„Das vergangene Schuljahr stand ganz im Zeichen der Pandemie, viele Schülerinnen und Schüler haben ihre Schule und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler kaum gesehen. Pädagogisch gesehen war das eine Katastrophe, aber aus Gesundheitsaspekten unumgänglich. Neue Formen des Lernens wie Wechsel- und Distanzunterricht und digitales Lernen mussten weiterhin, auch kurzfristig, umgesetzt werden, was alle Beteiligten vor enorme Herausforderungen gestellt hat. Die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen, den Bildungs- und Beratungszentren, bei den Kooperationspartnern im Ganztag und in der Verwaltung, haben unter hohem persönlichen Einsatz in dieser herausfordernden Zeit äußerst engagierte und sehr erfolgreiche Arbeit geleistet. Hier erwartet die GEW auch eine Anerkennung aus der Politik.
Leider hat es die Behörde häufig versäumt, die an Schulen Beschäftigten mitzunehmen und insbesondere beim Thema Gesundheitsschutz mitbestimmen zu lassen. Ob und wie es im kommenden Schuljahr läuft hängt insbesondere von der Pandemieentwicklung ab, aber auch davon, ob die Behörde die Beschäftigten endlich ins Boot holt und ihnen die Mitbestimmungsrechte einräumt, die ihnen zustehen. Pädagogischer Anspruch, Gesundheitsschutz und Mitbestimmung müssen zusammengedacht werden! Da hat die Behörde noch Nachholbedarf“, kommentiert Sven Quiring, Vorsitzender der GEW Hamburg.
„Die GEW tritt für die Offenhaltung der Schulen ein – dies muss jedoch für alle abgesichert und gut organisiert passieren. Bei einer stärkeren vierten Welle darf auch Wechselunterricht kein absolutes Tabu sein. Auch hier braucht es eine alternative Absicherung durch gute Vorab-Organisation und -Konzeption, welche letztendendes nicht zu Lasten der Schülerinnen, Schüler und Beschäftigten gehen darf“, so Bodo Haß, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg und Mitbestimmungsexperte.
Insbesondere bei den Luftfilteranlagen und der Versorgung mit digitalem Gerät für den Distanzunterricht sieht die GEW noch Luft nach oben.
„Die Behörde hat es bisher leider noch nicht geschafft, Bedingungen für einen gelingenden Unterricht unter Pandemiebedingungen zu schaffen. Die Zeit für eine rechtzeitige Anschaffung von qualitativ hochwertigen mobilen Luftfiltern ist über den Sommer verstrichen. Aspekte wie Wartung und Nachhaltigkeit bleiben ungeklärt. Die Digitalisierung hat coronabedingt einen Schub erfahren, dennoch entspricht schon das WLan nicht immer den Anforderungen. Geräte zu stellen ist gut, aber dies muss auch mit Ressourcen für die IT-Administration und -Wartung unterfüttert werden. Nur Geräte und Testgebinde in die Schulen zu bringen, ohne das mit weiteren Maßnahmen, die Geld kosten, zu unterstützen, reicht nicht aus und wird den Bedürfnissen der Schülerinnen, Schüler und den an Schule Beschäftigten nicht gerecht. Auch Fortbildungskonzepte für die Lehrkräfte müssen ausgebaut werden“, ergänzt Yvonne Heimbüchel, stellvertretende GEW-Vorsitzende und Gesundheitsexpertin.
Aus Sicht der GEW braucht es an den Schulen darüber hinaus spezielle Maßnahmen für Beschäftigte, Schulleitungen und Schüler*innen:
Für Kollegien fordert die GEW die Anerkennung der pandemisch bedingten psychischen Belastung und Entlastungen durch Aufgabenkritik und externe Vergabe von Aufgaben, z. B. bei Schüler*innen-Testungen oder auch bei pandemisch bedingten Schüler*innenbezogene Verwaltungsaufgaben. Sie erwartet mehr Arbeitszeit für die kooperative Konzeption der schulischen Organisation, für die Herausforderungen besonders bei der digitalen Didaktik sowie gezielte Lehrkräfte-Weiterbildung. Sie erwartet zudem mehr Mitsprache und Mitbestimmung bei Maßnahmen und Entscheidungen und letztendlich Gefährdungsbeurteilungen als Basis für gezielte Maßnahmen vor Ort.
Für die Schulleitungen erwartet die GEW Unterstützung zur schnellen und nachhaltigen Konzeption und Umsetzung der angestoßenen Anschaffung mobiler Luftfilteranlagen. Die Förderungen für festinstallierten RLT-Anlagen gibt es schon länger und wären nachhaltiger als mobile Luftfiltergeräte. Planungen und Installationen dieser festinstallierten RLT-Anlagen sollten parallel verlaufen besonders für Kantinen und andere Gemeinschafts- und Arbeitsräume und auch im Sinne der Nachhaltigkeit in allen Unterrichts- und Gemeinschaftsräumen räumen der geplanten Schulneubauten.
Die GEW kritisiert, dass Wartung und Unterhaltung der Geräte noch ungeklärt sind. Für Filterwechsel und andere Arbeiten muss Arbeitszeit für die Haustechnik bei Schulbau Hamburg zur Verfügung gestellt werden. Es sollten nicht noch weitere neue Aufgaben auf Schulleitungen und Kolleg*innen abgewälzt werde.
Für die Schülerinnen und Schüler schlägt die GEW den Fokus auf ein gestaltetes soziales Miteinander sowie kleinere Lerngruppen/Möglichkeiten der Differenzierung, um auch während des Schuljahres Lernrückstände einzelner aufgreifen zu können, vor.
Mit aller Deutlichkeit unterstützt die GEW die Empfehlung des RKI: „Der Ausbau der baulichen, strukturellen, organisatorischen und technischen Maßnahmen sollte intensiviert und bis zur Öffnung nach den Sommerferien abgeschlossen sein. Dies betrifft ganz besonders die Stärkung der personellen Ressourcen durch Einstellung von zusätzlichen Lehrkräften (dies ermöglicht eine Reduktion der Klassen- bzw. Gruppengrößen, kompensiert den ggf. höheren Betreuungsbedarf bei Wechselunterricht etc.), oder räumlichen (Messung der Luftqualität mittels CO2-Messung, Frischluftzufuhr und ggf. technische Möglichkeiten zur Luftreinigung sowie Verbesserung der hygienischen Bedingungen insgesamt), oder digitalen Ressourcen.“
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