Im Jahr 2020 hat die Region zwischen Waghäusel und Bühl erstmals seit Umstellung auf den Zensus 2011 einen Rückgang der Einwohnerzahl verbucht. Diese war nach Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg an Sylvester 2020 mit rund 1.042.800 Menschen um rund 950 niedriger als zum Jahresende 2019. Das entspricht einer stabilen Bilanz mit einem Minus von lediglich 0,1 Prozent. Hinter der Zahl stehen jedoch räumliche Unterschiede. Während in der Stadt Karlsruhe die Bevölkerung um rund 3.600 Personen zurückging, konnten die Landkreise Karlsruhe (+1.750) und Rastatt (+670) leichte Zuwächse verbuchen.

„Das Jahr 2020 hat bei der Bevölkerungsentwicklung in unserer Region verschiedene Trends abgebildet“, so Verbandsdirektor Gerd Hager. Die Regionalplaner führen den aktuellen Rückgang auf einen verminderten Zuzug wegen der Corona-Pandemie zurück. „Besonders in Karlsruhe vermuten wir die deutlich reduzierten Anmeldungen von Wohnsitzen von Studierenden vor allem aus dem Ausland als eine Ursache. Normalisiert sich die Lage wieder, dann rechnen wir für die Region mit einer Fortsetzung des langjährigen Bevölkerungswachstums“, so Hager.

Allerdings weisen die Regionalplaner auf die räumlichen Unterschiede auf lokaler Ebene hin. In Teilräumen setzte sich das Bevölkerungswachstum auch 2020 weiter fort. Besonders die Städte Bruchsal (+600) und Baden-Baden (+260) sowie die Gemeinden Oberderdingen (+230) und Pfinztal (+230) konnten zulegen. In prozentualer Sicht liegt die Spannbreite zwischen Rückgängen in der Gemeinde Forbach (- 1,4 Prozent) sowie Stadt Karlsruhe (-1,2 Prozent) und Anstiegen mit jeweils einem Plus von 2,0 Prozent in den Gemeinden Oberderdingen und Loffenau.

Die Stadt Rastatt überschritt zum Jahresende mit über 50.150 Personen (+250) erstmals die Marke von 50.000 Einwohnern – ein Plus von rund 3.500 Menschen seit Ende 2011. „Nach Definitionen in der bundesweiten Raumforschung ist die Stadt Rastatt nun eine große Mittelstadt“, erläutert Hager. Damit könnte Rastatt häufiger in bundesweiten Studien zur Stadt- und Raumentwicklung in den Fokus gelangen. Auch würden sich nach der Gemeindeordnung einzelne organisatorische Änderungen ergeben. Für die Regionalplanung sieht Hager allerdings darin keine Bedeutung: „Das Überschreiten bestimmter Einwohnermarken ist für das System der Zentralen Orte wenig maßgeblich. Mittelzentrum ist eine eigenständige raumordnerische Kategorie und nicht mit Mittelstadt gleichzusetzen. Vielmehr sind bei Zentralen Orte deren räumliche Einzugsgebiete und funktionale Ausstattung entscheidend.“

Im Blick auf die Anzahl der Baugenehmigungen im Jahr 2020 mit rund 3.500 Wohnungen laut landesamtlicher Statistik und der derzeitigen Planungen der Kommunen, gehen die Regionalplaner von einer fortlaufend stabilen Entwicklung im Wohnungsbau aus. Geschosswohnungsbau, der zunehmend auf Interesse stößt, nimmt dabei einen wachsenden Anteil bei den Baufertigstellungen ein.

„Die stabile Bevölkerungsentwicklung hat aus dem zuletzt stark angespannten Wohnungsmarkt Druck herausgenommen. Diese Verschnaufpause sollten wir nutzen, um nachfrageorientiert Wohnraum zu schaffen. Unsere Region bleibt auch in Zukunft ein Magnet und wird weiterhin Neubürger anziehen“, zeigt sich Gerd Hager überzeugt. Der Verbandsdirektor verweist dabei auf die Tatsache, dass die Region seit 2011 bereits um über 50.000 Menschen gewachsen ist. Aus dieser Quelle werde nach wie vor die Suche nach Wohnraum gespeist.

„Urbane Siedlungstypen mit ihren kurzen Wegen bleiben nach wie vor attraktiv. Einwohnerdichte, hohe Lebensqualität und städtebauliche Attraktivität sind miteinander vereinbar,“ so Hager. Darüber hinaus trage eine flächensparende Bauweise zum Erhalt von fußläufig erreichbaren Naherholungsgebieten bei, die gerade in dieser Zeit stark nachgefragt sind.

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