„Angesichts massiver Proteste und manchmal durchaus zweifelhafter Aktionen von selbsternannten Klimaschützern wäre zu wünschen, dass mit der Verabschiedung das neuen Regionalplans wieder Ruhe und Frieden und vor allem Sachlichkeit in die politische Diskussion einkehren“, sagt dazu der Hauptgeschäftsführer des ISTE, Thomas Beißwenger. „Weder kommunale Planer noch Unternehmen können auf Grundlage gefühlter Wahrheiten und bewusst negierter Fakten planen und handeln. Dieser Regionalplan gibt der Wachstumsregion Bodensee-Oberschwaben für die nächsten zwei bis drei Jahrzehnte eine Perspektive. Dazu gehört auch die Sicherung heimischer Rohstoffe.“
Das aktualisierte Planungswerk erkenne die Bedeutung mineralischer Rohstoffe an, lobt Beißwenger: „Steine, Kies und Sand lassen sich angesichts ihres Gewichts nur über begrenzte Strecken transportieren, wenn es wirtschaftlich sein soll. Kurze Transportwege zu den Baustellen und damit letztlich zu den Verbrauchern sind deshalb nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch sinnvoll, denn sie vermeiden den unnötigen Ausstoß von Treibhausgasen. Eine dezentrale Verteilung von Abbaustätten über die Regionen ist insofern ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.“
Viele Menschen wüssten nicht, welch bedeutende Rolle mineralische Rohstoffe wie Steine, Kies und Sand in ihrem Leben spielen: “Jeder Bürger verbraucht statistisch gesehen ein Kilogramm Steine pro Stunde“, erklärt Beißwenger. „Mineralische Rohstoffe werden keineswegs nur zum Bau von Häusern, Straßen und Infrastrukturen benötigt. Ohne sie gäbe es auch keine Energiewende. Die Fundamente von Windrädern etwa werden aus Beton gegossen, und auch Solarzellen brauchen das aus Quarz stammende Silizium. Wir begegnen mineralischen Rohstoffen also überall. Sie sind unverzichtbar für unser modernes Leben.“
Beißwenger weist darauf hin, dass Abbaustätten im Land nur einen verschwindend geringen Flächenanteil benötigen. „Unsere Industrie benötigt zur Gewinnung von Rohstoffen nur 1,5 Promille der Landesfläche, und das auch nur vorrübergehend. Nach dem Ende des Abbaus werden die Flächen zurückgegeben, rekultiviert oder renaturiert. Es entstehen vielfach für den Natur- und Artenschutz auf diese Weise wertvollere Lebensräume als zuvor. Unsere Unternehmen tun also viel mehr für Natur- und Klimaschutz, als vielen Menschen bewusst ist. Das wird nicht genügend anerkannt.“
Wie es nicht gehen sollte, zeige die Region Vorarlberg, sagt Beißwenger. Die habe in der Vergangenheit verpasst, eine zukunftsfähige und umfassende Rohstoffsicherung zu betreiben und ziehe es vor, Kies in begrenzten Mengen aus dem benachbarten Deutschland zu importieren. Sollten diese Mengen – aus welchen Gründen auch immer – fortfallen, werde man auf österreichischer Seite Probleme bekommen, die man hätte vermeiden können.
Beißwenger: „Deshalb ist die Verabschiedung dieses Regionalplanes für die Region Bodensee-Oberschwaben eine kluge Entscheidung und hat Vorbildcharakter sogar über die Landesgrenzen hinaus.“
In Baden-Württemberg gibt es rund 500 Unternehmen, die mineralische Rohstoffe gewinnen, weiterverarbeiten oder gebrauchte mineralische Rohstoffe recyceln. Insgesamt geschieht dies in rund 800 Werken mit 15.000 Beschäftigten. Diese Branche erwirtschaftet einen Gesamtumsatz von rund 5 Milliarden Euro pro Jahr im Land.
Pro Einwohner und Jahr müssen rund 10 Tonnen Material der Erde entnommen werden, damit Häuser, Bürogebäude, Straßen, Bahnlinien und Radwege gebaut werden können. Insgesamt werden so jährlich 100 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe gewonnen und benötigt. Ziemlich genau entspricht das einem Kilogramm mineralische Rohstoffe pro Einwohner und Stunde. Gebrauchte Baustoffe werden durch Baustoffrecycling im Kreislauf gehalten. So wird bereits heute ca. 90 Prozent des Bauschuttes und Straßenaufbruchs recycelt.
Der ISTE wurde bereits sechs Jahre vor dem Land Baden-Württemberg im März 1946 als „Fachverband Steine und Erden Württemberg und Baden e.V.“ gegründet. Seitdem hat er sich zu einem modernen, dienstleistungsorientierten Wirtschafts- und Arbeitgeberverband entwickelt.
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