In einem festlichen Akt wurde heute am Haus am Horn in Weimar die Bronze-Plakette enthüllt, die das Bauhaus-Mustergebäude als Preisträger des Europäischen Kulturerbepreises / Europa Nostra Awards 2021 ausweist. Insgesamt werden 24 beispielhafte Leistungen im Bereich des kulturellen Erbes aus 18 Ländern in Europa ausgezeichnet. Das Haus am Horn bekommt die Würdigung in der Kategorie Erhaltung. Der Europa Nostra Award wurde 2002 von der Europäischen Kommission eingeführt und soll die Wertschätzung für europäisches Kulturerbe erhöhen und beispielhafte Initiativen hervorheben. Die offizielle Preisverleihung findet im Rahmen einer Konferenz zum europäischen Kulturerbe unter dem Titel „For A New European Renaissance“ vom 21. bis 24. September in Venedig statt.

Im Mai 2019 eröffnete die Klassik Stiftung Weimar das Haus Am Horn, die weltweit erste Bauhaus-Architektur, nach sorgfältiger Restaurierung mit einer neuen Dauerausstellung. Das Haus Am Horn wurde 1923 erbaut und stellt einen der frühen Prototypen der architektonischen Moderne dar. Als einziges Beispiel authentischer Bauhaus-Architektur in Weimar ist es Teil des UNESCO-Welterbes „Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau“. Es wurde vom Entwerfer Georg Muche, dem Bauhaus-Direktor Walter Gropius und seinen Studierenden zusammen mit lokalen und regionalen Unternehmen gebaut. Zur umliegenden Freifläche gehört ein Garten für den Anbau von Obst und Gemüse, ganz im Sinne des ursprünglichen Konzepts von 1923.

„Das ikonische Gebäude repräsentiert die Wohnhausentwicklung im 20. Jahrhundert. Zudem ist die Aufmerksamkeit, die der Freifläche und dem landschaftlichen Kontext gewidmet wurde, relevant, da der wiederhergestellte Gemüsegarten Aufschluss über die neue, experimentelle Lebensweise liefert, die vom frühen Bauhaus vorgeschlagen wurde“, so die Jury.

Die zentrale Idee der Sanierung und Neukonzeption der Ausstellung war es, die radikal neuen Konzepte des Gebäudes in Bezug auf Konstruktion und modernes Wohnen für Besucherinnen und Besucher ohne Vorkenntnisse verständlich zu machen und gleichzeitig detaillierte Informationen für ein Fachpublikum zu bieten. Da das Haus nur zum Teil noch seinem ursprünglichen Entwurf entsprach, wurden umfangreiche Recherchen zu Materialien und Fertigungstechniken der 1920er-Jahre durchgeführt, zum Beispiel zu Heizkörpern, Fußleisten, Fensterbau und Farbkonzepten. Dank innovativer, aus weißem Stahl gefertigter Platzhalter – sogenannter „Umrissmöbel“ – und drei ausgewählter Rekonstruktionen können sich Besucherinnen und Besucher nun ein Bild vom ursprünglichen Aussehen des Hauses machen, eine Lösung, die auch auf andere Standorte übertragbar ist, an denen authentische Möbel verloren gegangen sind. Das Versuchshaus vermittelt die innovativen Ideen der Bauhaus-Pioniere, ihre künstlerischen Ansätze und die von ihnen umgesetzten revolutionären und experimentellen Technologien.

Zu den Projektpartnern der Klassik Stiftung Weimar gehörten die Stadt Weimar als ehemalige Eigentümerin des Grundstücks, der Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar als vorheriger Verwalter, die Denkmalbehörden Weimar und Thüringen sowie der Bund und das Land Thüringen als Förderer im Rahmen des Invest Ost-Programms. Im Rahmen der Sanierung wurden zudem Maßnahmen ergriffen, um einen barrierearmen Zugang zu ermöglichen. Seit seiner Wiedereröffnung im Mai 2019 hat das Haus Am Horn einen beeindruckenden Besucherzuwachs erlebt.

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