Die 90. Sonderausstellung widmet sich dem Thema „Surrealismus in Deutschland?“. Der Surrealismus gilt gemeinhin als eine hauptsächlich in Frankreich wirkende geistige Bewegung, die ihr bestimmendes Zentrum im Kreis um André Breton in Paris hatte und im Wesentlichen auf die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen begrenzt war. Doch auch Spanien sah Breton als fruchtbare terre surréaliste. Durch den Gang ins Exil sollte der Surrealismus schließlich vor allem in Mexiko und in den USA seine Fortsetzung finden. Erst nach 1945 konnten auch in Europa surrealistische Bestrebungen – zumindest kurzzeitig – neu entfaltet werden, bis die Kunstentwicklung in Ost wie West jeweils andere Wege ging.
Surrealismus in Deutschland ist bislang kaum als eigenes Thema dargestellt worden. Erstmals soll der Beitrag deutscher Künstler zum Surrealismus deshalb von 1919 bis unmittelbar nach dem Krieg in einer Ausstellung betrachtet werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf jenen Leistungen, die wesentliche Positionen dieser Strömung der Klassischen Moderne repräsentiert haben. Hinzu kommen Künstler, die zumindest phasenweise von surrealistischen Tendenzen geprägt waren bzw. diese aufgegriffen oder fortgeführt haben. Das künstlerische Umfeld wird schließlich ebenso in den Blick genommen wie Vorläufer (besonders der Dadaismus) und andere Erscheinungen, die historisch mit dem Surrealismus verbunden sind. Die Exposition präsentiert mehr als 100 Gemälde und unikale Arbeiten auf Papier von knapp 40 Künstlern, darunter Hans Bellmer, Edgar Ende, Edgar Jené, Karl Kunz oder auch Richard Oelze. Zahlreiche Museen, Galerien und private Leihgeber aus Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz stellen ihre Werke für die Schau zur Verfügung.
Gerd Lindner
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