Neun Korrespondenten und die einzige Korrespondentin der DW in Afghanistan konnten gestern mit ihren Familien nach Pakistan ausreisen.

Die DW hatte alle Mitarbeitenden in Afghanistan gebeten, sich so schnell wie möglich nach Kabul zu begeben, als sich die Machtübernahme durch die Taliban abzeichnete. Die Chancen für eine Evakuierung zentral von dort auf dem Luftweg schienen am größten zu sein.

Wegen einer Vielzahl von Gründen war eine Evakuierung auf dem Luftweg jedoch nicht gelungen. Auch die DW-Familien hatten Tage und Nächte vor dem berüchtigten Nordtor des Flughafens in Kabul unter dramatischen Bedingungen erfolglos auf Einlass in den gesicherten Bereich gewartet.

Nach mehreren gescheiterten Anläufen wurden alle Möglichkeiten geprüft, die Gruppe auf einem anderen Weg aus dem Land zu bekommen. Die Sicherheitslage in Afghanistan und ganz besonders an den Grenzübergängen in die Nachbarländer war sehr schwer einzuschätzen und zudem änderte sich die Situation fast täglich.

DW-Intendant Peter Limbourg: „Mein Dank gilt der Bundesregierung, dem Außenminister sowie der deutschen Botschaft in Pakistan und vielen Akteuren in der Politik, ohne die diese Ausreise nicht möglich gewesen wäre. Auch das große Engagement der Regierung Katars, die sich enorm für unsere Kollegen eingesetzt hat, wissen wir sehr zu schätzen. Ein besonderer Dank gilt den Behörden in Islamabad, die ihre Genehmigung für diese Evakuierung unserer Mitarbeiter und ihrer Familien über Pakistan aus humanitären Gründen erteilt haben. Diese Unterstützung in einer akuten Notlage war entscheidend.“

Für die Mitarbeitenden der DW ist dies der erste Schritt auf ihrer Reise nach Deutschland. In Bonn laufen die Vorbereitungen für ihre Ankunft auf Hochtouren. Die Korrespondentin und ihre Kollegen aus Afghanistan werden in Bonn die Redaktion bei der intensiven Berichterstattung über Afghanistan unterstützen.

Mit der Evakuierung dieser Gruppe von 72 Menschen ist für die DW ein erstes Ziel erreicht. In Afghanistan warten noch die Familien der Bonner Mitglieder der Afghanistan-Redaktion der DW auf die Ausreise.

Nicht nur die DW-Korrespondenten in Afghanistan, sondern auch die Angehörigen der Redaktion in Bonn sind extrem gefährdet. Nur Tage nach der Machtübernahme hatten Taliban-Kämpfer bei der Suche nach einem Journalisten der DW einen von dessen Familienangehörigen erschossen und einen weiteren schwer verletzt. Die Taliban hatten von Haus zu Haus nach dem DW-Journalisten gesucht, der aber inzwischen in Deutschland arbeitet. Weitere Angehörige des Journalisten konnten in letzter Sekunde entkommen.

Die DW ist im Gespräch mit allen beteiligten Behörden im In- und Ausland, um auch die Angehörigen der Mitarbeitenden der Dari- und Paschtu-Redaktionen der DW nach Deutschland bringen zu können. Ebenso zwei DW-Korrespondenten und ihre Familien, die nach Wochen des Wartens in Kabul vorübergehend in ihre Heimatorte zurückgekehrt waren. Sie sollen im nächsten Anlauf auch aus dem Land gebracht werden.

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