Immer weniger Menschen können schwimmen
Schwimmen sollte zu den Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen gehören! Doch Deutschland wird immer mehr zu einem Nichtschwimmerland. Weit mehr als die Hälfte der Zehnjährigen in Deutschland kann nicht richtig schwimmen, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag der DLRG zeigt. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts belegt, dass Mädchen häufiger und im Durchschnitt auch etwas früher schwimmen lernen als Jungen. Bei den älteren Semestern sieht es kaum besser aus. Auch fast die Hälfte der Erwachsenen sind mittlerweile keine sicheren Schwimmer. Dabei konnten noch Ende der 1980er Jahre knapp 90 Prozent der Bevölkerung schwimmen. Warum geht diese wichtige, unter Umständen lebensrettende Fertigkeit verloren?
Es gibt mehrere Gründe: Noch in den 1960er und 1970er Jahren bauten selbst kleine Städte und Gemeinden Hallenbäder. Hier lernte fast jedes Kind das Schwimmen – sei es beim Schwimmkurs im Verein oder während des Schulunterrichts. Doch die Gemeinden haben kaum noch die Mittel, um die in die Jahre gekommenen Frei- und Hallenbäder zu sanieren. Das trifft die Schulen. Die können allzu oft keinen Schwimmunterricht mehr erteilen, weil das nächstgelegene Schwimmbad geschlossen hat. Die öffentlichen Bäder müssen oft auch privat betriebenen Spaßbädern weichen. Aber in Whirlpools und auf Wasserrutschen lernt man nicht schwimmen. In zahlreichen Kommunen streiten Vereine und Schwimmschulen um die wenigen Becken, die zum Schwimmenlernen geeignet sind. Wer sein Kind in den Schwimmkurs schicken möchte, muss oft Wartezeiten oder lange Wegstrecken überwinden, bevor der erste Schwimmzug getan wird.
Gewöhnung ans Wasser
Wer seine Bahnen sicher durchs Becken oder den See zieht, vollführt komplexe Bewegungsabläufe. Die muss der Körper erst erlernen und verinnerlichen. So genannte Crash-Kurse sind also nichts für Kinder! Auch das Seepferdchen-Abzeichen als Ziel ist nicht ausreichend. Das Seepferdchen zeigt, dass ein Kind nicht sofort untergeht. Dass der Träger ein sicherer Schwimmer ist, der auch mit ungewohnten oder Gefahren-Situationen zurechtkommt, besagt es nicht. Ein guter Schwimmkurs hat mindestens das Freischwimmer-Abzeichen zum Ziel. Bevor ein Schwimmkurs oder der Schwimmunterricht in der Schule losgeht, benötigt ein Kind Vertrauen zum Wasser. Erst dann ist es bereit, sich darin aufzuhalten.
Je früher Eltern ihre Kinder mit dem Wasser vertraut machen, desto besser. Denn wenn sich erst einmal Angst vor dem Wasser einschleicht, ist sie nur schwer wieder loszuwerden. Die nötige Vertrautheit mit Wasser entsteht auch durch Regelmäßigkeit. Deshalb sollten Eltern – wenn möglich – einmal pro Woche mit ihren Kleinen ins Schwimmbad oder an den See gehen. Es gibt auch Wassergewöhnungskurse für Ein- bis Vierjährige, die viele Schwimmvereine anbieten. So vorbereitet kann der Schwimmunterricht beginnen.
Schwimmen lernen – aber richtig!
Eltern sollten ihren Kindern das Schwimmen nur selbst beibringen, wenn sie dazu geschult sind, so ARAG Experten. Ausgebildete Schwimmlehrer haben Grundwissen in Pädagogik und Lernpsychologie der Kinder. Zudem bringen sie den Kindern die richtigen Bewegungsabläufe bei. Das ist wichtig, weil gerade beim Brustschwimmen viel falsch gemacht werden kann. Die falsche Technik kann dem kleinen Körper mehr schaden als nützen.
Wie finden Eltern aber einen guten Schwimmkurs, wenn die Schule keinen Schwimmunterricht anbietet? Besonders wichtig ist es nach Auskunft der ARAG Experten, dass die Schwimmlehrer ein Zertifikat vorweisen können. Denn die Bezeichnung Schwimmlehrer ist nicht gesetzlich geschützt – jeder darf sich so bezeichnen. Lizenzierte Lehrgänge für Schwimmlehrer bieten z. B. der Deutsche Schwimmverband oder die DLRG an. Lerngruppen sollten nicht mehr als zwölf Kinder groß sein und der Kurs nicht weniger als 20 Stunden beinhalten. Übrigens: Die meisten Bäder und Schwimmvereine bieten auch Schwimmkurse für Erwachsene an.
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