Derzeit gibt es viele positive Faktoren, doch kann man sich fragen, ob der unaufhaltsame Anstieg von Risikoanlagen – ein charakteristisches Merkmal des ersten Halbjahres – unvermindert anhalten wird. Für die absehbare Zukunft erwarten wir, dass das Wirtschaftswachstum in den Industrieländern weiterhin über dem Trend liegen wird, da sich die Welt allmählich vom exogenen Covid-19-Schock erholt. Der Konsum wird nach wie vor robust sein und die Unternehmensinvestitionen werden zunehmen, um den Nachholbedarf zu decken und die Versorgungsketten zu entlasten. In den USA beispielsweise saßen die Haushalte im Mai noch auf 2,5 Billionen US-Dollar an überschüssigen Ersparnissen. Nicht jeder Cent wird ausgegeben werden, aber dieser Faktor wird das Wachstum auf jeden Fall weiter begünstigen. Unterdessen bleibt die Geldpolitik der Industrieländer weitgehend expansiv. Die Inflation steigt, meist aus temporären Gründen wie Basiseffekten und Engpässen in den Lieferketten. Gleichzeitig haben die Zentralbanken ihre Bandbreiten für die Inflationsziele angehoben, was die Dringlichkeit von Leitzinserhöhungen mindert. Aus all diesen Gründen nehmen wir nach wie vor eine konstruktive Haltung gegenüber Risikoanlagen ein.

Die Verbreitung neuer Covid-19-Varianten und die ungleiche regionale Durchimpfung auf der ganzen Welt stellt demgegenüber einen Unsicherheitsfaktor dar. Es besteht immer das Risiko, dass die Zentralbanken die Zinsen zu früh oder zu aggressiv anheben. Nicht zuletzt sehen die Bewertungen einiger Risikoanlagen üppig aus. Die Industrieländer werden durch die gestiegenen Impfquoten den Delta-Ausbruch wohl in den Griff bekommen – diese Virusvariante könnte die Erholung dort eher verzögern als aufhalten. Außerdem deuten die „Rauchsignale“ der US-Notenbank Fed darauf hin, dass mit einer Drosselung der Anleihenkäufe und einem tatsächlichen Zinserhöhungszyklus nicht vor 2022 bzw. dem zweiten Halbjahr 2023 zu rechnen ist. In der Zwischenzeit lassen sich in den verschiedenen Finanzmarktsegmenten immer noch werthaltige Bereiche identifizieren.

Die saisonale Illiquidität und die Gewinnmeldungen für das zweite Quartal sowie insbesondere die Prognosen der Unternehmen werden kurzfristig für eine gewisse Volatilität sorgen. Während sich alle oben genannten Faktoren ausgleichen, könnte das Risiko-Ertrags-Verhältnis nicht so großzügig ausfallen wie in den vergangenen zwölf Monaten. Wir halten es für angemessen, realisierte Erlöse in liquiden kurzfristigen Anlageinstrumenten zu parken, um im zweiten Halbjahr Schwächephasen zu nutzen und neue Chancen ins Visier zu nehmen, insbesondere in dynamischen Anlageklassen.

Im Rahmen der DPAM Global Balanced Funds bevorzugen wir auf der übergewichteten Aktienseite aus Bewertungsgründen die Eurozone gegenüber den USA. Man sollte weiterhin ein solides Engagement in den USA halten, das unverändert vom starken Wirtschaftswachstum, den staatlichen Förderprogrammen (Infrastruktur usw.) von Präsident Biden und dem gesunden Konsum profitieren werden. Allerdings hat die Eurozone noch Nachholbedarf und damit mehr Potenzial als die USA, da die Durchimpfung auf unserem Kontinent hinterherhinkt. Die lokalen Verbraucher verfügen noch über relativ hohe Sparrücklagen, während der EU-Konjunkturfonds in Höhe von 750 Milliarden Euro das Wachstum über die anfängliche Erholungsphase hinaus stützen wird. Die Aktienmärkte der Eurozone sind zudem relativ betrachtet günstiger und enthalten mehr zyklische sowie Value-Aktien. Großbritannien ist ebenfalls günstig bewertet, aber die Aktienmarktstruktur des Vereinigten Königreichs ist weniger attraktiv. Auch mit Blick auf die Schwellenländer sind wir weniger optimistisch, da die Covid-Situation dort unklar ist und viele Schwellenländer von China abhängig sind, das kürzlich die finanziellen Bedingungen (Reserve Requirement Ratios) lockern musste, um das Wachstum anzukurbeln. Wir könnten, was die asiatischen Schwellenländer anbelangt, mehr Zuversicht entwickeln, wenn sich das Kreditwachstum in China – wie wir erwarten – bis zum Jahresende stabilisiert. Was Japan betrifft, so fallen die Frühindikatoren nach wie vor enttäuschend aus, und die Impfkampagne verläuft dort erschreckend langsam. Im Aktiensegment lassen wir bei den so genannten Bond Proxies, wie Versorger und Basiskonsumgüter, Vorsicht walten, da diese Titel in einem Umfeld steigender Renditen tendenziell eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung verzeichnen. Wir bevorzugen weiterhin qualitativ hochwertige Wachstumswerte (hohe Eintrittsbarrieren, Nischenmärkte, robuste Bilanzen, erstklassige Unternehmensführung usw.), die von strukturellem Rückenwind profitieren. Themen wie Energieeffizienz, demografische Alterung und Automatisierung genießen unverändert unsere Präferenz, da sie noch Jahre des Wachstums vor sich haben.

In unserer festverzinslichen Allokation sind wir bei Staatsanleihen untergewichtet und bei der Duration zurückhaltend aufgrund der Neubewertung des wirtschaftlichen Aufschwungs, der ungewissen Inflationsentwicklung und der Aussicht auf eine straffere Geldpolitik. Staatsanleihen spielen weiterhin eine defensive Rolle, doch mit Blick auf europäische Peripherieländer bleiben wir relativ positiv gestimmt. Die Konvergenz der Renditen in den Peripherie- und Kernländern setzt sich fort, da die EU endlich eine „Union“ zu sein scheint. Außerdem wird diese Subregion überproportional vom EU-Konjunkturfonds profitieren. Grundsätzlich suchen wir aktiv nach Gelegenheiten, die die Rendite steigern, aber das Zinsrisiko nicht erhöhen. Investment-Grade-Unternehmensanleihen können sich als eine nützliche Quelle für stabile Überschussrenditen gegenüber Bundesanleihen erweisen, obwohl die Bewertungen im historischen Vergleich nicht günstig sind. Hochzinsanleihen, insbesondere kurz laufende Titel, sind attraktiver: Es wird keine signifikante Zunahme der Ausfallraten erwartet, und die Spreads sind im Niedrigzinsumfeld überzeugend.

Als interessante Alternative zur Diversifizierung – auch um Portfolios gegen eine höhere Inflation „abzusichern“ – sehen wir Immobilienaktien. Wir halten eine Übergewichtung, da diese Titel in der Lage sein werden, eine höhere Inflation durch höhere Mieten zu kompensieren. Auch Rohstoffe, die mit dem Aufschwung verbunden sind – Kupfer zum Beispiel und Unternehmen, die damit in Verbindung stehen –, können als weiterer Inflationsschutz und Diversifikator dienen: Die Nachfrage übersteigt das Angebot nicht nur wegen

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