Die größte deutsche Junglandwirt:innen-Vertretung hält die Entwicklungen auf dem Bodenmarkt für fatal. „Wenn wir eine Landwirtschaft wollen, die Lebensmittel nachhaltig erzeugt, über Generationen hinweg denkt und in den Dörfern und Kleinstädten des ländlichen Raumes verankert ist, dann brauchen wir hier ein Umdenken“, so Schmidt.
Denn für junge Menschen, die sich eine berufliche Existenz in der Landwirtschaft aufbauen möchten, sind der Zugang zu Land und Kapital die größten Hürden. Statt niedriger zu werden, wachsen die Hindernisse für sie in den Himmel, weil die gesellschaftlichen Anforderungen steigen und viele Betriebe – vor allem die mit Tierhaltung – ohnehin unter starkem wirtschaftlichem Druck stehen.
Daher fordert der BDL nicht nur den Kauf von landwirtschaftlichen Flächen durch außerlandwirtschaftliche Personen und Unternehmen zu unterbinden, sondern auch ein Vorkaufsrecht für Junglandwirte und Junglandwirtinnen. Unterstützung erhofft er sich dabei von den Parteien, die diese Landjugend-Forderungen bereits im Wahlprogramm haben.
Rückenwind erhält der BDL bei dieser Wahlforderung auch von der Zukunftskommission Landwirtschaft. Sie empfiehlt in ihrem Bericht einen erleichterten Zugang zu Boden für Junglandwirt:innen und Änderungen im Bodenrecht. „Wir werden in den Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl daran erinnern“, verspricht Stefan Schmidt.
Die Agrarier:innen im BDL beobachten, dass es bereits vor dem Photovoltaik-Boom für Hofnachfolger:innen und Existenzgründer:innen zunehmend schwieriger wurde, Flächen zu kaufen oder längerfristig dazu zu pachten. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der Berufsnachwuchs nicht nur mit anderen Nutzungen oder Berufskolleg:innen um Agrarflächen konkurriert, sondern auch immer mehr mit außerlandwirtschaftlichen Investor:innen. „Wer Beispiele fürs Landgrabbing sucht, muss nicht mehr nach Afrika oder Asien schauen. Wir Junglandwirt:innen sind längst damit konfrontiert und müssen uns hier in Deutschland mit den Folgen auseinandersetzen“, sagt der BDL-Vize.
Seit 2010 haben sich die Kaufpreise für Landwirtschaftsflächen laut Statistischem Bundesamt mehr als verdoppelt – von 11 854 auf 26 439 Euro je Hektar im Jahr 2019. Mit steigender Tendenz. Das spiegeln auch die Pachtpreise wider. Sie waren im Jahr 2020 mit 375 Euro je Hektar so hoch wie noch nie und sind seit der Landwirtschaftszählung 2016 um 14 Prozent gestiegen. Gleichzeitig haben viele Betriebe aufgeben müssen: in den letzten zehn Jahren fast zwölf Prozent, wie die Daten der aktuellen Agrarstrukturerhebung zeigen.
„Die Ursachen für die enormen Preissteigerungen sind komplex. Sie umfassen neben Landkäufen durch außerlandwirtschaftliche Finanzleute, Flächenversiegelung, niedrige Zinsen und Boom bei den Erneuerbaren Energien auch eine steigende Nachfrage nach der begrenzten Ressource Boden“, zählt Stefan Schmidt auf.
Daher sei es wichtig, dass auch andere preistreibende Entwicklungen gestoppt und die Flächenversiegelung reduziert wird, ergänzt der Junglandwirt. „Es muss uns gelingen, dass die wichtigste Produktionsgrundlage der Landwirtschaft – der Boden – zugänglich und bezahlbar ist. Nur dann können junge Menschen auch in Zukunft nachhaltig arbeiten und von der Landwirtschaft leben“, fasst der stellv. BDL-Bundesvorsitzende zusammen.
Der größte Jugendverband im ländlichen Raum hat vor der Bundestagswahl 2021 unter dem Motto „Mehr Politik fürs Land“ seine Forderungen zusammengetragen. Allen gemein ist der Wunsch nach Diskussion und Umsetzung, damit junge Menschen auch in Zukunft auf dem Land Lebens- und Bleibeperspektiven finden. Einen vollständigen Überblick der Landjugend-Forderungen gibt’s online unter: www.landjugend.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Projekte/2021_BTW-Download/2021_BTW-Forderungen-Broschuere_web.pdf.
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