden könnte. Zum anderen könnte eine zu voreilige Straffung der Gelpolitik die wirtschaftliche Erholung gefährden, wie es in etwa der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahre 2011 widerfahren ist. Die Fed kauft sich vor allem Zeit, um die weiteren Entwicklungen abzuwarten und eine robustere Datengrundlage zu haben. Eine weitverbreitete These unter Notenbanker ist, dass die derzeitige Preisentwicklung auf kurzfristige Effekte zurückzuführen ist, z.B. aufgrund von Pandemie-bedingten Lieferengpässen. Diese These kann jedoch erst zum Ende des Jahres bestätigt oder widerlegt werden. Insofern ist die Strategie von Jerome Powell durchaus nachvollziehbar.

Die Frage ist, ob Jerome Powell den sowohl internen, als auch externen Druck stand hält. Einige Fed-Notenbanker fordern schon länger ein sofortiges Zurückfahren der Anleihekäufe. Andere wünschen sich genug Zeit zwischen dem Ende des Anleihekaufprogramms und eventuellen Leitzinserhöhungen. Bewegt sich die Inflationsrate weiter über der Marke von 5 Prozent wird es für den Notenbankchef zunehmend schwerer den derzeitigen Kurs zu rechtfertigen. Außerdem existieren einige Stimmen, die behaupten, dass Jerome Powell seine zweite Amtszeit durch eine wohlwollende Geldpolitik sichern will. Im nächsten Jahr wird die Regierung um Joe Biden diesbezüglich entscheiden. Derzeit profitiert der amerikanische Staat stark von dem Niedrigzinsumfeld.

Selbst bei einer Anpassung der geldpolitischen Ausrichtung zum Ende des Jahres sollten die Auswirkungen auf den Aktien- und Immobilienmarkt überschaubar bleiben. Der geldpolitische Mechanismus funktioniert nicht etwa wie ein Lichtschalter, der aus- und angemacht wird, sondern entspricht eher einem Wasserhahn, der fein gesteuert werden kann. Die Fed wird äußerst behutsam vorgehen und graduelle Anpassungen vornehmen, um eben keine Verwerfungen am Markt hervorzuheben.

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