Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche hatte es begrüßt, dass Papst Franziskus für die Erzdiözese Köln eine Apostolische Visitation mit zwei Bischöfen aus dem Ausland angeordnet hat. Doch kritisch anzumerken ist jetzt, dass weder ihr konkreter Auftrag noch das Verfahren transparent sind und dass der einwöchige Zeitraum der Visitation angesichts der tiefgreifenden Konflikte innerhalb des großen Erzbistums zu kurz bemessen war.

Situationen in Köln und München nicht vergleichbar

Wenn Papst Franziskus jetzt den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki – ähnlich wie den Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx – bitten würde, weiter im Amt zu bleiben, so würde dies unabsehbare Erschütterungen nicht nur im Erzbistum Köln, sondern in der gesamte Kirche in Deutschland wie auch in der Öffentlichkeit hervorrufen. Es würde den bereits bestehenden, weit verbreiteten und tiefgehenden Vertrauensverlust noch verstärken, denn die Leitungspersonen wie auch die Situationen in Köln und München unterscheiden sich in vielem sehr. Fast alle Kölner erwarten von Woelki „persönliche Konsequenzen“; viele Religionslehrkräfte geben aus Protest ihre Missio zurück.

Ebenso wenig wäre es vermittelbar, wenn jetzt Erzbischof Dr. Stefan Heße in Hamburg sowie die Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff quasi automatisch in ihre bisherigen Ämter zurückkehren könnten, ohne dass der Vatikan eine Entscheidung gefällt hat. Damit steht auch die Glaubwürdigkeit des Papstes auf dem Spiel.

Moralische Verantwortung der Leitungsträger

Die Visitation durch den Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und Bischof Hans van den Hende aus Rotterdam sollte nicht nur das juristisch relevante Handeln in den Blick genommen haben, sondern vor allem die moralische Verantwortung der Leitungsträger sowie die gesamte pastorale und kommunikative Situation im Kölner Erzbistum. Mit seinem stark überhöhten Amtsverständnis scheint Kardinal Woelki, der sich selbst gegenüber seinen Bischofskollegen beratungsresistent zeigt, das alte Machtsystem seines Vorgängers, Kardinal Joachim Meisner, fortzuführen, dessen Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär er von 1990 bis 1997 war. Wie soll da in Zukunft eine gedeihliche Zusammenarbeit zwischen Kirchenleitung und Klerus, Gremien und Kirchenvolk wieder möglich werden?

Zum Glaubwürdigkeitsverlust der Kölner Kirchenleitung hatte bereits zuvor die Weigerung von Kardinal Woelki und seiner Weihbischöfe Puff und Schwaderlapp beigetragen, in konstruktiver Weise an dem Synodalen Weg in Deutschland mitzuwirken. Dieser mühsam errungene gemeinsame Synodale Weg wird von vielen als vielleicht letzte Möglichkeit gesehen, dem durch die jahrzehntelange Vertuschung entstandenen Vertrauensverlust in die Kirchenleitung zu begegnen.

Personeller und spiritueller Neuanfang

Für die Glaubenden im Erzbistum Köln und auch in ganz Deutschland ist zu hoffen, dass möglichst bald ein personeller und spiritueller Neuanfang mit einer Kirchenleitung gelingt, die einen wertschätzenden und glaubwürdigen Umgang mit kirchlich Beschäftigten wie auch mit allen Glaubenden praktiziert.

Bei der Bischofsbestellung von Woelki im Jahre 2014 hatte Wir sind Kirche das nicht korrekte Verfahren Roms hat als „erneute Missachtung von Domkapitel und Kirchenvolk“ kritisiert. Damals überging Rom alle drei vom Kölner Domkapitel vorgeschlagenen Kandidaten, Woelki stand nicht auf der Dreierliste aus Köln. Deshalb wird es künftig nötig sein, das gesamte Kirchenvolk in das Auswahlverfahren für neue Bischöfe und Weihbischöfe einzubeziehen. Vorschläge für transparentere Verfahren der Bischofsbestellung liegen von verschiedener Seite vor.

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