Benjamin Unterluggauer (*1989) präsentiert die Abschlussarbeit seiner sechsmonatigen Residenz am Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G)  unter dem Titel Fuzziness: Diffusion – Adaption. Der Industrie- und Interfacedesigner beschäftigt sich mit dem Thema Auf­blasen und Luft als Material. Für seine Abschlussaus­stellung entwickelte er mit einem selbst gebauten Schweißgerät Alltagsobjekte aus recycelter Folie und Luft­kammern wie etwa ein Sofa, eine Sitzbank, eine Hängeleuch­te oder eine Weste. Bei geringstem Einsatz von Material bestechen sie durch ihre ganz eigene Anmutung und Qualität, lassen sich aber jederzeit um­funktionieren und in den Materialkreislauf zurückführen. Zu dieser Arbeit inspirierten Benjamin Unterluggauer Objekte aus der Sammlung des MK&G, wie der ebenfalls ausgestellte Sessel „Blow“ (1968) der italieni­schen Designer Jonathan de Pas, Donato d`Urbino und Paolo Lomazzi. In einer Video­installation erfahren die Besucher*innen, dass aufblasbare Elemente schon seit den 1960er Jahren ein wichtiges Forschungsfeld sind, insbesondere in den Bereichen Architektur, Design und Militär. Der Designer ist der zweite geförderte Resident des Fonds für Junges Design, den die Stiftung Hamburger Kunstsammlungen 2020 ins Leben rief. Ziel ist es, junge Designer*innen einzuladen, mit Bezug zur Sammlung des MK&G eine eigene Arbeit zu entwickeln. Das MK&G reaktiviert mit dem Residenzprogramm eine zentrale Gründungs­idee des Hauses: Eine Vorbildersammlung hervorragender Gestaltung als Inspirationsquelle für Designer*innen zu sein.

Eine Anwendung des naturwissenschaftli­chen Prinzips der Diffusion auf die Gesellschaft mündet für Benjamin Unterluggauer in der Erkennt­nis, dass die stetige Anpassungsfähigkeit eine Notwendigkeit ist. Sein Interesse gilt vor allem dem unscharfen Feld, das er zwischen Diffusion und Anpassung als Fuzziness ausmacht. Mit dem Titel seiner Arbeit Fuzziness: Diffusion – Adaption verweist er auf diese Unschärfen und Auflösungserschei­nun­gen, die für ihn einen wichtigen Aspekt in der gestalterischen Tätigkeit dar­stellen. Als eines seiner zentralen For­schungs­­themen spielt das Element Luft nicht nur bei der Entwicklung von Produkten eine wichtige Rolle. Dank seiner Flüchtigkeit und Formbarkeit repräsentiert es auch das Phänomen der Fuzziness in Unterluggauers Arbeit.

Fuzziness bestimmt für den Designer jedoch nicht nur den Produktions­prozess und die Objekte, sondern auch die Gattungs- und Material­grenzen im zeitgenössi­schen Design und in der Arbeitsweise von Gestalter*in­nen. Diese inhaltliche Ebene der Ausstellung verhandelt sehr konkrete Design-Fragen unserer Gegenwart: Welchen Bedingungen muss gutes Design heute genügen? Welchen Zugkräften zwischen Diffusion und Adaption ist modernes Design ausgesetzt? Und inwieweit verändern diese Prozesse auch das berufliche Selbstverständnis der Gestalter*innen und Designer*innen?

Neben der Entwicklung potentieller Produkte und der Dokumentation von zeitgenössischer Designtätigkeit will Benjamin Unterluggauer auch eine Diskussion über unsere hyperinflationäre Warenkultur anstoßen. Die Funktionalität von Produkten wird zunehmend von Bedeutungsebenen überlagert, die die Objekte zu Medien für Marketingstrategien macht. Benjamin Unterluggauer will diesen Deutungsmechanismus aufbrechen und am Beispiel des Materials Plastik den Blick von der Vergänglichkeit des vermeintlich wertlosen Wegwerfproduktes Plastiktüte hin zu Bestän­dig­keit des Materials lenken, aus dem immer wieder neue Produkte entstehen können. Hier sieht er auch die Gestaltenden in der Verantwor­tung, Produkte zu entwickeln und unter äußerst ressourcenschonenden Bedingungen herzustellen und zu vertreiben.

Mit dem Fonds für Junges Design erhalten Nachwuchstalente aus gestalterischen Disziplinen wie Produktdesign, Modedesign oder Grafik­design die Möglichkeit, sich mit der Sammlung des MK&G auseinanderzu­setzen. Im Rahmen einer sechsmonatigen Residenz können sie die Objekte als Inspirationsquelle entdecken, die Expertise der Kurator*innen einholen und neue Materialien und Techniken kennen lernen. Ziel ist es, eine oder mehrere Arbeiten zu schaffen, die in das Eigentum der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen übergehen und als Dauerleihgabe in die Sammlung des MK&G überlassen werden. Der Fonds für Junges Design wird regelmäßig halbjährlich vergeben und trägt zur finanziellen und ideellen Förderung junger Designer*innen bei. Mit dem Erwerb der Arbeiten durch die Stiftung Hamburger Kunstsammlungen kann das MK&G seine Sammlung mit zeitgenössischen Werken ausbauen und stärken.

Benjamin Unterluggauer (geb. 1989 in München) absolvierte 2019 seinen Bachelor in Industriedesign an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel, Deutschland, und ist seit 2017 Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Er lebt in Kiel, arbeitet seit 2010 als selbst­ständiger Designer, unter anderem im Bereich der Web-Programmierung, und gründete 2020 sein Designstudio MOKIT. 2016 wurde er mit dem Designpreis der IKEA Stiftung ausgezeichnet. Er stellte unter anderem in Mailand und auf der Vienna Design Week in Wien aus. Von April 2021 bis September 2021 lebte und arbeitete er als Resident am MK&G. Benjamin Unterluggauer versteht seine Arbeit im Kontext des Open Design, das selbstbestimmte (Herstellungs-)Prozesse wie etwa Rapid Prototyping, quelloffenes Arbeiten und eine bedachte Einstellung der Gestaltenden in den Mittelpunkt stellt.

Die Video­installation entwickelte Benjamin Unterluggauer in Zusammenarbeit mit dem Kommunikations­designer Joscha Brüning.

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