„Wir können Schulen doch nicht derart im Regen stehen lassen!“, empörte sich die Medienpädagogin Jessica Wawrzyniak des Bielefelder Vereins, der sich seit über 30 Jahren für Grundrechte und Datenschutz einsetzt, und hat kurzerhand ein „Peer-to-Peer“-Projekt von Schulen für Schulen gestartet.
Projektseite: digitalcourage.de/netzwerk-freie-schulsoftware
Wer bereits gute Erfahrungen mit dem Einsatz von Freier Software an Schulen gemacht hat, kann sich auf der Website des Netzwerks eintragen und andere zum Austausch einladen. Ob Videokonferenzen, Dateiablagen, Messenger, Lernmanagement-Systeme oder digitale Werkzeuge für einzelne Unterrichtsfächer – für alle gängigen kommerziellen und datensammelnden Software-Produkte gibt es freie Alternativen. Und diese sind längst nicht so unbeliebt, wie einige Google- und Microsoft-Verfechter gerne behaupten! Nur eine Woche nach Projektstart sind bundesweit schon über 400 Hilfs-Angebote eingetragen worden, die zum Erfahrungsaustausch einladen oder Hilfe bei der Installation von Freier Software anbieten. „Wir sind überwältigt von so viel Engagement! Es macht Mut zu sehen, wie viele solidarisch sind und anderen helfen möchten“, so Rena Tangens Gründungsmitglied von Digitalcourage. Jessica Wawrzyniak erklärt: „Dass Schulen sich von den Big Playern des Marktes bezirzen lassen, ohne nachzudenken, was mit den Daten der Lehrer und Schülerinnen passiert, kann man ihnen nicht einmal verübeln. Es gibt viele Gründe, die unser Bildungssystem an diesen Punkt gebracht haben. Wir müssen aber schleunigst gegensteuern und Kinder – sowohl zu Hause als auch in der Schule – so vorbereiten, dass sie ihre Grundrechte verstehen und ihre Privatsphäre achten.“
Letztes Jahr hat Digitalcourage das Bildungspaket veröffentlicht, eine Zusammenstellung von Informationen rund um die Gestaltung freier, ganzheitlicher und nachhaltiger digitaler Bildung (abrufbar unter https://digitalcourage.de/bildungspaket) – jetzt folgt praktische Hilfe. „Es ist ein Zeichen für das digital-bildungspolitische Totalversagen der Politik, dass diese Arbeit von kleinen Vereinen mit bescheidenen Mitteln kommen muss. Wir fühlen uns verantwortlich, Bildung in eine Richtung zu lenken, die digital mündige Bürgerinnen und Bürger hervorbringt! Aber warum kommt das nicht von den Ministerien?“, so Netzphilosophin Leena Simon. Nun liegt es an verantwortungsbewussten Schulen, diese Hilfe anzunehmen, sich über datenschutzfreundliche Software zu informieren und eigene Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. Über diesen produktiven Austausch freuen sich nicht nur die Aktiven von Digitalcourage, sondern unzählige hilfesuchende Lehrerinnen und Lehrer, die Orientierung im IT-Dschungel brauchen.
Digitalcourage engagiert sich seit 1987 für Grundrechte, Datenschutz und eine lebenswerte Welt im digitalen Zeitalter. Wir sind technikaffin, doch wir wehren uns dagegen, dass unsere Demokratie "verdatet und verkauft" wird. Wir klären auf und mischen uns in Politik ein. Digitalcourage ist gemeinnützig, finanziert sich durch private Spenden und lebt durch die Arbeit vieler Freiwilliger.
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