„1,25 Euro für das Kilo Schweinefleisch, 35 Cent für den Liter Milch – die Erzeugerpreise für Bäuerinnen und Bauern haben nichts mehr mit Kostendeckung und Gewinnerwirtschaftung zu tun. Sie sind strukturzerstörend und würdelos“, so Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. in einer Stellungnahme zum Krisengipfel, zu dem Niedersachsens Agrarministerin Otte-Kinast nach Hannover eingeladen hatte.

Janßen weiter: „In den letzten 10 Jahren haben laut dem Statistischen Bundesamt 47.300 Bäuerinnen und Bauern in Deutschland die Tierhaltung aufgegeben. Die ruinösen Erzeugertiefpreise bei Milch und Schweinefleisch in den letzten Monaten stellen uns alle vor einer Weichenstellung: Aufgabe der Tierhaltung oder uns alle in die Verantwortung nehmen, um wieder Perspektiven zu schaffen. Wir Bäuerinnen und Bauern müssen uns aktiv für faire Preise und artgerechte Tierhaltung einsetzen, statt mit geballter Faust in der Tasche Frust zu schieben. Vorschläge dafür liegen auf dem Tisch. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen deutlich machen, dass qualitativ hochwertige und gesunde Lebensmittel auch bedeuten, dass Bäuerinnen und Bauern dafür wirtschaftlich in die Lage versetzt werden und faire Preise erhalten müssen. Der Lebensmitteleinzelhandel wird nicht müde in bunten farbigen Anzeigen und in Gesprächen die Partnerschaft mit der Landwirtschaft zu betonen, aber diese Partnerschaft beweist sich auch im Tun. Wir fordern die Lebensmittelketten und die Discounter auf, auf Grund der bedrohlichen Lage ein erstes deutliches Erzeugerfairpreis-Signal zusammen mit Schlachtunternehmen und Molkereien zu setzen: 1,70,- Euro für das Kilo Schweinefleisch, 40 Cent für den Liter Milch. Das wäre eine Ansage an alle Marktbeteiligten, dass die Arbeit von Bäuerinnen und Bauern und eine tierwohlgerechte Nutztierhaltung wertgeschätzt werden, statt den Ausverkauf der Landwirtschaft zu Ramschpreisen weiter zu befeuern. Und die Politik? Sie macht keine Preise für unsere Erzeugnisse, aber sie gestaltet die politischen Rahmenbedingungen. Gestalten statt Stillstand und „weiter so“. Bäuerinnen und Bauern sind doch bereit, die Herausforderungen beim Umbau der Tierhaltung, für Natur- und Klimaschutz und Erhalt der Artenvielfalt anzupacken. Dafür muss die neue Bundesregierung, müssen die Landesregierungen sich für eine Agrarpolitik einsetzen, die Perspektiven und Planungssicherheit für Mensch, Tier, Klima und Natur setzen, denn jeder Hof zählt.“

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