Ottmar Ilchmann, Landesvorsitzender der AbL-Niedersachsen, sagt:
„Die wirtschaftliche Lage für Erzeuger*innen ist nach wie vor extrem angespannt. Immer mehr Betrieben geht die Luft aus. Die Futtermittelkosten nahezu aller Rohstoffkomponenten verteuern sich Zusehens. Die Milchpreise für Bäuerinnen und Bauern erholen sich so gut wie gar nicht, obwohl der Weltmarkt-Milchpreis seit Anfang des Jahres gestiegen ist. Gemäß dem Kieler Rohstoffwert Milch, also der Frühindikator für Milchpreisentwicklungen, liegt der Milchpreis für Mai ab Hof bei 37 Cent das Kilogramm. Dieser Preis spiegelt sich nicht in den Auszahlungspreisen für uns Milcherzeuger*innen wieder: Das Deutsche Milchkontor etwa zahlte seinen Erzeuger*innen im April 31,2 Cent. Die Hochland-Molkerei zahlte 34,5 Cent. Das ist ein Skandal!“
Ilchmann weiter:
„Das zeigt einmal mehr, dass die Molkereien überhaupt nicht im Sinne kostendeckender Milchpreise für ihre Lieferant*innen verhandeln. Sie reichen das Geld nicht oder nicht rechtzeitig weiter. Höhere Preise schlagen sich nicht bis zu den Erzeuger*innen durch. Dabei hat der Lebensmitteleinzelhandel nach den Protesten im letzten Winter betont, etwas für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage auf den Betrieben tun zu wollen.“
Lucia Heigl, stellevertretende AbL-Bundesvorsitzende, führt weiter aus:
„Die Verbraucher*innen sind bereit höhere Preise zu bezahlen, wenn sie denn bei den Bäuerinnen und Bauern ankommen. Die Blockadehaltung der Molkereien muss durchbrochen werden. Deshalb ist es auch notwendig, dass Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner beim anstehenden Trilog zur Gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) sich für wirksame Kriseninstrumenten zur Mengenreduzierung in der Marktordnung einsetzt, wie es das Europäische Parlament fordert. Diese Kriseninstrumente würden temporär eingesetzt, um überschüssige und preissenkende Mengen gar nicht erst zu produzieren. Mit kostendeckenden Preisen kann die Entwicklung in der Landwirtschaft hin zu klimaverträglichen und tierwohlorientierten Produktionsweisen gestärkt werden. Für den Umbau in der Tierhaltung und die Stärkung der Weidehaltung ist zudem die rasche Umsetzung der Borchert-Kommission notwendig mit entsprechender Planungssicherheit für tierhaltende Betriebe. Außerdem braucht es für den internationalen Agrarhandel soziale und ökologisch verbindliche Kriterien für den Import von Agrarerzeugnissen, aber genauso für den Export.“
Aktion:
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ruft gemeinsam mit dem Milchdialog zur Aktion "Schluss mit Lustig – Schluss mit Mauern!" auf. Besucht die Hochland-Molkerei und das Deutsche Milchkontor! Die Marktsituation ist günstig! Die Molkereien müssen jetzt für ihre Lieferant*innen kostendeckende Preise verhandeln.
- Wann: Am 11. Jun 2021 um 11 Uhr
- Wo: In Heimenkirch, Edewecht und Zeven vor den Werkstoren
Links:
Futtermittelkosten: Großhandelspreise vom 07.06.2021
Kieler Rohstoffwert Milch
Nachhaltige Lebensmittelproduktion: Wirtschaft in die Pflicht nehmen
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