Zum Abschluss des Ausstellungsprojekts WÄNDE I WALLS realisierte der Graffitikünstler DAIM eine spektakuläre Wandarbeit an der Fassade des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums in Stuttgart.

Am Sonntag, 30. Mai 2021, endete die Ausstellung WÄNDE I WALLS im Kunstmuseum Stuttgart. Das groß angelegte Ausstellungsprojekt spürte an mehreren Orten in Stuttgart der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Raumgrenze Wand nach und nahm dabei auch die Kunstform des Graffiti in den Blick. Der international renommierte Graffitikünstler DAIM, der mit bürgerlichem Namen Mirko Reisser heißt, gestaltete für das Projekt den gläsernen Kubus des Museums mit einer leuchtenden, im Stadtraum weithin ausstrahlenden Fassadenarbeit im »3D-Style« – seinem Markenzeichen, das er bereits Anfang der 1990er-Jahre entwickelte.

Mit Ende der Ausstellungslaufzeit verschwand auch die Fassadengestaltung. Ein wesentlicher Impuls von Graffiti ist es jedoch, ein bleibendes und für möglichst viele Menschen sichtbares Zeichen zu setzen. Wir freuen uns deshalb sehr, dass das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart-West eine prominente, weit über 100 Quadratmeter große Fläche der Schulfassade zur Verfügung stellte, auf der Mirko Reisser einen für ihn typischen explosiven und farbenprächtigen Style realisiert hat – und damit die Ausstellung WÄNDE I WALLS fort- und zugleich dauerhaft im öffentlichen Raum einschreibt.

Im Gegensatz zu anderen Städten in Deutschland ist die Zahl der beauftragten Graffiti in Stuttgart noch überschaubar, aber man trifft immer häufiger auf kunstvoll bemalte Hausfassaden, Trafostationen, Umspannwerke, Haltestellen und Brückenpfeiler, deren meist tristes Aussehen durch die Graffiti gewandelt wird. Viele Gestaltungen gehen auf das Projekt »Farbe« (projektfarbe-stuttgart.de) zurück, das seit 15 Jahren von der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft gefördert und von dem Projektverantwortlichen Florian Schupp betreut wird, auf dessen Vermittlungs-arbeit auch die Kooperation zwischen dem Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, dem Kunstmuseum Stuttgart und DAIM zurückgeht.

Mirko Reisser arbeitet in der Tradition des »Graffiti-Writing«, d.h. er entwickelt Kompositionen, die seinen Künstlernamen als Basiselement enthalten. Dabei erkundet er mittlerweile seit über dreißig Jahren die unterschiedlichen Charaktere, die sich in der Visualisierung der vier Buchstaben D-A-I-M ausfindig machen lassen. Diese Suche wie auch die stetige Weiterentwicklung seiner »Styles« verweisen nicht allein auf formalästhetische Überlegungen, sondern stellen zugleich Fragen an die eigene Identität. Reissers Bild »coming-out-monomania« für die Fassade des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums richtet sich als kreativer Impuls an die Schüler- und Lehrerschaft. Als ›Wand für Stuttgart‹ wird es zugleich ein Teil des urbanen Raumes – und als Abschluss des WÄNDE I WALLS-Projekts verdeutlicht das Kunstwerk eindrücklich das Potenzial der uns umgebenden Wände, mehr zu sein als bloße architektonische Bauelemente.

Mirko Reisser (*1971 in Lüneburg, Niedersachsen) lebt in Hamburg. 1989 entstanden die ersten Graffiti-Arbeiten. Bereits 1990 sprühte er Auftragsarbeiten, 1991 beginnt er, nach dem Abschluss seines Abiturs, als selbstständiger Künstler zu arbeiten und nennt sich fortan DAIM. 1996 nimmt er sein Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Luzern in der Schweiz auf. Er ist 1999 Mitgründer der Künstlergemeinschaft getting-up in Hamburg. Der Künstler realisierte zahlreiche Wandgestaltungen sowie Gruppen- und Einzelausstellungen weltweit. Seine Arbeiten befinden sich in internationalen Sammlungen. Mit seiner besonderen Annäherung an abstrakte sowie geometrische Buchstabenformen in der konsequenten Variation seines Pseudonyms hat sich Reisser zu einem der Pioniere auf dem Feld des 3D-Styles entwickelt. Mehr Informationen unter mirkoreisser.de

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