Einen Blick in die innovativsten Köpfe der Region und ihre Ideen lieferte auch dieses Jahr wieder der Technologietransfer-Kongress für den Wirtschaftsraum Augsburg. Dieses Innovations-Schaufenster der Region fand zum neunten Mal statt und bot den rund 680 Teilnehmern mit über 60 Referenten und 34 Partnern in 77 Vorträgen einen eindrucksvollen Überblick über die neuesten technologischen Entwicklungen aus der Forschungslandschaft und Wirtschaft der Region A³. Die große Leistungsschau zum Technologietransfer der sieben beteiligten Forschungseinrichtungen im TEA-Netzwerk brach damit, erstmals als Hybridveranstaltung mit einem Vor-Ort-Programm und einem parallelen Online-Programm, erneut alle Rekorde. In über 20 einzelnen Sessions konnten sich Unternehmen dann zahlreiche konkrete Impulse holen, wie sie das im Unternehmen umsetzen können.

Der Technologietransfer-Kongress fand erstmalig als hybrides Format statt: Vor Ort im neuen Gebäude Weitblick 1.7 im Augsburg Innovationspark wurde das Event live übertragen und etwa 30 Gäste waren in Präsenz dabei. Alle Gäste und Referenten waren geimpft, getestet oder genesen und für den entsprechenden Abstand war gesorgt. Am ersten Kongresstag schalteten sich rund 430 Personen digital zu, am zweiten Tag über 250.

Innovation in KMUs – und wie sie erfolgreich verhindert werden

An der regionalen Innovationslandschaft kann es jedenfalls nicht liegen, falls ein Unternehmen im Wirtschaftsraum Augsburg noch nicht die bahnbrechende Innovationsidee haben sollte. Mit so vielen Sessions und Vorträgen wie nie bot der 9. Technologietransferkongress an zwei Kongresstagen „eine sehr gute Austauschplattform, um Ihnen zu zeigen, was wir mit Ihnen für Sie tun können“ – so Prof. Michael Kupke vom DLR Zentrum für Leichtbauproduktionstechnologie in Augsburg zur Begrüßung – stellvertretend für das TEA-Netzwerk der TransferEinrichungen Augsburg.  Das einzigartige Netzwerk in der Region lobte auch sein Kollege vom Fraunhofer IGCV, Prof. Klaus Drechsler: „Hier sind nicht nur Gebäude entstanden, sondern eine fantastische Heimat für Partnerschaften und Vernetzung“. 

Was also muss noch getan werden, um Unternehmen zu neuen Innovationen zu bringen? Eine provokante Frage wurde dazu an Keynotespeaker Dirk Ramhorst von Wacker Chemie in seinem Einstiegsvortrag gestellt und später im Podium diskutiert: „Traut sich niemand mehr Fehler zu machen und haben heutige Führungskräfte einfach nur die beste Fehlervermeidungsstrategie, z. B. in der Schule?“ Denn schon in der Schule bekommen wir beigebracht: Wer keine Fehler macht ist “gut” oder “sehr gut”. In vielen Unternehmen setzt sich diese Geisteshaltung fort. Innovationen finden in solchen Unternehmen kaum einen Raum. Der Fokus liegt oftmals auf den Erhalt des Status quo. Anders gehen zukunftsfähige Unternehmen damit um. Sie stellen sogar gezielt “Innovatoren” ein, die “intelligente” Fehler machen sollen. In Traditionsunternehmen werden sie hingegen häufig als Störfaktor empfunden, weil sie das Gewohnte hinter-fragen, täglich neue Dinge testen und verändern wollen. Doch nur so können Innovationen geschaffen werden, die dem Unternehmen langfristig nutzen. Doch was bedeutet eine offene Fehlerkultur überhaupt?

Dass Innovation im 21. Jahrhundert nicht länger nur im Labor, der Werkstatt oder der oft referenzierten Garage stattfindet, zeigte die Keynotespeakerin Prof. Martina Schraudner vom Fraunhofer CeRRI und ausgewiesene Expertin für Innovationsökosysteme. Stattdessen entstehen disruptive Innovationen in Ökosystemen, in Kollaboration mit Anderen. Entsprechend hängt die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen heute mehr denn je von ihrer Fähigkeit ab, sich in ihrem Innovationsökosystem zu vernetzen und den Transfer von Wissen und Technologien in diesen Netzwerken erfolgreich zu gestalten. Ihr persönlicher Tipp an die Teilnehmer: „Erkunden Sie Ihr Innovationsnetzwerk und bauen Sie gezielt und systematisch neue Verbindungen auf – auch und gerade außerhalb Ihrer eigenen Branche!" Gerade jetzt sei eine Aufbruchstimmung bei den deut-schen Unternehmen im Bereich FuE und Digitalisierung nach der Corona-Pandemie zu beobachten, die es nun zu nutzen und weiterzuentwickeln gilt. „Es wurden neue Wege gesucht und es besteht eine große Aufgeschlossenheit für Veränderungen aller Art“, so Prof. Martina Schraudner.

Der Mensch im Mittelpunkt: KI sollte kreative Intelligenz bedeuten

Bei Innovation muss es vor allem darum gehen, die Mitarbeiter mitzunehmen. Ideen und Tools für kollaboratives Arbeiten und Innovieren im Team mit Unterstützung von neuen Methoden und Technologien stellt z. B. Michael Bauer von der All for One Group vor. In Breed Weeks werden statt in fünf Monaten in einer Woche mittels ausgeklügelten und hocheffizienten Prozess- und Kreativitätsschritten schnell gute Ergebnisse entwickelt, die zu Innovation führen. Daran anknüpfend stellte Lisa Offermann von PROCON IT vor, wie auch die Design Thinking Methode schnell passende Use Cases für Digitalisierungsprojekte liefern kann. Während 20 Minuten kreativer Gewissenserforschung entlarvte z. B. Ludger Elfgen, Mitgründer der Kreativagentur elfgenpick, in seinen Impulsvortrag am ersten Kongresstag die Schraubzwingen im Kopf, die eine nötige Innovationskultur in KMUs bremsen.

Digitalisierung in der Tasche, Innovation im Kopf

Der liebste Begleiter der meisten Mitarbeiter – das Smartphone – eignet sich auch hervorragend, um die Belegschaft bei Innovations- und Digitalisierungsthemen mitzunehmen. Bei der Wacker Chemie erhalten Mitarbeiter mit einem Taschen-Coach kontinuierlich „Wissensnuggets“ rund um Digitalisierungsthemen. Die App, die in Kooperation mit dem Startup CULCHA für das Unternehmen weiterentwickelt wurde, ist digitaler Werkzeugkasten und Personal Trainer in einem. Führungskräfte und Mitarbeiter können gleichermaßen dort Inhalte einstellen.

Unterstützung bei allen Maßnahmen der digitalen Bildung in Unternehmen von der Entwicklung von Lernvideos bis zu Augmented Reality stellte das Augsburger Projektkonsortium von Bildung 4.0 für KMU vor.

Innovativ und digital vom Kunden bis zur Produktion

Neben dem Blick ins Unternehmen hinein ist für Innovation auch die Kundenperspektive entscheidend: Jessica Rademacher sah in der Podiumsdiskussion den ersten Fehler in der Innovation oft darin, „nicht richtig herauszufinden, was der Kunde wirklich braucht, den Unterschied zwischen dem, was der Kunde will und dem was der Kunde braucht, und dem Bedürfnis, das dahinter-steckt.“ Innovative Beispiele für neue Kundenorientierung bot die Connected Smart Factory von der soffico GmbH und der CARL ZEISS AG, die Daten aus verschiedenen Quellen und Systemen vernetzt. Damit kann etwa ein Optiker das Gesicht eines Kunden vermessen, der Kunde kann die Wunschbrille digital anprobieren und anpassen lassen. Diese Daten gehen an die Produktion, diese erstellt die individuelle Brille. Eine Methode, wie Unternehmen zu solchen innovativen digitalen Geschäftsmodellen kommen, präsentierte Prof. Häckel von der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT/Kernkompetenzzentrum FIM. Mit der MESSIAS-Methode können Unternehmen ihre Potenziale für digitale Geschäftsmodelle systematisch ermitteln – ein interessantes Angebot gerade für produzierende Mittelständler, die häufig noch wenig Ideen haben, wie sie ihre Produkte mit smarten Produkt-Service-Innovationen anreichern können.

Technologieinnovationen aus der Region: Von KI über Robotik bis Wasserstoff

Wer als Unternehmen Kooperationspartner in Innovationstechnologien sucht, wird in der Region mehr als fündig: Vom KI-Produktionsnetzwerk über das WiR-Projekt an der Universität Augsburg, in dem neue Materialien mit intelligenten Fertigungstechnologien verbunden werden, bis zur Wasserstofftechnologie zeigte die regionale Forschungslandschaft ihre konkreten Angebote für innovative Unternehmen.

Vieles davon ist auch für KMU interessant: Zum Beispiel werden Roboter mit hohen Kosten und einer aufwendigen Programmierung in Verbindung ge-bracht. Heute sind bestimmte Leichtrobotermodelle jedoch so kostengünstig geworden, dass sie für die mittelständischen Produktion – und damit auch für Nicht-Experten – interessant sind. Christian Härdtlein und Albrecht Lottermoser vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Augsburg stellten in ihrem virtuellen Fachvortrag das Lernlabor Robotik mit dem Schwerpunkt der Mensch-Roboter-Kollaboration vor.

Eine weitere Session zeigte auf, was hinter der mobil transportablen Wasserstoffenergie steckt und welche nahezu unendlichen Möglichkeiten in der Anwendung bestehen. Herausfordernd wird hier sein, die Technologie in Deutschland zu halten. Sowohl die Universität Augsburg und das bifa Umweltinstitut, vertreten durch Prof. Weihrich, wie auch die Hochschule Augsburg, vertreten durch Prof. André Baeten bieten Unternehmen Expertise, Beratung und Strategieentwicklung an.

Initiatoren zufrieden

Der Kongress zeigte: Mit dem Augsburg Innovationspark und dem Netzwerk der TransferEinrichtungen Augsburg ist der Wirtschaftsraum Augsburg bestens aufgestellt für die menschgemachten Innovationen der Zukunft. Die Initiatoren des Technologietransfer-Kongresses, das TEA-Netzwerk der regionalen Forschungseinrichtungen und die Regio Augsburg Wirtschaft GmbH, zeigten sich ebenfalls höchst zufrieden. „Wir laden gerade auch die kleinen und mittleren Unternehmen ein, diese hervorragenden Angebote zu nutzen“, so Andreas Thiel, Geschäftsführer der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH. „Die Forschungseinrichtungen der Region und das TEA-Netzwerk stehen für Kooperationsprojekte bereit.“

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