„Die Nachfrage nach Bauleistungen lag im April dieses Jahres zwar deutlich über dem – coronabedingt – schwachen Vorjahresniveau, den Bauunternehmen machen aber die Lieferengpässe und die starken Preissteigerungen bei Baumaterialien zu schaffen. Dies könnte nicht nur zu Verzögerungen bei einzelnen Projekten führen, die stark steigenden Baumaterialpreise drücken auch auf die – in der Bauwirtschaft im Vergleich zu anderen Zweigen des Produzierenden Gewerbes ohnehin schwächere – Ertragslage.“ Mit diesen Worten kommentierte der Vizepräsident Wirtschaft des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Lorenz, die in der neuesten Ausgabe des Aktuellen Zahlenbildes veröffentlichten Konjunkturindikatoren für die Bauwirtschaft. Demnach sei der Auftragseingang der Betriebe im Bauhauptgewerbe mit 20 und mehr Beschäftigten im April 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat zwar um 7,0 % (real: + 4,1 %) und zum Vormonat** um 9,8 % gestiegen, die Preise für wichtige Vorprodukte wie Betonstahl, Bitumen und Holz hätten im gleichen Zeitraum aber um bis zu 50 % zugelegt. „Wenn bei langlaufenden Projekten keine Preisgleitung vereinbart wurde, trägt man das Risiko als Bauunternehmer allein.“

Lorenz: „Hinzu kommt, dass von der positiven Nachfrageentwicklung der ersten vier Monate nicht sämtliche Regionen gleichermaßen profitierten. Während für Deutschland insgesamt ein Plus von 3,7 % ausgewiesen wurde, ist der Auftragseingang in Ostdeutschland um 3,3 % zurückgegangen. Unsere Branche weist nicht nur hinsichtlich der Regionen, sondern auch bei den Bausparten eine unterschiedliche Entwicklung auf.“ Während die Nachfrage im Wohnungsbau deutlich gestiegen sei (April: + 40,5 %, Jan.-Apr.: + 13,4 %), sei diese im Öffentlichen Bau rückläufig (- 7,2 % bzw. – 1,2 %). Insbesondere der Straßenbau sei betroffen: Die Orderaufträge von Bund, Ländern und Gemeinden seien im April um 9,0 % zurückgegangen (Jan.-Apr.: – 3,6 %). „Hier macht sich bemerkbar, dass die verfügbaren Mittel nicht zeitnah auf den Markt kommen. Zudem greifen Bund und Länder den Kommunen nicht mehr mit einer Kompensation der Gewerbesteuerausfälle unter die Arme.“ Entsprechend seien die Bauausgaben der Gemeinden im ersten Vierteljahr um 5,2 %, für die Straßen sogar um 7,3 % zurückgegangen. „Auf kommunaler Ebene gehen Einnahmeausfälle eben immer direkt zu Lasten der Investitionen. Die Kompensationsregelung sollte unbedingt auch im laufenden Jahr gelten“, appelliert Lorenz an die Politik. „Sonst werden uns die Schlaglöcher des vergangenen Winters noch lange erhalten bleiben.“

„Der Winter hat sich negativ auf den Umsatz der Baubetriebe* ausgewirkt: In den ersten vier Monaten ist dieser um 5,9 % (real: – 8,4 %) zurückgegangen“, beschreibt Lorenz die Situation. Daran hätte auch das leichte Plus im April von 2,3 % nichts geändert (real: – 0,7 %). „Das Umsatzplus im April hätte höher ausfallen können, wenn nach der Witterung nicht auch noch der Materialmangel viele Baufirmen ausgebremst hätte.“ Fehlendes Baumaterial werde auch im Mai die Bautätigkeit behindern: Während im April 19 % der vom ifo Institut befragten Baufirmen eine Behinderung gemeldet hätten, seien im Mai schon 40 % betroffen gewesen.

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes sowie des ifo Instituts.

*)   Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten  

**) preis-, saison- und kalenderbereinigt

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