Wer heute mit 18 seinen Führerschein erhält, kann durchaus ausschließlich elektrisch unterwegs sein – weil z. B. in der Familie nur Elektroautos vorhanden sind. Noch sind die Verbrenner in der Mehrzahl. Wie aber erleben junge Menschen Mobilität, wenn sie e-mobil sozialisiert werden? Ist die vieldiskutierte Reichweite ein Thema, oder das „langsame Tanken von E-Autos? „Nein“ sagt Lou Heger, die, seit sie mit 18 ihren Führerschein ausgehändigt bekommen hat, nur elektrisch unterwegs ist. Die Generation E-mobil denkt, fühlt und fährt anders:

Powertrust: Lou, du fährst seit deinem 18. Lebensjahr ausschließlich elektrisch. Warum?

Lou Heger: Meine Familie hat sich einige Monate bevor ich meinen Führerschein bekommen habe, vom letzten Auto mit Verbrennungsmotor getrennt – einem Hybrid – und ist auf reine Elektroautos umgestiegen. Von daher bin ich von Haus aus immer nur elektrisch gefahren.

Powertrust: Ist E-Mobilität etwas Außergewöhnliches für dich?

Lou Heger: Ehrlich gesagt nein. Es gehört so in meinen Alltag, dass ich mir da kaum noch Gedanken drüber mache. Aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich ein anderes Elektroauto auf der Straße sehe. Das werden übrigens immer mehr. Am Anfang war jedes Elektroauto ein Highlight.

Powertrust: Deine Fahrschule und Prüfung hast du auf einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotoren absolviert. Wie war der Umstieg auf elektrisches Fahren? Was war die größte Herausforderung?

Lou Heger: Es gab keine Herausforderung! Es war sogar eher eine Erleichterung. Als Beifahrer kannte ich unser Auto ja schon und wusste, wie angenehm es zu fahren ist. Ich hab´ die Tage gezählt, bis ich von dem umständlichen Fahrschulauto wegkonnte.

Powertrust: Wie viele Kilometer fährst du elektrisch und ist Reichweite für dich ein Problem?

Lou Heger: Ich fahre sehr viel Auto! Allein bis zu meiner Uni und zurück sind es 160 km, die ich teilweise dreimal die Woche zurücklege. In solchen Wochen fahre ich mit den Strecken zuhause schnell mal 500 bis 600 km. Aber die Reichweite war noch nie ein Problem! Bei gutem Wetter eh nicht. Wenn es kalt ist, suche ich mir eine Ladesäule, und das Auto lädt sich auf, während ich in der Uni bin. Damit komm ich ganz easy hin und zurück. Und je nachdem, wie ökonomisch ich fahre, ist meine Batterie abends auch noch halb voll.

Powertrust: Sowohl das Tanken als auch das elektrische Laden gehört nicht zur Fahrschulausbildung. Der erste Tankvorgang ist immer eine kleine Herausforderung. Vom Öffnen des Tankdeckels bis zur Wahl des richtigen Treibstoffs gibt es einiges zu beachten. Wie war deine erste Begegnung mit einer Ladesäule?

Lou Heger: Da ich noch nie einen Verbrenner betankt habe und es mir davor auch etwas graut, kann ich hier nichts vergleichen. Ich weiß nur, dass Laden echt einfach ist: an die Säule fahren, Stecker rein, fertig! Laden kann das Auto ja alleine, da muss man nicht daneben stehen. Danach abstecken, bezahlen – und dann kann‘s weitergehen!

Powertrust: Bist du, nachdem du deinen Führerschein erhalten hast, noch mal Verbrenner gefahren? Wie war das für dich?

Lou Heger: Nur als Beifahrer und einmal kurz selbst, weil mein Freund zu müde zum Fahren war. Aber es war richtig komisch: Ich konnte das Auto kein bisschen einschätzen. Zum Glück waren das nur ein paar Kilometer – da ist mir mein E-Auto echt lieber.

Powertrust: Hast Du schon mal ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor betankt – und wenn ja: Wie war das für dich im Vergleich zum elektrischen Laden an der Ladesäule?

Lou Heger: Ne ich hab´ noch nie selbst eines betankt, aber ich weiß von Freunden und wenn ich selbst dabei bin, dass es echt umständlich ist, weil man die ganze Zeit daneben steht.

Beim Elektroauto ist es einfacher, weil man es einsteckt und gehen kann, zum Beispiel Kaffee trinken oder so. Und wenn man wieder kommt, ist das Auto geladen. Dann muss man nur noch abstecken und losfahren.

Powertrust: Du bist sozusagen elektro-mobil sozialisiert, kennst aber beide Welten. Wenn du die elektrische Mobilität mit der Verbrenner- Mobilität vergleichst: Welche Gedanken hast du dazu?

Lou Heger: Mir geht es dabei vor allem um die Zukunft. Klar kann man sagen: Elektroautos sind nicht 100 % umweltfreundlich, aber sie sind ein großer Schritt in die richtige Richtung. Und die Technologie würde sich nicht weiterentwickeln, wenn wir nicht bereit wären, solche Schritte zu gehen.

Powertrust: Wie sieht deiner Meinung nach die Automobilzukunft in Deutschland und Europa aus?

Lou Heger: Ich wünsche mir, dass die Menschen die Vorteile von Elektroautos schätzen lernen und Methoden gefunden werden, die Autos immer umweltfreundlicher zu machen. Ich wünsche mir, dass die Menschen bereit sind Dinge in die Hand zu nehmen und nicht immer nur meckern wie schrecklich viel CO2 Autos doch ausstießen – aber dann trotzdem weiter Verbrenner fahren, weil Elektroauto „kennen wir nicht, wollen wir nicht“.

Powertrust: Wir danken für das Gespräch.

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