Jung und erfolgreich in der Forschung tätig zu sein, ist nicht immer leicht. Die hoch motivierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen möglichst viel publizieren, ein eigenes Profil entwickeln und Projektmittel einwerben. Und das bei oft unsicheren Perspektiven, mitten in einer Phase, in der eventuell auch die Gründung einer Familie ansteht und sich viele fragen, wo sie sich eigentlich die Führungsfähigkeiten aneignen sollen, die künftig von ihnen verlangt werden. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dieser Phase zu unterstützen und ihrer Karriere Schwung zu verleihen, ist Ziel des Klaus Tschira Boost Funds und der Leadership Academy. Das gelingt über Weiterbildung und Austausch in der Leadership Academy, aber auch über Fördergelder für eigene Projekte beim Klaus Tschira Boost Fund.
Bei beiden Initiativen kooperiert die Klaus Tschira Stiftung mit der gemeinnützigen German Scholars Organization (mehr unter https://gsonet.org). Absolventinnen und Absolventen werden in die Alumniplattform „Alumnode“ aufgenommen (https://alumnode.org). Gemeinsam ist allen Geförderten, dass es sich um ganz besondere junge Menschen handelt, von denen wir sieben an der Zahl in der Reihe „Sechs Fragen an…“ vorstellen möchten.
Heute: Wilhelm Palm, der Krebsforscher
Wilhelm Palm ist gebürtiger Rheinländer aus dem Raum Bonn und promovierter Biochemiker. Er leitet eine Nachwuchsgruppe am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Hier untersucht er die Regulation von Stoffwechselprozessen in unseren Zellen sowie deren Deregulation in Krebszellen. Seit Juli 2020 wird seine Arbeit durch den Klaus Tschira Boost Fund gefördert.
1.) Beschreiben Sie in maximal fünf Sätzen, wer Sie sind und was Sie antreibt.
Ich bin Biochemiker und forsche an fundamentalen Stoffwechselprozessen, welche in unseren Zellen ablaufen. Meine wissenschaftliche Ausbildung habe ich in München, Dresden und New York erhalten und leite nun seit einigen Jahren mein eigenes Labor am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Mich treibt die Faszination an, die hochkomplexen und genauestens regulierten Prozesse zu verstehen, welche in Lebewesen beziehungsweise – in meiner konkreten Forschung – innerhalb einer Zelle ablaufen. Und wenn ich dann über das bessere Verständnis von biochemischen Prozessen letztlich auch zur Therapieentwicklung beitragen kann, bietet das natürlich zusätzliche Motivation.
2.) Wie könnte man einem Kind Ihr wichtigstes Forschungsergebnis beschreiben?
Mein Labor untersucht, wie sich die Zellen unseres Körpers ernähren. Das funktioniert bei Zellen tatsächlich ähnlich wie bei Menschen: Sie verspüren Hunger, können große oder kleine Portionen essen und werden krank, wenn sie zu viel oder zu ungesund essen. Meine wichtigste Entdeckung war eine neue Nahrungsquelle für unsere Zellen: Eigentlich dachte man, Eiweiße werden im Darm verdaut und Zellen ernähren sich von den Eiweiß-Bausteinen, welche vom Darm ins Blut abgegeben werden. Alle Zellen in unserem Körper haben aber einen eigenen kleinen Magen. Ich konnte zeigen, dass manche Zellen, beispielsweise bestimmte Krebszellen, ganze Eiweiße essen und verdauen können – das ist eine vollkommen neue Art, wie sich unsere Zellen ernähren und somit Hungerzustände überstehen können.
3.) Was haben Sie während der Corona-Pandemie über sich gelernt?
Es gibt viele Dinge, welche ich für wichtige Bestandteile meines Alltags hielt, ohne die ich aber erstaunlich gut auskommen kann. Auf manche werde ich auch in Zukunft gut verzichten können, bei anderen freue ich mich, dass sie bald wieder Teil meines Lebens werden.
4.) Was haben Sie sich von der Teilnahme am Klaus Tschira Boost Fund versprochen? Und was ist eingetreten?
Eine wichtige Motivation meiner Bewerbung für den Klaus Tschira Boost Fund war natürlich die Anschubförderung, welche eine neue, ambitionierte Forschungsrichtung in meinem Labor ermöglicht hat. Zudem weiß ich den intellektuellen Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Fachgebiete sehr zu schätzen und hier bietet die Stiftung ein attraktives Netzwerk. Das war durch die Pandemie bedingt natürlich bislang nur online möglich, aber in der zweiten Hälfte meiner Förderung werden wir uns hoffentlich auch persönlich kennenlernen.
5.) Sie haben drei Wünsche frei an die Fee für Forschungsförderung. Wie lauten die?
Ein Wunsch würde mir eigentlich reichen – ausreichend Geld für meine Forschung. Darüber hinaus würde ich allgemein mehr Geld für exzellente Grundlagenforschung ungeachtet potentieller Anwendbarkeit sowie erfolgreichen Forscherinnen und Forschern einen größeren Vertrauensvorschuss auch bei unkonventionellen Projekten wünschen.
6.) Was erfüllt Ihr Herz jenseits der Arbeit?
Abseits von den Lebenswissenschaften interessiere ich mich eigentlich für jegliche Art kultureller Aktivität. Insbesondere begeistere ich mich für klassische Musik, Oper und Literatur, wenngleich ich mich aus Zeitgründen viel zu oberflächlich damit beschäftige. Ich halte mich auch gerne in der Natur auf. Während meiner Postdoc-Zeit in den USA habe ich mehrere der großartigen Nationalparks des Landes besucht, zurück in Deutschland und insbesondere während der Pandemie fahre ich regelmäßig zum Wandern in die Alpen.
Zum Hintergrund:
Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de
Die German Scholars Organization e.V. (GSO) ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der 2003 gegründet wurde. Zentrales Anliegen der GSO ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich für eine akademische oder auch außerakademische Karriere in Deutschland interessieren, durch individuelle Karriereberatung, Vernetzungsangebote und innovative Förderprogramme zu unterstützen. Neben dem Klaus Tschira Boost Fund bietet die GSO mit der Klaus Tschira Stiftung gGmbH und weiteren Partnern auch eine Leadership Academy für Postdocs im Ausland an. Weitere Informationen unter www.gsonet.org
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