Antigen-Schnelltests haben in Deutschland während der dritten Infektionswelle verhältnismäßig wenige Neuinfektionen aufgedeckt. Im Mai wurden durch meldepflichtige Schnelltests bundesweit rund 20.000 Infizierte gefunden. Das geht aus Zahlen hervor, die der SWR auf Anfrage vom Robert-Koch-Institut erhalten hat. Dem stehen Millionen von abgerechnete Schnelltests gegenüber.
Zu Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz konnte das datenjournalistische Rechercheteam des SWR für den Monate Mai die Quote berechnen. Demnach konnte bei 0,05 Prozent aller Antigen-Schnelltests, die die angemeldeten Test-Stationen in Baden-Württemberg abgerechnet haben, eine tatsächliche Coronavirus-Infektion nachgewiesen werden. In Rheinland-Pfalz waren es rund 0,04 Prozent. Insgesamt wurden im Mai in den beiden Bundesländern laut Kassenärztlicher Vereinigung rund 10,5 Millionen Testungen abgerechnet. In Baden-Württemberg ließen sich dadurch knapp 4.000 Infizierte nachweisen, in Rheinland-Pfalz knapp 740.
Virologe fordert verlässlichere PCR-Testungen
Angesichts der SWR Datenauswertung urteilt Oliver Keppler, Professor für Virologie am Max-von-Pettenkofer-Institut an der Universität München: "Gut gemeinter Aktionismus ist nicht immer gut." Für den Herbst plädiert der Virologe dafür, die Schnelltestungen weitgehend durch verlässliche PCR-Testungen zu ersetzen. Denn viele Schnelltests seien fehleranfällig in der Anwendung und würden Infizierte nicht ausreichend verlässlich erkennen, so Prof. Keppler: "Es geht darum, dass man jetzt, wo die Inzidenz niedrig ist, erstmal einen Schlussstrich zieht, die Lage analysiert: Was haben Teststrategien im letzten Dreivierteljahr gebracht, wo haben sie versagt, wo müssen sie optimiert werden?"
Corona-Schnelltests entdeckten nur hoch ansteckende Infizierte
Nach Einschätzung von Experten sei die Erfolgsrate der Schnelltestungen niedrig. Denn viele Schnelltests entdeckten nur hoch ansteckende Infizierte. Das belegen auch jüngste Studien unter Federführung des Paul-Ehrlich-Instituts. Und es stehe in Frage, ob das vielerorts unerfahrene Personal der Teststationen ausreichend aussagekräftige Abstriche genommen habe. Beides könne schnell zu falsch-negativen Ergebnissen führen.
Methodik:
Die SWR Datenanalyse hat die gemeldeten Neuinfektionen in der Hochphase der dritten Welle untersucht. Dazu hat SWRdata Daten beim Robert-Koch-Institut, dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg und dem Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz angefragt. Demnach waren rund 6 bis 9 Prozent der registrierten Coronavirus-Fälle auf einen vorausgegangenen Schnelltest zurückzuführen. Mehr als 90 Prozent aller Neuinfektionen in der dritten Welle wurden dagegen direkt durch einen PCR-Test bestätigt.
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