Nach der von Verletzungen und Schwierigkeiten geprägten letzten Saison stehen die Winterberger Rennrodel-Doppelsitzer Robin Geueke und David Gamm vor einem Neuanfang. Geueke hat seine Rückenprobleme gut im Griff, auch der Schlitten soll spätestens Anfang Oktober „fertig“ sein. „Wir wollen von Beginn an voll dabei und nicht mehr in eine so verflixte Situation wie in der letzten Saison reinrutschen“, so die beiden. Ihre Ziele sind klar definiert: Sie wollen als drittes deutsches Doppel im Weltcup starten, vielleicht sogar die Qualifikation für Olympia 2022 in Peking schaffen.

SZW: Wie ist momentan der Stand der Vorbereitung für die neue Saison?

Geueke: Wir sind seit rund drei Monaten im Training und beschäftigen uns natürlich auch mit dem Schlitten. Die Zeit rennt, erster Fixpunkt ist der Startlehrgang in Oberhof.

Gamm: Ich fühle mich gesund, fit und bereit. Wo wir stehen, das werden wir beim Startlehrgang in Oberhof, also dem ersten Kräftemessen, wissen. Wir sind zuversichtlich.

SZW: Robin, die letzte Saison verlief nicht nach Euren Vorstellungen. Deine Rückenverletzung hat Euch in der Vorbereitung stark behindert.

Geueke: Dass die vergangene Saison nicht so gelaufen ist, wie wir uns das alle vorgestellt haben, ist klar. Wir haben die Saison aufgearbeitet und abgehakt. Wir haben viele Gespräche mit den Trainern und Menschen, die uns helfen konnten. geführt. Meine Rückenverletzung war semi-optimal für die Vorbereitung. Die Situation war nicht einfach. Ich musste sehen, dass ich mich wieder richtig bewegen konnte. Die Frage war auch, ob wir pünktlich in die neue Saison gehen können. Mit Behandlungen und Reha ging viel Zeit ins Land. Auch mit dem Schlitten waren wir hintendran. Also, weder der Rücken noch der Schlitten waren fertig. Das hat uns die wichtigen Punkte in der Qualifikation gekostet. Jetzt starten wir einen neuen Anfang. Meine Rückenprobleme haben wir mit den Ärzten und dem Physioteam gut im Griff. Auch der Schlitten wird rechtzeitig fertig.

SZW: In der letzten Saison sind Fehler passiert, normalerweise wäret Ihr als Nummer drei hinter Eggert/Benecken und Wendl/Arlt auch in der ersten Weltcup-Hälfte gestartet. Aus Fehlern lernen, so lautet die Devise für die neue Saison. Was habt Ihr gelernt?

Gamm: Wir lernen immer aus Fehlern. In der Vergangenheit gab es schon Saisons, die nicht optimal gelaufen sind. Wir analysieren jede Rennsaison. Robins Verletzung

war schon ein wichtiger Grund dafür, dass wir nicht in Schwung gekommen sind, um die volle Startleistung abzurufen. Das wurde von Qualifikationsrennen zu Qualifikationsrennen immer schwieriger. Das wollen wir jetzt vermeiden und gesund in die Saison gehen, um nicht wieder in diese blöde, verflixte Situation reinzurutschen.

Wir wollen von Beginn an voll da sein und durch Leistung überzeugen.

SZW: Jetzt geht es schrittweise in die neue Saison. Wie sehen die Schritte aus?

Geueke: Wir trainieren hier noch am Stützpunkt, dann geht es nach Oberhof zum

Startlehrgang, dem ersten Kräftemessen. Danach sind zwei Wochen aktive Regeneration angesagt, natürlich kümmern wir uns auch um den Schlitten, dass wir da weiterkommen. Es folgen Trainings-Wochen mit steigender Intensität, ehe es dann Anfang Oktober aufs Eis nach Lillehammer geht, um mit fertigem Schlitten in die Saison reinzurutschen. Danach stehen die entscheidenden Qualifikationsrennen für das Weltcup-Team in Oberhof, Altenberg und am Königssee an. Wenn alles klappt und wir uns qualifizieren, sitzen wir dann im Flieger nach China.

SZW: Bei den Qualifikationsrennen müsst Ihr Eure maximale Leistungsfähigkeit erreichen. Gesetz den Fall, Ihr qualifiziert Euch als dritter Doppelsitzer für den Weltcup, dann würde es, wie Robin es angedeutet hat, nach China zum Training und ersten Weltcup am 20./21. November gehen.

Gamm: Das ist unser erstes Ziel, als drittes deutsches Doppel dabei zu sein und im Weltcup zu starten. Das nächste Ziel sind die Olympischen Spiele im Februar 2022. Dafür müssten wir aber noch ein weiteres deutsches Doppel hinter uns lassen, da bei Olympia leider nur zwei Doppelsitzer starten dürfen.

SZW: Angesichts der starken deutschen Konkurrenz und der Tatsache, dass nur zwei bei den Spielen an den Start gehen dürfen, wird es schwierig, dieses Ziel zu realisieren. Unabhängig davon, hat sich in der letzten Zeit auch bei den Doppelsitzern international eine Menge getan. Die Weltspitze ist näher zusammengerückt.

Geueke: Das stimmt. Sie ist näher zusammengerückt. Wir haben das Pech, dass uns einerseits da irgendwie etwas fehlt, wir die deutschen Schlitten vor uns haben und uns mit ihnen messen müssen. Zugleich merken wir, dass die internationale Konkurrenz ziemlich schnelle Schlitten baut. Starten und rodeln können die anderen Nationen wie die Italiener, Letten oder Österreicher auch. Rund fünf Schlitten können jetzt immer um die ersten Plätze mitfahren.

SZW: Unabhängig von dieser Saison und Eurem Abschneiden steht nach Olympia in Peking eine Zäsur an. 2026 richtet Cortina die nächsten Spiele aus. Gibt es schon Visionen bzw. ein Projekt mit einem Vierjahresplan?

Gamm: Auf jeden Fall. Cortina 2026 ist das übergeordnete Ziel, darauf arbeiten wir dann hin. Die Weltcup-Saisons sind Zwischenziele. Auf der anderen Seite gehören wir dann eher schon der älteren Generation an. Wir müssen mal schauen, wie wir das alles zusammenpacken.

SZW: So alt seid Ihr ja noch nicht, vielmehr im besten Alter. David Du bist 26 Jahre alt, Robin wird 29.

Geueke: Rodeln ist eine Sportart, die auch von Erfahrung geprägt wird und Erfahrung nicht hinderlich ist. Man wird, wie bei einer Schnelligkeitssportart, mit zunehmendem Alter nicht schlechter. Man kann auch noch mit über 35 Jahren im Rennrodeln mitmischen. Gott sei Dank gibt es neben der Startphase von drei Sekunden noch eine knappe Minute Roden.

SZW: Lasst uns einen weiteren Blick in die Zukunft werfen. Gibt es Pläne für die Zeit nach dem aktiven Sport?

Gamm: Ich bin Polizeimeister bei der Bundespolizei und könnte mir vorstellen, da was Schönes im Polizeidienst auszusuchen.

Geueke: Mein Dienstgrad ist Oberfeldwebel bei der Bundeswehr. Ich könnte mir vorstellen, dem Sport erhalten zu bleiben und dem Stützpunkt etwas zurückzugeben, wie es etliche Berufssoldaten im Trainerteam auch machen.   

SZW: Robin und David, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die neue Saison.

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