Schon Ende Juli hat die Menschheit alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die der Planet innerhalb dieses Jahr erzeugen und regenerieren kann. Auch in Thüringen zerstört z.B. der Raubbau im Gipskarst dauerhaft einzigartige Lebensräume. Der BUND Thüringen fordert deshalb: Unsere Lebens- und Wirtschaftsweise muss sich grundlegend ändern.

Hitzesommer, Überschwemmungen und Brände: Die Ampel steht auf Rot“, erklärt Robert Bednarsky, Landesvorsitzender des BUND Thüringen. „Wir müssen die Signale ernst nehmen und die Auswirkungen der Klimakrise und des weltweiten Artensterbens schnellstmöglich eindämmen. Den Preis für unserer Nichthandeln werden sonst nachfolgende Generationen tragen müssen.“

Würden weltweit alle Menschen so leben wie in Deutschland, bräuchte es drei Erden, um den Ressourcenbedarf zu decken, wie das „Global Footprint Network“ berechnet. Weltweit gesehen beutete die Menschheit den Planeten so stark aus, als hätte sie mehr als anderthalb Erden zur Verfügung.

„Das Ziel muss sein, den Ressourcenverbrauch massiv zu senken und gerechter zu verteilen. In Thüringen gilt das insbesondere für die endlichen Naturgipsvorräte im Südharz“, so Bednarsky. „Mit der fortschreitenden Ausbeutung von Naturgipsvorräten steht mit der Gipskarstlandschaft ein einzigartiger Hotspot der Artenvielfalt auf dem Spiel.“

Mit einem Gutachten zeigt der BUND Wege auf, wie ein Ausstieg aus dem Naturgips-Abbau bis 2045 möglich ist. Den Erhebungen zu Folge werden in Deutschland beispielsweise weniger als ein Prozent der Gipsprodukte recycelt, der überwiegende Teil lande gemeinsam mit anderen Bauabfällen auf Bauabfalldeponien.

Bednarsky: „Naturgips ist ein wertvoller und vor allem endlicher Rohstoff, mit dem wir schonend umgehen sollten, statt ihn auszubeuten. Deshalb brauchen wir dringend strengere Regelungen für das Recycling von Chemiegipsen und Gipsprodukten. Gipswandbauplatten müssen separat gesammelt und wiederverwertet werden. Wir brauchen eine Kreislaufwirtschaft, die den Ressourcenverbrauch deutlich reduziert.“ Als ersten Schritt fordert der BUND die Einführung einer Primärbaustoff- und einer Materialinputsteuer. Bednarsky: „Wer der Natur Material entnimmt, soll künftig dafür auch den angemessenen Preis zahlen.“

In einem zweiten Schritt sei ein Strukturwandel in der Südharz-Region auf den Weg zu bringen. Bednarsky: „Wir müssen den Menschen vor Ort eine Perspektive bieten, die sich nicht mehr allein auf den Abbau von Naturgipsvorräten beschränkt. Das sind wir nachfolgenden Generationen schuldig.“

Hintergrund:

Das Ziel der Bundesregierung muss es sein, den absoluten Ressourcenverbrauch stark zu senken. Gemeinsam mit 14 weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen fordert der BUND die Bundesregierung auf bis 2050 die Nutzung von unbelebten Primärrohstoffen auf maximal 6 Tonnen und die Nutzung biotischer Primärrohstoffe auf maximal 2 Tonnen pro Person und Jahr zu begrenzen. Dazu ist als Zwischenziel, ähnlich wie in unserem Nachbarland Niederlande, eine Reduzierung von mindestens 50 Prozent bis zum Jahr 2030 nötig.
Ein Policy-Paper, das diese Forderungen vertieft, finden Sie unter: www.bund.net/ressourcenschutzziele 

Das vom BUND in Auftrag gegebene Gutachten zum Naturgipsausstieg finden Sie unter: www.bund.net/gipsgutachten

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