Angesichts internationaler Kritik am nunmehr von der EU-Kommission vorgestellten Klimapaket mit dem Ziel einer Reduktion des CO2-Ausstoßes um 55 % bis 2030 warnt das Deutsche Energieberater-Netzwerk DEN e.V. vor zu großem Misstrauen gegenüber diesen Plänen der Gemeinschaft. „Die Kommission hat die Entwürfe ihres Green Deals nun mit Zahlen und konkreten Planungen unterfüttert“, sagt der DEN-Vorsitzende Dipl.-Ing. Hermann Dannecker. „Es war nicht anders zu erwarten, dass dies bei den Betroffenen in Gesellschaft und Wirtschaft auf Skepsis oder gar Ablehnung stoßen würde. Insofern hatten Kommissionspräsidentin von der Leyen und Klimakommissar Timmermans eine sehr undankbare, aber nötige Aufgabe.“

Gleichzeitig führten die aktuellen verheerenden Überschwemmungen im Westen Deutschlands und in einigen Nachbarstaaten in dramatischer Weise vor Augen, welche menschlichen und materiellen Schäden die Auswirkungen des Klimawandels anrichten können. Dannecker: „Die Signale der Natur sind doch unübersehbar! Die tragischen Verluste an Menschenleben und an Hab und Gut dürften sich – darin sind sich die Experten einig – in Zukunft wiederholen. Die Versicherungswirtschaft jedenfalls schlägt schon seit Jahren Alarm – bislang allerdings mit unzureichendem Erfolg.“

Dies könnte sich mit den ambitionierten Vorschlägen der EU-Kommission nun ändern, schätzt Dannecker. „Die Reduktionspläne aus Brüssel formulieren Ziele für jeden Sektor. Diese mögen heute vielleicht ambitioniert erscheinen. Auf jeden Fall aber setzen sie viele unter Handlungsdruck und legen ihnen rasche Anpassungen nahe: im Verkehrs- genauso wie im Gebäudebereich, im Energiesektor und in der Schwerindustrie. Wir werden alle umdenken müssen, und wir werden alle mit Blick auf die nötigen Klimaschutzmaßnahmen unser Handeln verändern müssen.“

Dannecker warnt jedoch davor, die Bevölkerung zu spalten in einen Teil, der sich Klimaschutzmaßnahmen leisten kann, und einen anderen, der finanziell und sozial abgehängt wird: „Die große politische Aufgabe besteht nun auch in den Mitgliedsstaaten darin, die Akzeptanz für eine gemeinsame ambitionierte Klimapolitik in Europa zu schaffen. Jeder Bürger kann dazu beitragen. Auf andere zu verweisen beim Klimaschutz ist der falsche Weg.“

Aus EU-Europa stammten zwar nur rund 9 Prozent der weltweiten Emissionen, doch mit diesem ambitionierten und konkreten Programm setze Brüssel ein Zeichen an die Welt, meint Dannecker: „Wenn die anderen Staaten weltweit sehen, dass Europa es ernst meint mit dem Klimaschutz und seinen Bürgern und seiner Wirtschaft spürbare Veränderungen zumutet, dürfte auch global ein größerer Handlungsdruck entstehen. Die nun angekündigten Konzepte ließen sich vielleicht sogar exportieren – Erfolg in Europa vorausgesetzt.“

So gesehen sei die Kritik aus den verschiedensten Richtungen zwar verständlich, aber vielleicht sogar auch heilsam und konstruktiv. Dannecker: „Brüssel hat jetzt Zahlen genannt und Pläne vorgelegt, über die man zwischen Wünschbarem und Machbarem trefflich diskutieren und streiten kann. Aber hinter sie zurückfallen kann man nicht mehr, und das ist gut so, denn Klimaschutz können wir nur gemeinsam schaffen.“

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