Obwohl es dem Land im vergangenen Jahr gelungen war, die Pandemie weitgehend unter Kontrolle zu halten, leidet die Wirtschaft unter verschiedenen Störfaktoren, da sie stark vom Export und dem Tourismussektor abhängig ist. 2019 belastete bereits der Handelskrieg zwischen den USA und China sowie eine schwere Dürre die Entwicklung. Der Tourismus trägt etwa 20 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Dies erklärt, warum die weltweite pandemiebedingte Tourismuskrise Thailands Wirtschaft zu einer der am stärksten betroffenen Ökonomie in Süd-Ostasien im Jahr 2020 gemacht hat. Die Kombination aus eingebrochenen Tourismuseinnahmen, strengen Sperrmaßnahmen, rückläufigen Investitionen und geringerer In- und Auslandsnachfrage führte mit -6,1 % zur tiefsten Rezession seit der Asienkrise 1997-98. Die nun eingetretene Erholung, die durch staatliche Anreize und eine anziehende Auslandsnachfrage gestützt wird, wird gedämpft durch die Coronafolgen für Tourismus, privaten Konsum und private Geschäftstätigkeit. Credendo gibt das erwartete Wachstum mit 2,6 % an, eine der schwächsten Raten in der Region.
Seit April hat Thailand mit einer dritten Welle zu kämpfen. Verzeichnet wurde der schlimmste Anstieg der Neuinfektionen seit Pandemiebeginn. Dies hat die Wiedereröffnung der Touristen-Hotspots verzögert. Ausschlaggebend ist der langsame Impffortschritt. Ende April waren erst 1,6 % der Bevölkerung geimpft. In einem optimistischen Szenario könnte Ende 2022 erst Herdenimmunität erreicht sein, mit der dann auch die volle wirtschaftliche Erholung einhergehen könnte.
Trotz der negativen Einflüsse ist es der Politik gelungen, einen noch schlimmeren Rückgang der Wirtschaftsleitung zu verhindern. Es gab massive fiskalische Anreize und geldpolitische Lockerungsmaßnahmen, einschließlich der Festsetzung des Zinssatzes der Zentralbank auf einen historischen Tiefstand von 0,5 %, um den Schock für Unternehmen einzudämmen und Infrastrukturinvestitionen zu unterstützen. Da die staatlichen fiskalischen Maßnahmen, wenn auch in geringerem Umfang fortgesetzt werden, erwarten die Länderanalysten von Credendo eine weitere Verschlechterung der öffentlichen Finanzen. Das Haushaltsdefizit weitere sich 2020 auf 4,7 % des BIP aus und wird dieses Jahr voraussichtlich 4,9 % erreichen. Infolgedessen stieg die im vergangenen Jahrzehnt weitgehend stabile und überwiegend inländische Staatsverschuldung abrupt an. Sie könnte von 41 % des BIP im Jahr 2019 auf etwa 56 % in diesem Jahr steigen. Damit hat Thailand unter den fünf größten Schwellenländern der ASEAN die zweithöchste Staatsverschuldung nach Malaysia.
Extern behielt Thailand seine solide Position bei, wobei die Leistungsbilanz weiterhin einen Überschuss ausweist. Credendo erwartet jedoch eine weitere Verengung der Leistungsbilanz, von 7 % des BIP 2019 über 3,3 % 2020 auf 0,4 % in diesem Jahr. Dies erklärt sich aus einem stärkeren Rückgang der Exporte im Jahr 2020 und einer erwarteten schwächeren Erholung 2021 im Vergleich zu den Importen. Ab 2022 sind die Aussichten aufgrund der anhaltenden Erholung der weltweiten Nachfrage und der allmählichen Belebung des Tourismus besser.
Die Coronakrise hat auch zu einem Anstieg der Ausslandsschuldenquote geführt, dennoch bleibt diese mit unter 40 % des BIP moderat. Thailands Schwächen sind eher struktureller Natur, da das Land weiterhin Risiken ausgesetzt sein wird, sie sich aus seiner alternden Bevölkerung, einer hohen und steigenden Verschuldung der Haushalte, Bildungslücken und sich verschärfenden Naturkatastrophen (Dürren und Überschwemmungen) ergeben.
Vereinzelte Proteste der Jugend gegen die Monarchie und die vom Militär geführte Regierung haben vor und während der Coronapandemie politische Instabilität geschürt. Diese Proteste haben in jüngerer Zeit nachgelassen, bleiben aber ein Instabilitätsrisiko, insbesondere angesichts der negativen Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt, der Armut und der hohen Ungleichheiten. Inzwischen ist die Regierung hart gegen Demonstranten vorgegangen, indem sie für einige Demokratieaktivisten schwere Haftstrafen verhängen ließ und ihre Kontrolle über die Medien verschärft hat. Neben diesen innenpolitischen Entwicklungen könnten die Behörden mit einem externen Zustrom Tausender burmesischer Flüchtlinge konfrontiert sein, da sich die politische Krise im benachbarten Myanmar nicht zu verbessern scheint.
Die Coronapandemie hat das wirtschaftliche Risiko Thailands durch die Rezession 2020 stark beeinflusst. Daher hat Credendo das Land zweimal von A/C über B/C auf C/C herabgestuft. Auf der anderen Seite sind die politischen Risikoeinstufungen unverändert geblieben. Obwohl der Risikoausblick in diesem Jahr negativ bleibt, dürfte Thailand sein kurzfristiges politisches Risikorating aufgrund der komfortablen Liquidität in der guten Kategorie 2/7 und das mittel- und langfristige Rating 3/7 trotz geschwächter Staatsfinanzen halten.
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