Der Milch Marker Index ist von Januar bis April 2021 von 113 auf 111 Indexpunkte gesunken. Mit 45,75 Cent pro Kilogramm verharren die Milcherzeugungskosten damit auf einem sehr hohen Niveau. Weitere Kostensteigerungen ergaben sich insbesondere bei Düngemitteln und Zukauffutter. Der weiterhin auf den Betrieben lastende Kostendruck wurde durch eine Reduktion der Ausgaben für die Unterhaltung von Gebäuden und Maschinen kompensiert. Dies zeigte sich bei den Berechnungen für die Milchviehbetriebe in allen drei Regionen. Diese Reaktionen der Milcherzeuger/innen weisen auf ein deutliches Zurückfahren der Investitionen angesichts anhaltend hoher Produktionskosten hin.

Der Milchauszahlungspreis lag im April 2021 bei 34,02 Cent pro Kilogramm und damit 4 Prozent höher als im Januar dieses Jahres. Das Verhältnis zwischen den Kosten und Preisen verbesserte sich entsprechend wieder nur geringfügig. 26 Prozent der Milcherzeugungskosten blieben ungedeckt.

Die Zeit der Einsparmöglichkeiten ist schon lange vorbei

„Die Berechnungen der MEG Milch Board mit dem MMI dokumentieren das Drama, das für die Milchbäuerinnen und Milchbauern nicht größer sein könnte“, stellt der Vorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz fest. „Die Rechnungen für die Produktionsmittel und Dienstleistungen der Milchproduktion können schon jetzt nicht bezahlt werden, und die Liste von neuen Forderungen an die zukünftige Produktion von Kuhmilch ist praktisch unendlich.“

Gleichzeitig beobachtet Lenz, dass nicht-landwirtschaftliche Unternehmen „Milchsubstitute“, erfinden, erforschen und gewinnbringend am Markt platzieren. „Milchbäuerinnen und Milchbauern haben versucht, diesen Entwicklungen durch Kosteneinsparungen zu begegnen“, so Lenz weiter. „Auch die Bilanzreserven sind schon lange aufgebraucht, weder Arbeit noch Boden werden entlohnt. Folglich dreht sich das Hamsterrad immer schneller, und das Drama verschärft sich eklatant. Eine Milchpreisexplosion, ähnlich wie bei den Kosten, ist nicht in Sicht. Wie auch, wenn die Milch verarbeitende Industrie ihre Macht dafür einsetzt, eine signifikante Milchpreiserhöhung für die Erzeuger/innen um jeden Preis zu verhindern."

Wie soll die Milcherzeugung der Zukunft aussehen?

„Umso wichtiger ist es, dass wir Milchbäuerinnen und Milchbauern uns positionieren und formulieren, wie wir uns die zukünftige Milchproduktion mit Kühen vorstellen. Welche Effekte hat das für die Umwelt und wie profitiert die Gesellschaft davon, dass die Milch vor Ort von Kühen durch die Arbeit von Bäuerinnen und Bauern erzeugt wird? Der Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft macht da etwas Hoffnung. Er kommt klar zu dem Schluss, dass Bäuerinnen und Bauern faire Preise für ihre Produkte bekommen müssen und dass eine Voraussetzung für Gemeinwohlleistungen eine positive betriebswirtschaftliche Kalkulation ist.“

Auch hier ist wieder die Positionierung der Milcherzeuger/innen gefragt: „Was ist der Preis für die zukünftige Kuhmilch? Diesen müssen wir Milchbäuerinnen und Milchbauern formulieren und aussprechen ohne falsche Bescheidenheit. Sonst werden ihn Kommissionen oder Molkereien wie gehabt festlegen – auch ganz ohne dabei bescheiden zu sein.“

Der Milchmarkt alleine wird es Lenz zufolge nicht richten, jedenfalls nicht mit den jetzigen Regelungen. Dass diese geradezu pervers sind und Milchbäuerinnen und Milchbauern in die Lähmung bringen, rückt immer mehr ins Interesse der Öffentlichkeit. Das ist auch der Verdienst des Milchdialogs mit seinen teilnehmenden Verbänden. Für die Politik stehen detailliert durchdachte Konzepte wie die Umsetzung des Artikel 148 und die Sektorstrategie des BDM bereit, um den Weg der Transformation der Landwirtschaft zu beginnen. Entwickelt haben diese Konzepte couragierte Bäuerinnen und Bauern, die sich zeigen und die Dinge beim Namen nennen – auch wenn es unbequem ist. Um auch zukünftig am Markt mit Kuhmilch mitzumischen, brauchen wir Bäuerinnen und Bauern, die mutig Ideen und den Wert (Preis) von Kuhmilch formulieren. Nichts anderes ist es was Märkte erobert: mutige Ideen die begeistern und von der Gesellschaft und dem Milchmarkt mit einem ordentlichen Preis honoriert werden müssen.

Über MEG Milch Board w.V.

Die MEG Milch Board w. V. ist die im Jahre 2007 gegründete Erzeugerorganisation der Milchbauern in der Bundesrepublik. Grundlage ist das Agrarmarktstrukturgesetz (AgrarMSG), welches in wesentlichen Teilen Eingang in die Satzung gefunden hat. Staatlich genehmigt wurde die Gemeinschaft von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

Aufgabe der Erzeugerorganisation ist unter anderem die Aufstellung von Verkaufs- und Vermarktungsregeln für die Mitglieder. Ziel ist es, die Bündelung der Milchbauern weiter voranzutreiben, um diesen den Zugang zum Wettbewerb innerhalb der Lebensmittelkette zu ermöglichen. Unterstützung erfährt dieses wichtige Vorhaben durch das Bundeskartellamt (Sektorbericht Milch), die Europäische Kommission, den Rechnungshof der Europäischen Union und viele andere Organisationen. Alle befürworten die Bündelung der Milchbauern, damit diese einen die Produktionskosten deckenden Rohmilchpreis und damit ein angemessenes Einkommen erzielen können.

Besondere Satzungsaufgabe ist die Ermittlung der Produktionskosten unter Einbeziehung eines plausiblen Einkommensansatzes und unter Berücksichtigung des eingesetzten Kapitals für Boden und Pacht.

Die MEG Milch Board w. V. stellt somit ein wichtiges Instrument dar, um die Milchbauern aus der Umklammerung von privaten und genossenschaftlich organisierten Molkereien zu lösen. Letztere haben es bis heute nicht vermocht, die Wertschöpfung aus dem gelieferten Rohstoff an die Erzeuger weiterzugeben. Folge sind unzureichende Einkommen der Landwirte. Da insbesondere die Produktionskosten in den letzten Jahren exorbitant angestiegen sind, der Rohmilchpreis aber eher stagnierte, ist es zentrales Anliegen der MEG Milch Board w. V., den Milchbauern die wichtige Teilnahme am Markt zu eröffnen.

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