Sie ließ Schloss Favorite ganz nach ihren Vorstellungen und ihrem Kunstgeschmack bauen, liebte Kostüme und edles Steingut: Franziska Sibylla Augusta, Markgräfin von Baden-Baden. Ab 1716 richtete sie ihr „Porzellanschloss“ ein – ein Schatzkästchen von europäischem Rang. Am 10. Juli 1733, vor 288 Jahren, starb Sibylla Augusta in Ettlingen. Sie hinterließ der Nachwelt ein Lustschloss voller exotischer Kostbarkeiten. Das Themenjahr 2021 der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg widmet sich genau diesem Bereich: „Exotik. Faszination und Fantasie“. Schloss Favorite ist eines von 15 Monumenten des Landes, in dem die Gäste die Spuren fremder Kulturen und ferner Kontinente erkunden können.

EINE ARRANGIERTE EHE

Bereits von Kindesbeinen an konnte Prinzessin Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg in Luxus schwelgen. Am 21. Januar 1675 wurde sie in eine reiche katholischen Familie hineingeboren, die in Schlackenwerth, heute Ostrov nad Ohří, in Böhmen ein Schloss besaß. Ihre Schwester und sie waren begehrte Kandidatinnen auf dem fürstlichen Heiratsmarkt. Als Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden 1690 zur Brautschau kam, wählte er die 15-jährige Sibylla Augusta – zum Ärger der älteren Anna Maria Franziska. Die Hochzeit folgte im März 1690 auf Schloss Raudnitz, da die Residenz des Markgrafen in Baden-Baden nach einem Krieg mit den Franzosen in Trümmern lag.

Sibylla Augusta ALS REGENTIN

Trotz des Altersunterschieds von 20 Jahren war die Ehe von großer Zuneigung geprägt, wie Sibylla Augusta in einigen Briefen bezeugte. In elf Jahren kamen neun Kinder zur Welt, von denen jedoch sechs bereits in den ersten Lebensjahren starben. 1707 erlebte Sibylla Augusta einen weiteren Schicksalsschlag: den Tod ihres Ehemannes. Erbprinz Ludwig Georg war mit seinen knapp fünf Jahren noch zu jung für den Thron. So wurde sie vormundschaftliche Regentin an seiner Stelle – und regierte zwanzig Jahre lang.

Die Markgräfin als Bauherrin

Die Regentin musste mit den Folgen des Spanischen Erbfolgekriegs leben: Die französischen Truppen waren in der Residenzstadt Rastatt eingefallen: Von 1707 bis 1714 musste Sibylla Augusta die Stadt verlassen. Noch im Exil ordnete sie 1710 den Bau von Schloss Favorite und der Kirche am Residenzschloss an. Aber auch eine Reihe von Kapellen, die heilige Stätten aus dem Leben Jesu nachahmten, gehörte dazu. Mit diesen Gebäuden präsentierte sie sich als kunstsinnige Herrscherin und fromme katholische Fürstin. Auch ihrem Sohn Ludwig Georg schuf sie mit all den Bauten ein standesgemäßes Umfeld, wenn er einmal als zukünftiger Markgraf regieren sollte.

persönliche prägung

Sibylla Augusta überließ als kunstsinnige Herrscherin beim Bau von Schloss Favorite kein Detail dem Zufall. Ihre Ideen und Wünsche setzten Baumeister Michael Ludwig Rohrer und ihr künstlerischer Leiter Franz Pfleger in prachtvolle Realität um. Ein großes Vorbild war ihre Heimat Böhmen, doch Sibylla Augustas Geschmack war international. Mit großer Begeisterung sammelte sie eine Innovation aus Sachsen: „Schwartz Porcelain“, schwarzglänzendes Böttgersteinzeug, das aufwendig bemalt wurde und an chinesisches Porzellan erinnert. Sibylla Augusta drückte Schloss Favorite ihren ganz persönlichen Stempel auf, mit ihrer einzigartigen Porzellansammlung und den individuell ausgesuchten Kunstwerken aus aller Welt.

Das Themenjahr 2021

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg rufen für 2021 das Themenjahr Exotik aus. Dabei geht es um „Fantasie und Faszination“ des Fremden für die Europäer, angefangen von den kostbaren exotischen Importen wie Porzellan und Seide, Kaffee, Tee und Schokolade. Aber auch die dunklen Seiten dieser Begeisterung werden gezeigt: Die Menschen in den fernen Kontinenten zahlten den Preis für die europäische Begeisterung, als Sklaven auf Plantagen oder einfach, weil sie im Blick der weißen Eroberer „Wilde“ waren.

Schloss Favorite Rastatt – das Porzellanschloss

Gemalte Porzellane an der Decke, japanische Figuren als Wandschmuck oder die blau-weißen Fliesen im Gartensaal verleihen den Prunkräumen im Lustschloss von Markgräfin Sibylla Augusta ihre exotische Aura. Echte chinesische Porzellanfiguren oder chinesisch inspirierte Lackmöbel aus europäischer Herstellung wie die blaue Garnitur steigern das exotische Ambiente. Im Erdgeschoss ist frühes Meißner Porzellan ausgestellt: darunter Objekte mit filigranem Blumendekor. In den 1720er-Jahren waren „indianischen Blumen“ ein beliebtes Motiv, exotische Blumen aus „Ostindien“ wie Pfingstrosen, Chrysanthemen und Nelken, die mit den Schiffen der Ostindischen Handelskompagnien nach Europa gelangten. Der berühmteste Porzellanmaler der sächsischen Manufaktur, Johann Gregorius Höroldt, schuf die Dekorvorlagen mit den asiatischen Pflanzen, aber auch Tieren und Figuren. Viele weitere kunstvolle Details spiegeln den persönlichen Geschmack der Markgräfin wider, doch sie stehen auch für die barocke Vorstellung von angemessener fürstlicher Selbstdarstellung. Sehenswert sind die Kostümbilder: Sie zeigen die markgräfliche Familie in einer beeindruckenden Vielfalt an Kostümen, unter anderem als Türken oder Afrikaner. Auch im Landschaftsgarten zeigt sich die Vorliebe für Exotisches: Dort wachsen Pflanzen aus aller Welt wie der amerikanische Amberbaum, ein Mammutbaum, ein Japanischer Schnurbaum und ein Ginkgo aus China.

 

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