Zum heutigen Auftakt der Aktionswoche Artenvielfalt informieren Teilnehmer der Kampagne im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz über die Vorteile und Anbaumethoden bunt blühender Energiepflanzen. Die Erfolge sind beeindruckend – doch der Handlungsbedarf noch immer groß.

Wie schon zur Premiere 2020 beteiligen sich auch in diesem Jahr zahlreiche Verbände, Firmen und Privatpersonen an der 2. Aktionswoche Artenvielfalt. Gemeinsam wollen die Akteure darauf hinweisen, dass das Spektrum an Energiepflanzen sehr groß ist – und dass viele dieser Pflanzen einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt und Biodiversität auf den Ackerflächen leisten.

„Grundsätzlich kann so gut wie jede Pflanze in Biogasanlagen vergoren und zu Energie in Form von Strom und Wärme oder Kraftstoff umgewandelt werden“, erklärt der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide. Der Unterschied liege allein in der Gasausbeute und damit letztendlich im Einkommen des Betreibers. Von einem Hektar Wildpflanzen beispielsweise könne in einer Biogasanlage nur etwa die Hälfte der Strommenge generiert werden wie von einem Hektar Mais. Dennoch sieht der Verbandspräsident im Anbau alternativer Energiepflanzen eine große Chance – sowohl für die Artenvielfalt auf den Ackerflächen als auch für die Zukunft der Biogasbranche.

Artenreiche Energiepflanzenfelder wünscht sich auch Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur- und Artenschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Und er fordert schnelles Handeln. „Das Rebhuhn als typischer Bewohner der Feldflur ist seit 1980 europaweit um 94 % zurückgegangen“, mahnt Kinser. Er schätzt, dass auf den knapp 12 Mio. Hektar Ackerfläche in Deutschland gerade einmal 1.500 Hektar Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion angebaut werden. Mit Bunter Biomasse als Teil des landwirtschaftlichen Mainstreams könne jedoch eine Trendwende beim Artenrückgang in der Feldflur gelingen.

Gut 200 Hektar dieser Wildpflanzenflächen stammen von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim (LWG). Die dortige Wildpflanzenspezialistin Kornelia Marzini erklärt: „Die Herausforderung besteht darin, eine Mischung zu finden, die sowohl an den Klimawandel angepasst ist, eine hohe Biodiversität garantiert und zudem ausreichend Ertrag für die Biogasanlage generiert.“ Die Veitshöchheimer Mischung erfülle diese Anforderungen seit 2014 und sei u.a. vom BUND und dem Bauernverband anerkannt.

Das späte Erntefenster ab Mitte Juli ermögliche den Vögeln ein erfolgreiches Brutgeschäft. Untersuchungen hätten ergeben, dass bedrohte Arten wie die Braun-, Schwarz- und Blaukehlchen in den Blühflächen vorkommen und die Brutreviere über die Jahre immer weiter zunehmen, berichtet Marzini. Die Basis hierfür sei eine ausreichend große Insektennahrung. Bei Untersuchungen mit einem Insektensauger wurden auf den Blühflächen in einer Viertelstunde 225 verschiedene Insektenarten festgestellt – was selbst renommierte Biologen verblüfft habe.

Für den dreifachen Rodel-Olympiasieger Georg Hackl ist der Klima- und Umweltschutz eine Herzensangelegenheit: „Als Wintersportler merkt man ganz massiv die Auswirkungen des Klimawandels. Ich sehe in der Biogasnutzung eine große Chance, dem entgegenzuwirken – ganz besonders, wenn der Anbau der Energiepflanzen auch noch Artenvielfalt und Insektenschutz mit sich bringt.“

„Mit Biogas haben wir die Chance, Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bringen“, resümiert der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide. Und er weiß, dass viele Betreiber von Biogasanlagen bereit sind, alternative Energiepflanzen anzubauen. Wichtig sei aber ein Ausgleich der finanziellen Nachteile, die der Anbau bunter Blumenwiesen für den Landwirt bedeuten. „Bei uns in Niedersachsen regelt seit diesem Sommer die Förderrichtlinie „Mehrjähriger Wildpflanzenanbau“ die finanzielle Unterstützung. Bis zu 500 Euro pro Hektar gibt es für den Anbau von Blühpflanzen. Das ist ein realistischer Ansatz und ein gutes Beispiel für andere Bundesländer“, sagt Seide. Und auch auf Bundesebene bestehe über eine geeignete Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik die Chance, den Ausbau alternativer Energiepflanzen anzureizen.

Weiter Informationen zur Aktionswoche Artenvielfalt finden sie hier und in den sozialen Medien unter dem Hashtag #blühendesLeben.

Im Rahmen der Aktionswoche Artenvielfalt sind bislang zwei von vier Kurzfilmen mit dem Hackl Schorsch erschienen: „Die Imkerin“ und „Der Jäger

 

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